LWL-Krankenhausdezernent Prof. Dr. Meinolf Noeker rät bei skeptischen Mitarbeitenden in Kliniken, Pflegezentren und Wohnverbründen zu mehr Aufklärung über die Corona-Impfung
"Impfung ist das Ass in unserem Ärmel"
Münster. Die Impfungen gegen Covid-19 laufen bereits - auch in den 17 LWL-Pflegezentren und -Wohnverbünden und demnächst auch in den 15 Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Sowohl Patientinnen wie Mitarbeitende werden dort nach und nach geimpft. Angesichts von Berichten, dass die Zurückhaltung gerade bei den Angehörigen der Gesundheitsberufe erheblich sei, rät LWL-Krankenhausdezernent Prof. Dr. Meinolf Noeker den Mitarbeitenden im LWL-Psychiatrieverbund, sich nicht spalten zu lassen.
Mehr Informationen und Aufklärung rund um das Thema Impfen gegen Covid-19 würden Skeptikern helfen, sich leichter für eine Impfung zu entscheiden, ist sich Noeker sicher. Der LWL stellt deswegen allen Mitarbeitenden in Kliniken, Pflegezentren und Wohnverbünden eine Reihe von Informationen übers Impfen auf einer Internetplattform zur Verfügung (https://www.psychiatrie-impfinfos.lwl.org/de/). Noeker betont, dass es natürlich bei der Freiwilligkeit zur Impfung bleibe. Aber er hält gleichzeitig die Impfung gegen Covid-19 für sicher: "Die Chance zur Impfung dürfen wir jetzt nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie ist das Ass in unserem Ärmel", sagt der Krankenhausdezernent in diesem Interview.
Wann lassen Sie sich gegen Corona impfen?
Noeker: Wenn ich dran bin. Aus meiner Sicht haben erst mal unsere besonders verwundbaren Patienten und Klientinnen Vorrang, und die Kolleginnen und Kollegen, die in besonders gefährdeten Bereichen in den Kliniken, Pflegezentren oder Wohnverbünden arbeiten.
Würden Sie die Impfung für jeden und jede empfehlen - auch in der Familie und im Freundeskreis?
Noeker: Das ist glasklar für mich: Ich habe die Impfung meiner Frau und meinen Kindern empfohlen, und ich empfehle sie für so gut wie jeden und für jede.
Warum?
Noeker: Weil ich die Impfung für sicher halte. Das Corona-Virus ist neu und sehr viel gefährlicher als andere Krankheitserreger, stimmt. Aber die Technik zur Entwicklung von Impfstoffen ist dutzende Male erfolgreich durchexerziert worden. Unser Wissen über Impfungen ist immens. Mich hat ein Freund gefragt, ob da nicht Viren oder ähnliches gespritzt werden. Meine Antwort: nein, sondern es gelangt nur ein Partikel in den Körper, das unser Immunsystem befähigt, Coronaviren zu zerlegen, wenn sie in den Körper kommen sollten.
Stichwort Forschung und Tests der Impfstoffe: Lief nicht alles viel zu schnell bei der Zulassung der Corona-Impfstoffe?
Noeker: Die Geschwindigkeit ist nicht das Entscheidende, sondern die Sorgfalt. Sie können einen Garten an einem Wochenende oder drei Monate lang umgraben, das Ergebnis bleibt ein umgegrabener Garten. Bei der Zulassung der Impfstoffe hat die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA alle notwendigen Schritte exakt abgearbeitet. Die Impfstoffe sind an genauso so vielen Probanden getestet worden wie in früheren Genehmigungsverfahren, bei denen man nicht so aufs Tempo drücken musste. Ich habe große Zuversicht, dass die Coronaimpfung wie frühere Impfkampagnen auch ohne nennenswerte Schäden verlaufen wird. Wenn man bei der Abwägung die Skepsis in die eine Waagschale wirft und in die andere Waagschale den Nutzen für Gesundheit, Solidarität mit verletzlichen Mitmenschen und die Rückkehr zu unbeschwerter Lebensfreude bei der Pizza im Restaurant, dann sehe ich was die Waagschale anzeigt.
Was sagen Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die der eigenen Corona-Impfung skeptisch oder abwartend gegenüberstehen?
Noeker: Dass ich ihre Entscheidung respektiere. Und dass wir uns nicht spalten lassen sollen. Impfskeptiker und Impfbefürworter teilen die Sehnsucht, Corona hinter sich zu lassen. In dieser Sehnsucht können wir uns verbinden und gemeinsam handeln. Meine Überzeugung ist: Die Chance zur Impfung dürfen wir jetzt nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie ist das Ass in unserem Ärmel. Was wäre die Alternative? Wir dürfen aus wirklich, wirklich guten Gründen zuversichtlich sein, dass wir damit alle gemeinsam gewinnen. Je mehr mitmachen, desto schneller und besser gelingt das.
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