Fahrbericht Nissan Leaf: Lautlose Mobilität

Der Leaf wirbt mit elektrischer Mobilität und macht einen gut durchdachten Eindruck. Die tropfenförmige Front soll den Fahrtwind optimal umleiten und so Fahrgeräusche und Luftwiderstand minimieren. Fotos: Borgwardt
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  • Der Leaf wirbt mit elektrischer Mobilität und macht einen gut durchdachten Eindruck. Die tropfenförmige Front soll den Fahrtwind optimal umleiten und so Fahrgeräusche und Luftwiderstand minimieren. Fotos: Borgwardt
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Die erste Sekunde ist verwirrend: Ist der Motor kaputt? Kein Geräusch, keine Vibration verrät, dass hier gerade 109 PS erweckt worden sind. Nur das Leuchten der Instrumente zeigt: Die Fahrt kann beginnen. Der Nissan Leaf zeigt, wo die Zukunft beginnt - und wo die Gegenwart ihn einholt.

„100% elektrisch“ - der Werbeslogan, mit dem Nissan Leaf bewirbt, ist so einfach wie zutreffend. Als ein pures Elektroauto, das im Betrieb keine fossilen Brennstoffe verbrennt, soll der blaue Flitzer selbst moderne Benziner wie Dinosaurier erscheinen lassen. Anders als die Konzeptfahrzeuge vergangener Jahre will Nissan hier ein durchaus alltagstaugliches Fahrzeug präsentieren, das auch Skeptiker überzeugen soll.

Tatsächlich ist der Wow-Effekt in den ersten Minuten groß: Als der Wagen lautlos vom Parkplatz des Autohauses Heddier rollt, fallen die komfortable Bedienung und die Geräumigkeit auf. Das Cockpit ist zweckmäßig, wirkt aber nicht billig. Etwas ungewohnt sind die Instrumente: Anstelle eines Drehzahlmessers informiert eine Perlenschnur aus Leuchtkreisen über die Motorbelastung. Beim beherzten Tritt auf das Gaspedal füllen sich die Kreise, entfesselt der Wagen seine Kraft. Das klappt unerwartet gut: Ohne Verzögerung schnellt das Fahrzeug bei der Auffahrt auf die Autobahn nach vorne. Der Elektromotor stellt die Energie unmittelbar zur Verfügung, und so sind auch Überholvorgänge kein Problem.

Alles, was der Fahrer dabei hört, ist das leise Rauschen des Windes und das Abrollgeräusch der Reifen. Da man nicht wie gewohnt nach Gehör fahren kann, hat Nissan das elektronische Tachometer weit oben platziert. Neben der Geschwindigkeit blendet das Auto einen stilisierten Baum ein, der umso kompletter wird, desto energiesparender man fährt. Denn das ist wie bei jedem Elektroauto eine entscheidende Frage: Wie lange noch, bis der Wagen an die Steckdose muss? Über die errechnete Reichweite gibt eine große und gut ablesbare „Tankanzeige“ Auskunft.

Wer sportlich fährt, sieht die ursprüngliche Reichweite hier schnell einschmelzen: Die ursprünglichen 84 km halbieren sich bei der Testfahrt schon nach wenigen Metern. „Der Computer analysiert die Fahrweise und schätzt die verbleibende Strecke, bis der Wagen wieder geladen werden muss“, erklärt Martin Kowalewski. Der Mitarbeiter der Werbeagentur United People stellt den Leaf bei Testfahrten vor und unterstreicht das immer dichter werdende Netz von Ladestationen. „Innerhalb von nur 30 Minuten kann man die Akkus an einer solchen Station auf 80% laden“, erklärt Kowalewski. Alternativ kann der Wagen auch zuhause geladen werden. Um die 48 Batteriemodule aufzufüllen, braucht der hausübliche Stromanschluß etwa acht Stunden, also über Nacht. Die Fahrtkosten sind von Benzinern nicht zu schlagen: Eine volle Ladung kostet den Fahrer etwas über vier Euro. Damit kommt der Leaf maximal 160 Kilometer weit, aber als Langstreckenfahrzeug ist er ja auch nicht ausgelegt.

Was bleibt, ist ein geräumiges, gut durchdachtes und vollwertiges Auto mit viel Stauraum, der als Stadtfahrzeug trotz des hohen Preises (ca. 37.000 Euro) Freunde finden könnte. Die lautlose und umweltfreundliche Technik weist jetzt schon in die Zukunft.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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