Gelegenheit zum Austausch über die aktuelle Situation für Landwirte
Erntedank-Empfang in kleiner Runde
Kreis RE. Die Tradition fortführen und nach der erfolgten Ernte gemeinsam mit den Erzeugern auf das vergangene Jahr zurückzublicken und den wichtigen Austausch pflegen – das wollen Landrat Bodo Klimpel und Friedrich Steinmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen. Darum haben sie gemeinsam wieder Landwirte aus dem Kreis Recklinghausen zu einem Empfang auf den Hof Koch in Marl-Polsum eingeladen. Aufgrund der Corona-Pandemie fiel dieser in dem Jahr etwas kleiner aus als sonst üblich.
Friedrich Steinmann stellte fest: "Die Stimmung in der Landwirtschaft ist aktuell deutlich schlechter als es das Ergebnis der Ernte erwarten lässt. Sorge bereitet uns Landwirtinnen und Landwirten die äußerst schwierige Situation an den Märkten für Milch und Schweinefleisch. Diese wichtigen Produktionszweige in unserer Landwirtschaft leiden als Folge der Corona-Pandemie unter erheblichen Absatzproblemen."
Landrat Bodo Klimpel betonte bei seinem ersten Erntedank-Empfang als Landrat: "Der jährliche Empfang ist eine gute Gelegenheit, um den Landwirtinnen und Landwirten im Kreis Dank zu sagen für ihre Arbeit in den zurückliegenden Monaten. Sie sorgen dafür, dass wir Erdbeeren, Spargel, Kartoffeln, Milch und viele andere Produkte direkt vor Ort bekommen können. Die Veranstaltung bietet aber auch die Möglichkeit, über die aktuellen Herausforderungen zu reden und den Blick in die Zukunft zu wagen."
Direktvermarktung
Stephanie Koch, Landwirtin aus Marl-Polsum, sieht sich mit ihrer Direktvermarktung und der umfangreichen Sortenvielfalt der betriebseigenen angebauten Kartoffeln gut aufgestellt: "Das Erntejahr 2020/21 war im Mittel eher kälter und wesentlich regenreicher als die vorangegangenen Jahre, die zu erheblichen Dürreschäden geführt haben. Die Kartoffeln entwickelten sich im kalten Frühjahr zögerlich. Seit dem Spätsommer kommen die Rodearbeiten auf den Feldern zügiger voran, nachdem im Sommer die Felder teilweise zu nass zum Befahren waren", resümierte Stephanie Koch.
Rund 1.000 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Vest Recklinghausen. Täglich produzieren die Landwirtinnen und Landwirte auf ihren Höfen qualitativ hochwertige Lebensmittel, die in nahegelegenen Verarbeitungsbetrieben weiterverarbeitet oder direkt in den betriebseigenen Hofläden vermarktet werden.
So gut wie auf dem Hof Koch sieht es aber leider nicht bei allen Landwirten aus. Schwierig sei zurzeit die Lage bei den Schweinehaltern und hier ganz besonders bei den Ferkelerzeugern. Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Ostdeutschland habe zu erheblichen Störungen beim Export von Teilstücken geführt und sei eine Ursache für einen dramatischen Preisverfall, wie der Landwirtschaftliche Kreisverband berichtet. "Leider gibt der Lebensmitteleinzelhandel die zurzeit extrem niedrigen Einstandspreise für Milch und Fleisch nicht an die Konsumenten weiter, um somit auch eine Absatzbelebung zu erreichen", erklärte Friedrich Steinmann. "Die Umsetzung höherer Tierwohl-, Umwelt- und Naturschutzstandards verursacht deutlich höhere Kosten bei der Produktion und muss durch entsprechend höhere Verkaufspreise ausgeglichen werden. Hier ist der Lebensmitteleinzelhandel gefordert, endlich den ruinösen Preisdruck bei den Erzeugern zu beenden. Auch die neue Bundesregierung ist gefordert, für die notwendigen Stallneubauten und Umbauten die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und die dafür entstehenden Kosten zu erstatten", betonte Friedrich Steinmann.
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