Caritas findet neue Wege zu Jugendlichen im Abenteuerland
Mit klassischer Sozialarbeit sind sie kaum zu erreichen, aber ins Abenteuerland kamen sie gerne. Neue Wege zu Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien, mit Schulproblemen und zu 80 Prozent mit Migrationshintergrund hat die Caritas in der Diözese Münster mit ihrem "Projekt Abenteuerland" gefunden. Weil die Finanzierung nach drei Jahren endet, wurde Bilanz gezogen. Die Arbeit aber geht an allen sechs Standorten weiter. Denn die Ergebnisse sind eindeutig: Messbar ist die Verbesserung der schulischen Leistungen, eindeutig spürbar das Mehr an Selbstbewusstsein und Rücksichtnahme gegenüber anderen, berichtete Projektleiter Dr. Bernhard Hülsken. Caritas-Abteilungsleiterin Irmgard Frieling sah hier einen guten Ansatz, um zwei der Strategischen Ziele zu erreichen, die sich der Diözesancaritasverband für die nächsten Jahre gesetzt hat: Durch Kooperation Netzwerke vor Ort zu knüpfen und Armut durch Bildung zu bekämpfen.
Die Ansätze waren an allen sechs Standorten verschieden, aber immer kreativ und darauf ausgerichtet, Kooperationspartner mit ins Boot zu holen. In Herten beispielsweise waren die Jugendlichen begeistert vom Boxtraining, in Rheine und Dinslaken wurde vor allem Hip Hop getanzt, in Haltern entwickelte eine Gruppe aus dem Haus des Lebens und Lernens (HaLeLe) einen rasanten Film und in Greven wurden Video und Musik kombiniert. In Hamm bestimmte die Gruppe sonst nicht immer ganz einfacher Jungs selbst, was sie machen wollten und fanden das toll. Fußballspielen natürlich aber auch an sich so "uncoole" Sachen wie gemeinsam zu kochen. Einmal nicht fremdbestimmt zu sein, sondern selbst zu überlegen und zu entscheiden, "war ein ganz wesentlicher Ansatz des Projekts", erklärt Hülsken. 300 Kinder und Jugendliche in 21 Gruppen machten insgesamt mit.
Abenteuerlich war manchmal der Weg, so Irmgard Frieling, denn oftmals mussten die Ursprungsideen den realen Gegebenheiten angepasst werden. Aber das Ergebnis belohnt die Flexibilität in den vergangenen drei Jahren. Aus der Befragung der örtlichen Projektmitarbeiter konnte Klaus Gerhards von der begleitenden id-Agentur Ruhr eine 100prozentige Zustimmung zu der Aussage feststellen, dass "sich positive Veränderungen ergeben haben". Spürbar sei dies vor allem auch in Schule und Ausbildung gewesen.
Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen in der Fortführung der Gruppen oder mit neuen Gruppenangeboten genutzt werden, auch wenn die weitere Finanzierung vor Ort nicht immer gesichert ist. Hier könne jetzt auf neu gewonnene Kooperationspartner zurückgegriffen werden, die künftige Angebote für Kinder und Jugendlichen wesentlich erleichterten, stellte Guido Busch (Caritas Dinslaken) fest.
Lerneffekte hatte das Projekt Abenteuerland für die Verbände, wie in der Podiumsdiskussion mit den beteiligten Geschäftsführern deutlich wurde. "Wir müssen viel genauer hinsehen", hatte Andreas Thiemann vom Katholischen Sozialdienst Hamm, für sich als Erkenntnis gewonnen. Allein die Nationalität der Menschen zu kennen, reiche nicht. Besonders gefreut hatte Willi Grave, Geschäftsführer der Caritas Haltern, zu sehen, wie stolz die Eltern auf ihre Kinder bei der Präsentation des Films waren, die ansonsten selten Erfolg erleben. Dieter Fühner, Vorstand der Caritas Rheine, freute sich über die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen in den Familienzentren im Rahmen des Projekts, die jetzt qualifizierter mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten könnten. Kritisch merkte Matthias Müller (Caritas Herten) den Trend zu kurzfristigen Projekten in der sozialen Arbeit an und die Schwierigkeit erfolgreiche Ansätze auf Dauer erhalten zu können.
Als Aufgabe des Diözesancaritasverbandes sieht es Irmgard Frieling, immer wieder neue Ideen anzustoßen und auszuprobieren. Dabei sei es sowohl bei den Projekten der letzten Jahre als auch mit dem zu Jahresbeginn neu begonnenen Projekt "Lampenfieber" Ziel, die Zusammenarbeit aller Partner vor Ort zu initiieren und zu fördern. Abenteuerland sei ein gutes Beispiel dafür, dass dies gelingen könne und zu über die Projektphase hinaus tragenden Strukturen führe.
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