Verkehrsunfallstatistik 2020
Weniger Unfälle im EN-Kreis – Mobilität sank wegen Pandemie
Landrat Olaf Schade informierte heute mit Mario Klein von der Direktion Verkehr über die Verkehrsunfallentwicklung für den Bereich der Kreispolizeibehörde (KPB) im EN-Kreis.
Zeitgleich zeigte sich Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung der Landes-Verkehrsunfallstatistik erfreut, dass auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr weniger Unfälle (-16,4 Prozent), weniger Tote (-5,7 Prozent) und weniger Schwerverletzte (-10,5 Prozent) registriert wurden.
„Aufgrund der Pandemie sank die Mobilität deutlich und in der Folge auch die Unfälle“, erklärte der Innenminister. Zeitweise war das Verkehrsaufkommen auf den nordrhein-westfälischen Straßen um 40 Prozent zurückgegangen.
„Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1953 gab es noch nie so wenig Todesopfer auf den NRW-Straßen“, sagte Reul. 2020 starben 430 Menschen in NRW durch einen Verkehrsunfall. Das sind 26 weniger als im Vorjahr (2019: 456). „Der Rückgang ist erfreulich. Trotzdem könnten die Zahlen besser sein“, sagte Reul. Denn insgesamt sind die Unfalltoten zwar zurückgegangen, jedoch nicht auf den Autobahnen. Hier gab es 2020 sogar ein leichtes Plus: Kamen im Vorjahr 50 Menschen bei Autobahn-Unfällen ums Leben, waren es im vergangenen Jahr 63 Tote. Innenminister Reul: „Während der Pandemie waren die Straßen zwar leerer, das schützt aber nicht davor, ordentlich Gas zu geben und sich tot zu rasen.“ Reul weiter: „Die Hauptunfallursachen Rasen, Abstand, Alkohol und Ablenkung sind so leicht zu vermeiden. Und doch ist es dieses Fehlverhalten, das oft in den schlimmsten Unfällen endet.“
6.107 Verkehrsunfälle im EN-Kreis
Im letzten Jahr gab es bei der KPB-EN 6.107 Verkehrsunfälle, davon 496 mit Personenschaden, wobei 620 Personen verletzt wurden. Von diesen Verkehrsunfällen wurden 5.484 Fälle der Kategorie „Bagatellunfälle“ zugeordnet, wo keine Personenschäden, kein schwerer Sachschaden und kein Alkohol- oder Drogengenuss mit im Spiel waren. Die vier Unfalltoten des letzten Jahres waren bei Unfällen in Gevelsberg, Ennepetal, Schwelm und Herdecke zu beklagen.
Die Zahlen der KPB in der Übersicht:
- Verkehrsunfälle 2020 : insgesamt 6.107 Unfälle (- 1.191)
- Hattingen: 1.430 (-233) mit 144 Verunglückten
- Sprockhövel: 611 (-139) mit 80 Verunglückten
Der frühere Unfallschwerpunkt auf der South-Kirkby-Straße in Sprockhövel, so Mario Klein von der Polizei, besteht durch die neue Ampelanlage mit gleichzeitig geänderter Verkehrsführung nicht mehr. In Hattingen ereigneten sich im Bereich der Reschop-Kreuzung, die im EN-Kreis am stärksten frequentierte Kreuzung, im letzten Jahr wieder zahlreiche Unfälle.
- Verunglückte motorisierte Zweiradfahrer : insges.144 Unfälle (+37)
- Hattingen : 34 (+1)
- Sprockhövel : 20 (-1)
Deutlicher Anstieg bei Pedelec-Unfällen
Besonders eine Entwicklung beobachten der Innenminister und auch Mario Klein von der Direktion Verkehr mit Sorge: Im vergangenen Jahr stiegen Unfälle mit Pedelecs deutlich an. 2020 verunglückten 3.897 Pedelec-Fahrer in NRW, 121 im EN-Kreis. Das ist ein Plus von über 40 Prozent im Vergleich zu 2019. In Hattingen verunglückten 42 (+19), in Sprockhövel 16 (+6) Rad- bzw. Pedelecfahrer.
