Update 2 - Schutzweste rettete Leben
Polizeibeamten beinahe getötet - Viele Bürger sind entsetzt
Bei einer Verkehrskontrolle am 5.5.2020 gegen Mitternacht im benachbarten Gevelsberg wurde ein Polizeibeamter von einem Täter angeschossen und schwer verletzt. Nach einer aufwändigen Polizeiaktion konnte der Täter in den frühen Morgenstunden am 6.5.2020 von Spezialeinsatzkräften der Polizei festgenommen werden. Bei der Festnahme wurde auch der Täter verletzt. Viele Bürger äußern sich auf Internetplattformen entsetzt über die Schüsse auf den Polizeibeamten.
Am 05.05.2020, so die Polizei, kontrollierte eine Streifenwagenbesatzung gegen 23:55 Uhr in der Mühlenstraße in Gevelsberg ein Fahrzeug. Sie hielten einen BMW an und wollten bei dem Fahrer, dem in Kasachstan gebürtigen 36-jährigen Vitali K., einen Drogentest vornehmen. Wie sich später herausstellte, bestand gegen ihn außerdem ein Haftbefehl.
Der 36-Jährige zeigte sich zunächst kooperativ, bevor er wenig später unvermittelt zu seinem Auto rannte und nach der dort versteckten Waffe griff, mit welcher er das Feuer eröffnete.
Schuss traf Polizisten
Der getroffene Polizist trug eine dienstliche Schutzweste, welche das Projektil nicht durchdringen konnte. Er erwiderte im Anschluss mit seinem Streifenpartner das Feuer. Der 28-jährige getroffene Polizist wurde hierbei schwer, jedoch nicht lebensgefährlich, verletzt.
Der Beschuldigte flüchtete mit seinem Fahrzeug und verunfallte wenig später mit diesem. Er setzte die Flucht zu Fuß fort, da der BMW aufgrund der Beschädigungen nicht mehr fahrbereit war. Danach verschwand der 36-Jährige für zirka drei Stunden.
Was er in dieser Zeit tat und wo er sich aufhielt, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Bei der Waffe, mit der er auf die Polizisten schoss, handelt es sich um eine Neun-Millimeter-Pistole. Herauszufinden, wie er in den Besitz der Waffe kam, ist jetzt ebenfalls Aufgabe der Mordkommission. Fest steht schon jetzt, dass er diese illegal besessen hat.
Aufgrund des Tatgeschehens wurden unter Hinzuziehung zahlreicher Polizeikräfte auch aus umliegenden Bereichen Fahndungsmaßnahmen eingeleitet. Aus Hattingen waren ebenfalls Beamte in der Nacht in den Einsatz eingebunden.
Sondereinsatzkommando der Polizei kann Täter überwältigen
Spürhunde, ein Hubschrauber und Spezialkräfte des SEK kamen zum Einsatz. Der Beschuldigte konnte am 06.05.2020 gegen 04:15 Uhr durch einen Polizeihund und die Spezialeinsatzkräfte in der Hagener Straße in Gevelsberg gestellt werden.
Bei der darauffolgenden Festnahme wurde der Beschuldigte, der wiederum auf die eingesetzten Polizeibeamten schoss, schwer, jedoch nicht lebensgefährlich, verletzt.
Die Vielzahl an Spuren der insgesamt drei Handlungsorte wird jetzt von den Ermittlern ausgewertet, um die Tat rekonstruieren zu können und weitere Hinweise zu erlangen.
Haftbefehl wegen versuchten Mordes
Der Vollstreckungshaftbefehl von zwei Jahren und sechs Monaten wegen Betäubungsmittelhandels ist dem 36-Jährigen bereits verkündet worden. Nach Antrag der Hagener Staatsanwaltschaft wurde ebenfalls ein Untersuchungshaftbefehl wegen versuchten Mordes durch eine Richterin des Amtsgerichts Schwelm erlassen.
Eine Verlegung des Beschuldigten in ein Justizkrankenhaus ist für nächste Woche geplant. Der 28-jährige Polizeibeamte, auf den der Beschuldigte schoss, konnte mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Die Hagener Staatsanwaltschaft hat mit einer Mordkommission der Kriminalpolizei Hagen die Ermittlungen aufgenommen.
Innenminister Reul entsetzt
Minister Herbert Reul hat sich entsetzt über die Schüsse auf einen Polizeibeamten in Gevelsberg gezeigt. Wahrscheinlich rettete nur seine Schutzweste den 28-Jährigen. „Ich bin überglücklich, dass die Schutzausstattung der nordrhein-westfälischen Polizei genau das tut, was sie soll: Leben retten.
Aber der Vorfall zeigt: Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über Gewalt“, sagte Reul. Erst am vergangenen Mittwoch war ein ebenfalls 28-jähriger Polizeibeamter beim Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Gelsenkirchen ums Leben gekommen, nachdem auf ihn geschossen worden war.
„Irgendwas ist verrutscht, dass Polizeibeamte inzwischen offenbar als vogelfrei gelten. Das fängt bereits bei kleinen Respektlosigkeiten im Alltag an und steigert sich dann zu solchen Angriffen wie heute Nacht in Gevelsberg“, so Reul.
Dem verletzten Beamten wünschte der Innenminister gute Besserung und viel Kraft bei der Verarbeitung dieses traumatischen Erlebnisses. „Der Beruf des Polizisten ist lebensgefährlich, das gilt nicht nur für Spezialeinheiten, sondern für jeden, der auf der Straße seinen Dienst verrichtet. Umso wichtiger ist es, alles zu tun, um diese Männer und Frauen, die für die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger dieses Risiko jeden Tag eingehen, bestens zu schützen“, so der Innenminister.
Seit Mitte 2017 hat das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt mehr als 40 Millionen Euro in die Schutzausstattung der Polizei investiert. Dafür wurden unter anderem die Schutzwesten verbessert und ballistische Helme für die Polizistinnen und Polizisten angeschafft.
Im Jahre 2019 gab es im Bereich der Kreispolizeibehörde Schwelm 62 Übergriffe auf Polizeibeamtinnen und -beamte. Dabei wurden vier Polizeikräfte schwer verletzt oder so verletzt, dass sie nicht mehr dienstfähig waren.
Autor:Hans-Georg Höffken aus Hattingen |
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