Oft entscheidende Minuten in Hattingen und Sprockhövel
EN-Kreis vergibt Rettungsaufträge neu – 1 RTW nachts weniger in Bredenscheid
Nachdem der EN-Kreis vor einiger Zeit die Rettungsdienstleistungen ab 2022 neu ausgeschrieben hatte, wurden diese jetzt an verschiedene Anbieter vergeben. Für Hattingen und Sprockhövel ergeben sich Änderungen bei den bisher vorgehaltenen Rettungswagen (RTW) und Krankentransportfahrzeugen (KTW).
Bisher wird bei der Rettungswache Am Hoppe in Sprockhövel vom DRK und bei der Rettungswache in Bredenscheid von der Falck-Unternehmensgruppe jeweils ein Rettungswagen mit Besatzung an 7 Tagen die Woche jeweils 24 Stunden bereitgehalten. Im Abwesenheitsfall "springen" RTW aus den umliegenden Standorte Hattingen, Witten-Herbede, Wetter (Ruhr), Gevelsberg und Schwelm ein.
Das Einzugsgebiet der Wachen in Sprockhövel und Bredenscheid umfasst dabei laut Ausschreibung alle Stadtteile von Sprockhövel, teils bis nach Gevelsberg, Hattingen-Bredenscheid und Elfringhausen.
- Ab 1. Januar 2022 wird bei der Rettungswache in Bredenscheid im Zeitraum von 19 Uhr bis 7 Uhr der Falck-RTW mit Besatzung eingespart.
Ein RTW ist dann dort nur noch von montags bis sonntags im Zeitraum 7 bis 19 Uhr einsatzbereit. Ein zusätzliches Krankentransportfahrzeug (KTW) mit Besatzung kommt hier dann montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr, samstags von 8 bis 18 Uhr und Sonn- und feiertags von 9 bis 19 Uhr dazu. Dazu soll die Rettungswache in Bredenscheid baulich modernisiert und angepasst werden, teilte Falck-Geschäftsführer Prof. Dr. Klaus Runggaldier dem STADTSPIEGEL mit.
„Von der zukünftig zeitlich eingeschränkten Besetzung des Standortes in Bredenscheid ist nicht zu erwarten, dass Hilfsfristen zulasten der Gesundheit der Bürger in Sprockhövel nicht im geforderten Maß eingehalten werden können“, so EN-Kreis-Pressesprecher Ingo-Niemann.
Kreistag beschließt Rettungsdienstbedarfsplan
Grundlage der neuen Ausschreibung - und damit auch die – nur noch- tägliche Besetzung der Wache Bredenscheid zwischen 7 und 19 Uhr - ist der aktuelle Rettungsdienstbedarfsplan. Dieser Plan wird gemäß Rettungsgesetz NRW (§ 12) durch den Ennepe-Ruhr-Kreis aufgestellt und durch den Kreistag beschlossen. Hierfür wird regelmäßig ein sachverständiges Fachplanungsbüro eingebunden, um insbesondere den Umfang und die Verteilung der notwendigen Rettungswachenstandorte und der erforderlichen Fahrzeuge zu ermitteln. Unabhängig davon soll bereits die für 2022 vom EN-Kreis vorgesehene Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans weitere Daten liefern. „Auf dieser Grundlage wird dann für den Rettungsdienst im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zu entscheiden sein, wo Anpassungen erforderlich sind“, schreibt der EN-Kreis.
Alle Standorte im Verbundsystem – Nach 12 Minuten beim Patienten
In der derzeitigen Ausschreibung ist nicht erkennbar, welche Rettungswachen Einsätze in Niedersprockhövel abdecken bzw. für diesen Bereich „zuständig“ sind. Dieses, so der EN-Kreis, soll einem Grundgedanken des Rettungsdienstbedarfsplans geschuldet sein. Dieser lautet: Alle Standorte im Kreis sind als Verbundsystem zu betrachten. Sie decken unabhängig von Stadtgrenzen das Kreisgebiet im notwendigen Umfang ab. Ein weiterer Grundsatz der Bedarfsplanung lautet, dass nach dem Prinzip der Zielerreichung als qualitativem Marker, das erste Rettungsmittel nach 12 Minuten am Einsatzort sein soll.
Und der EN-Kreis-Pressesprecher wiederholt und widerspricht den Bedenken einiger Praktiker aus dem Rettungssystem, die den nächtlichen Wegfall des RTW in Bredenscheid kritisch sehen. Aktuell sagt der Rettungsdienstbedarfsplan mit Blick auf die Wachen Bredenscheid und Hoppe aus, dass für Bredenscheid eine Besetzung an 7 Tagen von 7 bis 19 Uhr und für Hoppe von 24/7 angemessen ist, um die Hilfsfristen einhalten zu können.
Somit bleibt zu hoffen, dass alle Patienten*innen, bei denen es bei schweren Erkrankungen um Minuten geht, rechtzeitig durch den Rettungsdienst oder durch First-Responder-Kräfte der Feuerwehr die erforderliche Hilfe erfahren.
Autor:Hans-Georg Höffken aus Hattingen |
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