Landwirte ziehen erste Bilanz und verzeichnen erhebliche Ertragseinbußen
Die lange Trockenheit durch ausbleibenden Regen im Frühsommer hat den Landwirten aus der Region zugesetzt. Die ersten Mähdrescher rücken in diesen Tagen auf die Felder aus, um mit der Ernte zu beginnen. Bereits im Mai hatten die Landwirte nach einer langen Hitzeperiode ihre Ertragserwartungen deutlich zurückgeschraubt. „Die extreme Witterung hat insbesondere auf den leichteren Böden drastische Spuren hinterlassen“, erläutert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen, Friedrich Steinmann. Nachdem die Landwirte im Mai noch Ernteprognosen abgeben mussten, können sie nun eine erste Bilanz ziehen.
Insbesondere bei der Ernte der Wintergerste, die alljährlich den Erntereigen eröffnet, zeigen sich die Folgen der Trockenheit. Durch die Hitze hat das Getreide eine schnelle Abreife er-fahren. Dies zeigt sich nun am Korn, dessen Ausbildung sehr gelitten hat. „Das Korn ist deut-lich kleiner als bei einer durchschnittlichen Ernte und auch der darin enthaltene Mehlkörper ist geringer“, erklärt Hubert Krampe, Landwirt aus Dorsten. Der Gehalt an Stärke ist im Ver-gleich zum Eiweiß aus dem Korn deutlich vermindert. „Das diesjährige Schmachtkorn hat zur Folge, dass wir durch den geringen Energieanteil des Korns zusätzlich das Futter mit Weizen anreichern müssen“.
Derzeit rechnen die Landwirte innerhalb des Verbandsgebietes mit Mengeneinbußen von bis zu 30 Prozent. Die Folgen sind für die Landwirtschaft massiv: Gerste etwa wird hier in erster Linie für die Tierfütterung verwandt. „Wir benötigen die Gerste zur Schweinemast und der Fütterung der Sauen, aber auch für unser Milchvieh ist sie unverzichtbar“, sagt Friedrich Steinmann betroffen. Sofern die Landwirte zu wenig Ernte einfahren konnten, müssen sie das Futter an anderer Stelle zukaufen, was die Produktionskosten wiederum erhöht. Zwar ließe sich abschließend noch kein fester Preis für das Getreide benennen, das Verhältnis von Menge und Preis habe jedoch signifikante Auswirkungen für die Region. Ähnlich verhält es sich beim Grasanbau. Beim zweiten und dritten Schnitt verzeichnen die hiesigen Landwir-te deutliche Ertragseinbußen, mancherorts fiel auf leichten Standorten der zweite Schnitt so-gar gänzlich aus.
Der auf den Feldern angebaute Nachbaumais zeigt ebenfalls Trockenschäden. Insbesondere in den ersten drei Wochen hat dem Mais die Feuchtigkeit gefehlt und er konnte nicht keimen. Je nach Beschaffenheit der Böden kann man dies an den Pflanzen beobachten: „Blickt man dieser Tage über manch ein Maisfeld, so stellt man fest, dass dies gewellt ist – an der einen Stelle ist der Mais noch relativ gut im Wuchs, an anderer Stelle konnte der Boden einfach weniger gut Wasser speichern.“ Zum Teil ist der Mais an diesen Stellen um die Hälfte kleiner als im Normalfall.
Der Vorsitzende Friedrich Steinmann bilanziert, dass sich die Witterung im ersten Halbjahr insgesamt im Bereich der Extreme bewegte: „Der Winter war extrem frostig, das Frühjahr trocken und ungewöhnlich warm.“
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