Schau mich an - Gesicht einer Flucht

Rohullah (30 Jahre) flüchtete aus Afghanistan. Foto: Fotostudio Augenblick
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Haltern. Viele Mitbürger kennen Geflüchtete nur als "die Flüchtlinge", fremd und anonym. Für den Asylkreis Haltern am See hat die Flucht inzwischen viele sehr unterschiedliche Gesichter bekommen. In dieser Serie stellen wir einige vor. Rohullah (30 Jahre) war am Tag des Interviews in großer Sorge um seine kranke Mutter. In der Nacht erhielt er die Nachricht von ihrem Tod, gestorben in Kabul, Afghanistan.

"Ich kann nicht zurück nach Afghanistan. Dann würden mich die Taliban umbringen. Meinen Vater haben sie erschossen. Mir haben sie Morddrohungen geschickt, weil ich für ein deutsches Provincial Reconstruction Team (PRT) gearbeitet habe. Unsere Aufgabe war es, die Infrastruktur wiederaufzubauen und für Sicherheit zu sorgen. Das wollen die Taliban nicht. Meine Mutter und mein Bruder sind noch in Kundus. Meine Mutter ist sehr krank, sie ist nicht bei Bewusstsein. Ich habe große Angst um sie. Meine beiden Schwestern sind in Australien. So weit weg.
Am 28. September 2015 bin ich allein losgelaufen, zuerst durch Pakistan in den Iran, dann nach Griechenland, übers Mittelmeer in die Türkei und über den Balkan nach Deutschland. Als ich angekommen bin, war ich sehr froh. Das war im November. Im Dezember hat mich der Staat nach Haltern geschickt. Haltern ist sehr schön. Die Leute sind nett. Ich möchte mich bei ihnen bedanken, weil sie mir sehr geholfen haben.

Am 28. September 2015 bin ich allein losgelaufen, zuerst durch Pakistan in den Iran, dann nach Griechenland, übers Mittelmeer in die Türkei und über den Balkan nach Deutschland

Ich wohne mit einem Freund in einem Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft und ich lerne Deutsch. Ich hoffe, meine Zukunft wird sehr gut. In meinem alten Beruf als Näher möchte ich nicht arbeiten, lieber bei der Polizei oder Security, oder ich habe ein eigenes Geschäft. Ich koche gerne und ich laufe viel durch die Stadt. In Afghanistan habe ich Fußball gespielt. Das möchte ich auch wieder machen."

Ihre Erlebnisse, Gedanken und Wünsche schreiben die Geflüchteten selbst auf, unterstützt von der freien Journalistin Gerburgis Sommer. Auf der Internetseite www.gesichter-einer-flucht.de sind alle 21 Portraits der Serie nachzulesen. Die Ausstellung wird vom 10. - 25. Januar in der Bibi am See – Bürger- und Schulmediothek, Wulfener Markt 4 in Dorsten-Wulfen gezeigt. (Gerburgis Sommer)

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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