Wohltuende Hand-Berührungen für Körper und Seele

Jana weiß schon was jetzt kommt und nimmt Anja Homeyer direkt bei der Hand. Bilder: LWL/Seifert
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 Bewohner des LWL-Wohnverbundes in der Haard genießen den „Therapeutic Touch“

Kreis. Wenn Anja Homeyer mit ihrem Team in die Haard zum Wohnverbund des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) kommt, glänzen Jana Bergmanns Augen (Name geändert). Die 24-Jährige weiß genau, was jetzt kommt. Sie fasst Anja Homeyer bei der Hand und geht mit ihr gemeinsam zu einer mit kuscheligen Kissen und Decken vorbereiteten Liege. Denn jetzt steht eine Therapeutic-Touch-Behandlung für Jana auf dem Plan.

„In Janas Fall bedeutet ihr aktives Zugehen auf einen Menschen einen großartigen Vertrauensbeweis“, weiß die Erzieherin Kathrin Helke. Denn die junge Frau leidet an frühkindlichem Autismus und schweren Verhaltensstörungen. Sie ist sehr schnell frustriert. Dann schreit Jana und schlägt sich selbst. Kontakt mit anderen Menschen nimmt sie nur sehr schwer auf. Und doch: Von Anja Homeyer lässt sie sich bereitwillig behandeln.

Frau Homeyer, Therapeutic Touch hört sich ein wenig abstrakt an. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Anja Homeyer: Beim Therapeutic Touch (TT) handelt es sich um eine sogenannte Energetische Pflegeintervention. Ganz einfach erklärt spüre ich mit meinen Händen Verdichtungen im Energiefeld meiner Klienten auf und streiche diese aus, so dass die Energie wieder frei fließen kann.

Und wie genau gehen Sie dabei vor?
Anja Homeyer: Zuerst einmal zentriere ich mich selbst. Dabei gehe ich in einen tieferen Bewusstseinszustand und nehme den Menschen, der vor mir liegt, ganzheitlich, wertfrei und verbunden mit der Intention, ihm helfen zu wollen, wahr. Im zweiten Schritt erspüre ich mit meinen Händen die Energieverteilung im Körper des Klienten. Das kann ich tun, indem ich die Hände auf seinen Körper lege oder mit den Händen in einem kurzen Abstand den Körper entlangfahre. Dabei nehme ich wahr, wo die Energie nicht richtig fließt. Im dritten Schritt leite ich die Energie des Klienten durch meine eigene Energie wieder in die richtigen Bahnen und löse energetische Stauungen oder Stagnationen auf. Dazu lege ich wieder meine Hände direkt auf den Körper auf oder bleibe knapp über die Körperoberfläche.

Und wenn die Energie wieder frei fließt ist der Schmerz oder die Unruhe weg?
Anja Homeyer: Nicht unbedingt und sofort, schließlich ist unsere Behandlung nicht medizinischer Natur. Aber indem ich den Energiefluss lenke, unterstütze ich die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers und helfe den Klienten dabei, ein positives Körpergefühl zu entwickeln, das nicht mehr ausschließlich durch Schmerz oder Unruhe dominiert ist.

Frau Helke, aus Ihrer Sicht als Erzieherin: Wie reagieren die Bewohner des LWL-Wohnverbundes auf dieses Angebot?
Kathrin Helke: Durchweg positiv. So wie Janas Beispiel auch schon zeigt. Wir treffen das Team um Anja Homeyer einmal in der Woche in unserem Entspannungsraum. Und wenn wir uns mit unseren Bewohnern dorthin auf den Weg machen, ist ihre Vorfreude schon deutlich spürbar. Das können wir einigen am Gesichtsausdruck ablesen, anderen geht es mit dem Anfangen gar nicht schnell genug und wieder andere äußern sich auch verbal. Nach der Behandlung dokumentieren wir, ob sich etwas im Verhalten oder der Körperspannung der Bewohner verändert hat.
Einige unserer Bewohner leiden seit ihrer Geburt an einer Spastik, also einer erhöhten Muskelspannung, die sie in eine bestimmte Körperhaltung zwingt. Während der Behandlung ist es vielen dieser Bewohner möglich, ihre Muskeln ein wenig zu lockern. Das wird natürlich als überaus positiv empfunden und auch so kund getan, wenn nicht durch Worte, dann aber durch ein Lächeln oder eine sichtliche Entspannung der Gesichtsmimik.
Insgesamt genießen bislang alle die wohltuende Berührung und können sich je nach Tagesform und Grad der Behinderung für eine kurze oder auch längere Zeit auf die Behandlung einlassen. Deshalb sind die Besuchstage des Therapeutic-Touch-Teams um Frau Homeyer richtige Sternstunden bei uns. Grund genug, hier einmal ausdrücklich Danke zu sagen für dieses ehrenamtliche Engagement. Das ist ja keinesfalls selbstverständlich!

Frau Homeyer, war es schwierig, Ihr Team von einem ehrenamtlichen Engagement im LWL-Wohnverbund Marl-Sinsen zu überzeugen?
Anja Homeyer: Sich ehrenamtlich zu engagieren, diese Idee wurde sofort begeistert aufgenommen. Anfangs hatten manche meiner Schülerinnen und Schüler allerdings etwas Hemmungen, ob sie den Bewohnern des LWL-Wohnverbundes gerecht werden könnten. Ich habe Einwände gehört wie „Hoffentlich können wir mit diesen besonderen Menschen auch richtig umgehen“, und „wer weiß, ob sich die Bewohner überhaupt auf uns einlassen möchten.“ Aber jetzt, nach etlichen Behandlungen, sind alle Ehrenamtler restlos begeistert von den ehrlichen und unverfälschten Rückmeldungen, die sie hier in Marl erhalten.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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