Mehr als die Hälfte der Verunglückten entfällt auf ältere Menschen, auf die Gruppe 65 Plus. „Es ist ja toll, dass ältere Menschen mobil werden wollen und auch mobiler sind, aber es muss auch sicher sein. Für sie und für die anderen Verkehrsteilnehmer“, sagte Reul.
Gegenseitige Rücksicht und faires Verhalten
Mario Klein von der Direktion Verkehr aus Schwelm beklagt oftmals Überforderung und Fehleinschätzung, wenn Senioren mit „eingebauten Rückenwind“ Geschwindigkeiten erreichen, die zu Unfällen führen können. Die EN-Polizei wird, sobald möglich, wieder entsprechende Präventionsveranstaltungen durchführen.
Landrat Olaf Schade appellierte in diesem Zusammenhang an die Verkehrsteilnehmer, sich stets rücksichtsvoll und fair im Straßenverkehr zu verhalten, zumal auf den beliebten Zweiradstrecken, Radfahrer, Pedelecfahrer und Spaziergänger mit Kindern unterwegs sind.
- Verunglückte Fußgänger - insgesamt 69 Personen (-29)
- Hattingen : 15 (-6)
- Sprockhövel : 6 (-5)
Die Polizei empfiehlt allen Fußgängern, bei Dunkelheit entsprechend sichtbare Kleidung zu tragen, um Verkehrsunfälle zu verhindern.
- Verunglückte Kinder (bis 14 Jahre) - insgesamt 46 Unfälle (-15)
- Hattingen : 14 (+6) , 6 Kinder waren aktiv, 8 Kinder waren passiv an Unfällen beteiligt.
- Sprockhövel : 6 (-7), 4 Kinder waren aktiv, 2 Kinder waren passiv an Unfällen beteiligt.
- Verunglückte junge Erwachsene (18 -24 Jahren) : insges. 90 Unfälle (-40)
- Hattingen : 16 (-20)
- Sprockhövel : 9 (-1)
Die größte Unfallursache bei dieser Altersgruppe ist hier mit einem Anteil von 36 Prozent Unfälle beim Abbiegen und Wenden.
- Verunglückte Senioren : insges.91 Unfälle (-4)
- Hattingen : 20 (-4)
- Sprockhövel : 13 (+0)
Beim Abbiegen und Wenden passierten auch hier die meisten Unfälle.
Polizei investiert weiterhin
Innenminister Reul betonte, dass die Polizei ihr Engagement im vergangenen Jahr nicht verringert hat und verwies auf Investitionen in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro in Geschwindigkeits-, Laser- und Alkoholmessgeräte: „Obwohl während Corona weniger auf den Straßen los war, haben wir unsere Anstrengungen nicht zurückgeschraubt. Wir haben weiterhin kontrolliert, wir waren weiterhin präsent.“ Die Polizei intensivierte unter anderem ihren Kampf gegen verbotene Kraftfahrzeugrennen. 2019 wurden 766 verbotene Rennen registriert, 2020 insgesamt 1.515 Rennen (+ 97,8 Prozent). Es gab 1.250 Strafanzeigen, 265 Verkehrsunfälle und fünf Tote durch illegale Rennen - ein Fahrer, drei Beifahrer und ein Kind kamen ums Leben. „Diese Raser gefährden und töten nicht nur sich selbst, sondern auch unbeteiligte Dritte! Deshalb greifen wir hier hart durch“, sagte Reul. So gab es im vergangenen Jahr mehr Schwerpunktkontrollen in Nordrhein-Westfalen und 164 Sondereinsätze. Die Polizei war mit spezialisierten Kräften im Einsatz und erstellte ein neues Lagebild über die Raser-Szene.
Maßnahmen 2021
„Die Polizei wird im Bereich der KPB Schwelm auch in diesem Jahr erkannte Verkehrsverstöße konsequent verfolgen und durch einen verstärkten Technikeinsatz flächendeckende Geschwindigkeitsüberwachungen einsetzen“, sagte Mario Klein. Darin eingeschlossen ist auch die Überwachung des gewerblichen Personen- und Güterverkehrs und die Präventionsarbeit unter Einbeziehung aller Altersgruppen, von Kindergarten-Kindern bis zu Senioren.
Autor:Hans-Georg Höffken aus Hattingen |
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