Immer mehr Menschen in Haltern sind hoch verschuldet
Notlagenzuwachs trotz Aufschwung
Haltern. Jährlich im November veröffentlicht die Firma Creditreform die Erhebung zur Anzahl der überschuldeten Personen. Trotz nun schon lang anhaltendem Wirtschaftsboom stiegen die Zahlen sowohl deutschlandweit als auch im Kreis Recklinghausen nicht unerheblich an.
Während der Anstieg prekärer Lebenslagen trotz Aufschwung im Kreis nahezu schon eine bittere Wahrheit in Folge darstellt, war Haltern am See in den Vorjahren immer eine positive Ausnahme. Anders nun im Jahr 2017. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Anzahl der von Überschuldung Betroffenen in Haltern am See zum Stichtag 1. Oktober 2017 von 2.202 auf 2.299 Personen. Im Kreis Recklinghausen betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr 2.056 Personen, so dass mit einer Quote von 12,99 Prozent insgesamt 67.582 Personen überschuldet sind. Mindestens eine haushaltsangehörige Person hinzugerechnet leben in Haltern am See ca. 4.600 Personen in absoluter Zahlungsunfähigkeit und nicht selten unter dem Existenzminimum. Nicht hinzugezählt ist die Anzahl der insolvenzgefährdeten Haushalte.Das Phänomen der Notlagenzunahme trotz Boomzeiten veranlasste Creditreform zur Veröffentlichung des in diesem Jahr gesetzten Schwerpunkthemas „Die angegriffene Mitte“, welches, so kommentiert Christian Overmann von der örtlichen Schuldnerberatung der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, das Mittelstands-Milieu in Überschuldung in Haltern am See mehr als treffend beschreibt: Ein Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt fest, „wie sehr die Identität von Familien erschüttert wird, wenn diese in Überschuldung und Privatinsolvenz geraten“. Überschuldung gilt als „massiver Einschnitt in das normale Leben“ und führt die Betroffenen in eine „Schockstarre“. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung, so Overmann, die zeigt wie Lebenslagen deutschlandweit und sogar in gut situierten Standorten wie Haltern am See ungleich auseinanderdriften. Die Schuldnerberatung der Diakonie steht allen Betroffenen täglich kostenlos und ohne Wartezeiten zur Verfügung. Telefon: 02364 – 16 83 69.
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