Polizei schaut den Bikern auf die Finger
Der Fahrer war erst 20 Jahre alt, als sein Leben endete: Erst vor Kurzem kollidierte ein junger Motorradfahrer nach einem riskanten Überholmanöver mit einem LKW. Er starb noch vor Ort, zwischen den gerade grünenden Bäumen einer Lembecker Allee. Noch kurz davor hatte die Polizei am Drügen Pütt vor genau so einer Situation gewarnt. „Rund ein Viertel der Motorradunfälle sind Alleinunfälle, die meist auf unangepasste Geschwindigkeit, Überschätzung oder mangelde Kenntnis der Fahrphysik zurückzuführen sind“, erklärt Udo Grimmelt. Der Polizeihauptkommissar mischte sich zusammen mit seinen drei Kollegen unter die bunte Schar von Motorradfahrern, die den Drügen Pütt am Wochenende bevölkerten wie Bienen einen Honigtopf. Ihre Botschaft war eindeutig: Heute Prävention, morgen Repression. „Wir beraten die Motorradfahrer, machen auf Risiken aufmerksam und wollen ein Bewußtsein für gefährliche Situationen wecken“, erklärt der freundliche Beamte, der an diesem Tag begehrter Gesprächspartner ist. Man spürt, dass viele der Zweiradfreunde vor Ort trotz ihrer martialischen Kombis durchaus empfänglich für die Ratschläge sind. „Die Biker sind freundlich und interessiert“, freut sich Hauptkommissar Grimmelt, „es ist nur eine kleine Gruppe, die wir mit diesen Maßnahmen nicht erreichen und die sich auch nicht erreichen lassen wollen.“ Die angesprochene Gruppe, die sich ihre Freiheit auf zwei Rädern auch nicht durch Regeln und Gesetze einschränken lassen will, sollen nun durch Stufe Zwei der polizeilichen Maßnahmen erreicht werden: Repression. „Wir werden zu Beginn der Saison verstärkt kontrollieren“, kündigten die Vertreter der Polizei an. Seit vier Jahren wendet die Recklinghäusener Wache dieses Prinzip von Vorsorge, Kontrolle und Bestrafung an. Offenbar erfolgreich: Die Zahl der Motorradunfälle im Kreis ist in den letzten Jahren gesunken. Wenn es dann aber doch kracht, sind Motorradfahrer besonders gefährdet: Ohne den schützenden Blechpanzer eines Autos sind die Verletzungen oft deutlich schwerer als bei PKW-Fahrern. So gibt die Verkehrsstatistik gerade bei den getöteten Motorradfahrern noch keinen Anlass zur Freude. Selbst sichere und technisch geschulte Fahrer müssen vorsichtig sein. „Ungefähr in der Hälfte der Unfälle ist ein Autofahrer schuld an der Kollision“, erklärt Grimmelt. „Wenn man als Motorradfahrer aber ein Bewusstsein für gefährliche Momente entwickelt, kann das unter Umständen einen Unfall verhindern“, betont der Experte. „Das bedeutet auch, dass man im Zweifel lieber auf seine Vorfahrt verzichtet. Ein Grabstein, auf dem ‚und er hatte recht‘ steht, nützt keinem etwas.“ Viele Motorradfahrer stimmen dem zu - und genießen das schöne Wetter auf ihrem Zweirad, ohne ein unnötiges Risiko einzugehen.
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