Schützengilde: Rudolf Langen ist der Gildekönig
Was für ein Fest: Rudolf Langen ist der neue Schützenkönig der Halterner Gilde. Das Festwochenende war bestimmt von rauschenden Feiern, krachenden Überraschungen und lobenswertem Respekt vor den Opfern des Flugzeugabsturzes.
Acht Kompanien und die Sappeure: Die Schützengilde Haltern zählt über 1000 Mitglieder, die sich in voller Stärke aber nur zum Schützenfest treffen. Nun war es wieder soweit: Vier Tage lang war in Haltern alles in die Farben Blau, Weiß und Grün getaucht. Die Nachfolger von Gildekönig Jürgen Wortmann und Königin Anja Büsing-Bergmann wurden gesucht, und alle Vereinsmitglieder waren zur Teilnahme aufgerufen.
Aufgrund der besonderen Umstände nach dem tragischen Flugzeugunglück und der Rückführung der 18 Halterner Opfer in der gleichen Woche verzichtete die Gilde auf einige Programmpunkte, wie etwa das Feuerwerk, verschiedene Umzüge, laute Musik beim Schanzenstürmen oder die Böllerschüsse. Mit dieser Entscheidung hatten sich die Verantwortlichen zwar vor allen in den sozialen Medien einige Kritik eingefangen, aber die meisten Halterner zeigten große Anerkennung für den Programmänderungen, mit denen die Gilde angemessene Pietät und ihren Respekt vor den Verstorbenen demonstrierten.
Auch ohne Sternmarsch und Böller war das Gildefest ein Höhepunkt im Stadtjahr: Hunderte Schützen in grün-weißer Uniform bevölkerten die Straßen, die Musikzüge spielten auf, und die traditionellen Festpunkte wie Schanzenstürmen, Königsschuss oder Vogeldiebstahl begeisterten die Zuschauer. Bei letztgenanntem Programmpunkt knisterte diesmal nicht nur die Spannung, sondern auch das Holz, denn die Vogeldiebe zerstörten vor aller Augen und scheinbar aus Versehen einen Schützenadler mit einem unachtsam geführten Bagger. Zum Glück handelte es sich hierbei um eine von Vogelbauer Ulrich Bäther höchstselbst gefertigte Kopie des offiziellen Schützenvogels "Fanfarius von der Flavarus", und einen gelungenen Scherz - der richtige Fanfarius blieb zunächst unversehrt.
309 Schuss bis zum König
Dafür ging es dem Holzadler am Sonntag an den Kragen: Ab 16 Uhr knallten die Schüsse über den Lippspieker. Schnell rauschten die Flügel und Insignien zu Boden: Die Flügel gingen an Lukas Mroz und Olaf Büchter, Dominik Hanke traf den Apfel, Nick Waldmann die Krone, und das Zepter fiel nach dem Schuss von Markus Langhorst. Nach der Pause standen die Duellanten um die Königswürde fest: Rudolf Langen von der ersten Kompanie stellte sich Gilde-Vizepräsident Frank Leopold. Dennoch dauerte es noch über eine Stunde, bis sich Fanfarius endlich ergab: Nach dem 309. Schuss rasselte der Rest des Adlers unter lautem Jubel von der Stange, und Rudolf Langen riss die Hände zum Himmel. Der neue König nahm sich Annette Schiwek zur Königin, und das Schützenvolk lag sich in den Armen. Bis tief in die Nacht ging der rauschende Königsball im Festzelt.
Am Montag ging es dann munter weiter: Beim traditionellen Schanzenstürmen mussten die Sappeure das Beil fliegen lassen. Die Nachbarschaft Disselhof und die Schanzentruppe Mühlenporte hatten dem neuen Königspaar zwei hohe Barrieren aus quergelegten Birkenstämmen in den Weg gestellt, die in Erinnerung an die historischen Stadtverteidigungsaufgaben der Schützen nun bezwungen werden mussten. Bei diesem farbenprächtigen Schauspiel hatte sich viel Publikum versammelt, und die Axtschläge waren weithin zu hören. Nach dem erfolgreichen Schanzensturm klang das Schützenfest mit einer großen Feier im Festzelt aus.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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