Eine tierische Karriere

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Vom Hundeplatz ins Klassenzimmer

Shepardmischling Loui feiert im Februar seinen neunten Geburtstag. Seine wilden Jugendjahre hat er damit hinter sich, nicht aber seine berufliche Laufbahn. Seit zwei Jahren geht er zusammen mit seiner Besitzerin Barbara Ruttert aus Haltern in eine Förderschule für körperbehinderte Kinder in Gelsenkirchen. Barbara Ruttert arbeitet dort als Lehrerin, ihr Hund Loui als Begleithund.

Es ist früh am Morgen, halb acht. Für Mensch und Hund beginnt der Schulalltag in der Löchterschule. Barbara Ruttert geht mit Loui die Flure entlang zum Klassenraum der 7b.
Frauchen mit Schultasche, Loui mit einer Karre mit weiterem Unterrichtsmaterial, die er an einem Griff im Maul hinter sich her zieht.

Die Geräuschkulisse, die aus dem Klassenzimmer auf den Gang dringt, ist dieselbe wie in jeder anderen Schule auch. Sobald der Hund die Klasse betritt, ist augenblicklich Ruhe!
Das ist allerdings erstaunlich. Wie geht das?
Ruttert schmunzelt: „Disziplin und Gehorsam ist für Kinder dieses Alters immer schwer – hier wie anderswo. Dass hier alle aufmerksam sind und still Platz nehmen, liegt nicht daran, dass unsere Erziehungsmethoden besser fruchten. Das tun sie nur für Loui. Sie wissen, dass der Hund sich sonst unwohl fühlt und das wollen sie vermeiden.“

Loui hat die Herzen der Kinder im Sturm erobert

Der hat mittlerweile auch Platz genommen und signalisiert damit, dass er sich wirklich wohl fühlt. Seine Signale sind deutlich und werden von den Kindern verstanden. Das Tier bewirkt, dass die Kinder sich besser als zuvor an Regeln halten und diese auch nicht in Frage stellen. Der Grund liegt nicht zuletzt auch in der unterschiedlichen Reaktion von Lehrer und Hund auf ungehöriges Verhalten: Der Lehrer schimpft und wird seinerseits laut – der Hund ist verängstigt und zieht sich zurück. Loui hat die Herzen der Kinder im Sturm erobert. Seine Zuneigung zu verlieren möchte niemand riskieren.
Bis das allerdings so gut funktionierte, mussten beide Seiten viel lernen.

Grundvoraussetzung um ein therapeutischer Begleithund werden zu können war für Loui ein freundliches, ruhiges und vor allem kinderliebes Wesen. Als Welpe war er eher schüchtern und sogar ein wenig scheu, verlor dieses Verhalten aber recht schnell bei den ersten Besuchen in der Hundeschule. Die Begleithundeprüfung bestand er mühelos. Für ihn und sein Frauchen folgten weitere Seminare, Kurse und Fortbildungen bei Spezialisten wie Stefanie Holtstiege, ausgebildete Servicehundetrainerin für Therapie- und Behindertenbegleithunde und Anton Fichtlmeier, Experte für Hundeverhalten.
Mit sechs Jahren war Loui „schulreif“.

Aber auch die Kinder mussten zunächst lernen mit dem Hund umzugehen, seine Körpersprache zu deuten, ihm auf richtige Weise die richtigen Kommandos zu geben und auch seine eigenen Bedürfnisse zu respektieren.
Der Schulalltag macht Loui großen Spaß, strengt ihn aber auch sehr an. Danach braucht er einen ausgedehnten Spaziergang und dann ist schmusen vor dem Fernseher mit Kater Finni bis zum Abendessen angesagt.

Barbara Rutterts Chefin war von der Idee des Schulhundes als pädagogische Unterrichtshilfe spontan begeistert. Der Erfolg gibt beiden Recht. Dass dieses Konzept weiter Schule macht ist wünschenswert.

Seit Einführung des Inklusionsmodells sinken die Zahlen der Neuanmeldungen an Förderschulen.
Inklusion ist sicher lobenswert, die Kompetenz und die zielgerichtete Arbeit einer Förderschule kann sie aber nicht ersetzen.
Loui nimmt´s gelassen. Ihm ist egal, ob er mit Behinderten oder Nichtbehinderten zusammen arbeitet. Auf seinen Einsatz und Eifer ist immer HUNDertprozentig Verlass!

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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