Neue Mülleimer wurden für Dohlen zur Todesfalle

Die neuen öffentlichen Mülleimer im Stadtpark „See schlägt Wellen“ haben runde Löcher. Gerade mal so groß, dass Spaziergänger Flaschen und Papier reinstecken können – aber auch die Dohlen ihre Köpfe
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Die neuen öffentlichen Mülleimer im Stadtpark „See schlägt Wellen“ haben runde Löcher. Gerade mal so groß, dass Spaziergänger Flaschen und Papier reinstecken können – aber auch die Dohlen ihre Köpfe. Die hüpfen auf der Suche nach Fressbarem in die Tonnen und kommen nicht wieder hinaus. Das hatte jedenfalls ein Besucher aus Bochum gesehen und eine Dohle aus dem städtischen Müllbehältnis befreit. Das sei nicht das erste Mal passiert, klagte der Besucher. Nun gelten die städtischen Mülleimer an der Hullerner Straße als Dohlen-Fallen. Zwar konnte die Stadt bei der Säuberung der sechs Behältnisse weder lebende noch tote Dohlen finden, das Thema ließ dem Baubetriebshof, der für die Leerung der Mülleimer zuständig ist, aber keine Ruhe. Immerhin stehen die Vögel unter Artenschutz und sind im vergangenen Jahr vom Deutschen Naturschutzbund zum Vogel des Jahres 2012 gewählt worden. „In Nordrhein-Westfalen geht es der Dohle mit 45 000 bis 50 000 Brutpaaren vergleichsweise gut“, sagt Barbara Schlichting von der Nabu-Ortsgruppe Haltern. Der intelligente Vogel nistet gerne in Kirchtürmen und Schornsteinen. In Haltern raten Schornsteinfeger Hausbesitzern, mit einem Dohlenschutzgitter den Nestbau im Schornstein zu verhindern. Doch selbst wenn hierzulande abends riesige Trupps von schwarzen Vögeln zu beobachten sind und viele die Vögel als Plage betrachten, stehen sie in anderen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.Der Mensch mit seinem Ordnungs- und Aufräumsinn ist daran nicht unbeteiligt. Normalerweise fliegen Dohlen auf Grünflächen und Felder, um Würmer, Schnecken oder Insekten zu fressen. Doch durch die intensive Landwirtschaft geht der Artenreichtum der Bodenfauna zurück. Der Einsatz von Insektiziden oder Laubsaugern in Städten vertreibt die Nahrung des intelligenten Vogels. Der weicht zwangsläufig auf die vom Menschen geschaffenen Lebensräume aus. In diesem Fall auf die Abfallbehälter im Stadtpark „See schlägt Wellen“ an der Hullerner Straße. Doch die Stadt zeigt ein Herz für Dohlen und hat die Handwerkerfirma Tiemann aus Hamm-Bossendorf beauftragt, die Öffnung der Müllbehältnisse durch einen Steg zu verkleinern. In der kommenden Woche wird in die Öffnung der sechs Edelstahlbehältnisse eine Trennung eingeschweißt. „Eine kleine Arbeit, die wenig kostet“, heißt es in der Stadtverwaltung. Der Steg unterteilt die Öffnung im Verhältnis ein zu zwei Drittel, so dass zwar noch Müll von der Größe eines Eisstiels bzw. eines Tetra-Packs, aber keine Dohle mehr durch passt. Im Land mit den zweitmeisten Normen weltweit – rund 30 000 Normen stehen derzeit im Deutschen Normenwerk – gibt es ausnahmsweise keine Norm für Einwurfschächte von Abfallbehältern im öffentlichen Raum. Zum Glück der Dohle. Denn würde es die DIN geben, dürfte die Stadt den Einwurfschacht nicht verkleinern lassen. Die Dohle ist also nicht nur Vogel des Jahres 2012, sondern auch der maßgebliche Normvogel für die Öffnung von öffentlichen Müllbehältnissen . . . Die Tierschützer wird es freuen. (ist)

Die neuen öffentlichen Mülleimer im Stadtpark „See schlägt Wellen“ haben runde Löcher. Gerade mal so groß, dass Spaziergänger Flaschen und Papier reinstecken können – aber auch die Dohlen ihre Köpfe
Die Stadt zeigt ein Herz für Dohlen und hat die Handwerkerfirma Tiemann aus Hamm-Bossendorf beauftragt, die Öffnung der Müllbehältnisse durch einen Steg zu verkleinern.
Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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