Saubere Stadt: Bürger gegen Umweltschweine

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Mehr Helfer, aber auch mehr Müll: 650 Halterner räumten am Samstag ehrenamtlich ihre Stadt auf. Die alljährliche Aktion „Sauberes Haltern“ ist dabei mehr als ein symbolischer Frühjahrsputz, wie die Ausbeute beweist.

Mit einem leisen Rascheln schließt sich die Greifzange um eine verdreckte Plastiktüte. Ohne besondere Beachtung stopft ein Helfer seine Beute in einen Sack. „Hier sieht es aus wie Sau“, murmelt der Mann und greift nach dem nächsten Stück Abfall. Der blaue Sack in seinen Händen füllt sich zusehends – und ist doch nur einer von vielen. Überall entlang der Halterner Straßen leuchten die orangenen Warnwesten vor dem aufkeimenden Grün, als 650 freiwillige Helfer den Hinterlassenschaften rücksichtsloser Zeitgenossen zu Leibe rücken. Sie sind Bürger aller Altersstufen, Rentner, Schüler, Vereinsmenschen oder Einzelpersonen - und sie alle haben den Dreck satt. Deswegen sind sie angetreten, den Müll aufzusammeln.

„Das ist die richtige Zeit dafür“, erklärt eine rundliche Dame mittleren Alters, die an diesem Vormittag nach kurzer Zeit schon drei Tüten voller Müll gesammelt hat. „Bald ist hier alles wieder grün und die Sträuche voller Blätter, und man kommt nicht mehr gut an den Abfall ran. Jetzt sieht man den Mist noch gut“, sagt sie und greift beherzt nach einer zerdrückten Plastikflasche.

Die Helfer wischen sich den Schweiß von der Stirn: Petrus sorgte für strahlenden Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen, und das macht die Arbeit nicht leichter. Dennoch geht es gut voran, und die Mülljäger sind sichtlich engagiert. Ein junger Mann steigt mit angewinkelten Armen tief in ein Dornengebüsch, um kurz danach einen alten Reifen hervorzuzerren. Mit einem unterdrückten Fluch wirft er ihn seinen Helfern zu und bückt sich nach dem nächsten Gummiring – zwei von rund 40 Reifen, die an diesem Tag aufgelesen werden.

Neben unzähligen Stücken Plastikmüll, Kleinkram, Verpackungen, über verbogene Metallschienen, Rohre und Elektroschrott bis hin zum ausgewachsenen Herd reicht die Palette der Rücksichtslosigkeit, die andere Menschen einfach in die schöne münsterländische Landschaft gekippt haben. Richtig gefährlich sind dabei vor allem scharfe Metallkanten und verstreute Glassplitter. Daher sind die Helfer von der Stadt mit Handschuhen und Müllgreifern ausgestattet worden. Viele bringen auch eigenes Werkzeug oder Schutzkleidung mit.

Die gesammelte Beute wird nach und nach zum Bauhof gekarrt, und hier staunen die Organisatoren nicht schlecht: Nicht weniger als 15 Kubikmeter Müll haben die Helfer aus den Büschen, Grünanlagen, Straßenrändern und Rinnsteinen der Seestadt geklaubt. Ein riesiger Haufen.

Viele schütteln nur den Kopf. „Das gab es früher nicht, da hat man das in den Mülleimer geworfen“, bemerkt ein älterer Mann beim anschließenden Würstchenessen, das die Stadt ihren Helfern als Dankeschön ausgegeben hat. Seine Frau schüttelt den Kopf: „Doch, sowas gab’s früher auch. Umweltschweine gibt es wohl immer.“ Leider.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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