„Pokémon Go“ sorgt für immer mehr Unfälle
Der Hype um das erst gut drei Wochen alte Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ nimmt weltweit zu. Auch in der Seestadt fallen immer mehr Menschen auf, die auf der Jagd nach den virtuellen Monstern ihre Umwelt gar nicht mehr wahrnehmen. Die Spieler sind begeistert, doch für die Verkehrssicherheit ist die App ein echtes Problem. In den USA haben sich schon zahlreiche Unfälle ereignet, auch in Deutschland und anderen Mitgliedstaaten der EU befürchtet die Polizei ein erhöhtes Unfallrisiko durch das Spiel. Die Expertenorganisation DEKRA rät dringend davon ab, im Straßenverkehr auf „Monsterjagd“ zu gehen.
In den USA wurde das Spiel am 6. Juli zuerst veröffentlicht, in Deutschland eine Woche später, andere europäische Staaten folgten. Seitdem scheint die ganze Welt im „Pokémon“-Fieber und jagt mit dem Smartphone auf Straßen, Gehwegen, Plätzen und in Gebäuden virtuelle Monster.
Wenn die Jagd allerdings im Straßenverkehr stattfindet, bringt das große Gefahren mit sich. In den USA gab es im Zusammenhang mit der Augmented-Reality-App schon viele Auffahrunfälle und mindestens einen schweren Baumanprall im Staat New York. Autofahrer halten mitten im Verkehr an, weil ein besonders begehrtes Pokémon in der Nähe ist. Und Motorradfahrer sind von der Polizei gestoppt worden, weil sie ihre Handys mit laufendem Spiel auf den Lenker montiert hatten.
Autofahrer halten mitten im Verkehr an, weil ein besonders begehrtes Pokémon in der Nähe ist
Die mit „Pokémon Go“ verbundene Ablenkungs-Gefahr im Straßenverkehr ist immens. Die App registriert über die GPS-Funktion des Smartphones automatisch, wo sich der Spieler befindet. „Wer ein Monster erwischen will, muss ständig auf sein Handy schauen. Und damit geht die Aufmerksamkeit für die Umgebung verloren. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden“, warnt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive. Kraftfahrer genauso wie Radfahrer und Fußgänger sollten ihre Aufmerksamkeit ungeteilt auf den Straßenverkehr richten und sich nicht durch das Smartphone ablenken lassen, so der Appell des DEKRA Experten. „Viele Menschen machen sich nicht klar, wie groß das Risiko ist, das sie eingehen, wenn sie ihr Handy im Straßenverkehr nutzen.“ Ein Beispiel: Wer als Autofahrer mit 50 km/h unterwegs ist und fünf Sekunden auf sein Handy schaut, legt in dieser Zeit fast 70 Meter zurück und kann dabei nicht auf das Verkehrsgeschehen reagieren. Nur eine Sekunde Unaufmerksamkeit bedeutet bei Tempo 50 schon einen „Blindflug“ von knapp 15 Metern.
Schon vor der Veröffentlichung von „Pokémon Go“ hatte DEKRA auf die Gefahren durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr hingewiesen. Eine Erhebung der DEKRA Unfallforschung in sechs europäischen Hauptstädten hatte ergeben, dass rund 17 Prozent aller beobachteten Fußgänger beim Überqueren der Straße ihr Smartphone nutzten. „Bei der Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten hat Europa in den vergangenen Jahrzehnten große Erfolge erzielt. In den letzten Jahren sehen wir aber in mehreren Ländern und zuletzt auch in der EU insgesamt wieder einen Anstieg“, so Clemens Klinke. „Aus unserer Sicht ist der Themenkomplex Aufmerksamkeit und Ablenkung einer der Schwerpunkte, an denen wir für die weitere Verbesserung der Verkehrssicherheit ansetzen müssen.“
Und übrigens: Nicht nur im Straßenverkehr kann „Pokémon Go“ gefährlich sein. In Kalifornien sind zwei Spieler am Pazifik mehr als 15 Meter tief einen Abhang hinuntergestürzt, von vielen weiteren Stürzen wird ebenfalls berichtet.
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