Digitale Ausstattung fehlt wegen Finanzierung auf Kante
Drehtüreffekt beim Homeschooling im Heim

Homeschooling ist nicht nur Thema in Familien, ebenso trifft es die stationären Einrichtungen der Jugendhilfe in diesen Wochen ein zweites Mal. Foto: Dunja Vogel (LK)
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Kreis RE. Homeschooling ist nicht nur Thema in Familien, ebenso trifft es die stationären Einrichtungen der Jugendhilfe in diesen Wochen ein zweites Mal. Die Dienstpläne sind wieder umgestellt, Mitarbeitende aus Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS), Berufsbildungsbereichen und Hauswirtschaft helfen im zweiten Lockdown und der damit verbundenen Schließung der Schulen in den Wohngruppen aus. Benötigt werden Laptops oder Tablets in den Einrichtungen gleich im Dutzend.

"Hier fällt uns die Finanzierung auf Kante über viele Jahre auf die Füße", sagt Marion Schulte vom Diözesancaritasverband Münster: "Da bemühen sich unsere Einrichtungen vielfach um Spendenmittel." Zusätzliches Personal für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen am Vormittag werde nur teilweise von den Kostenträgern bewilligt.In der zweiten, sich über viele Wochen hinziehenden Phase der Schulschließungen, werden die strukturellen Probleme der Jugendhilfe umso deutlicher, so Schulte. Jeder Träger müsse mit dem Jugendamt seiner Kommune oder seines Kreises die Tagessätze regelmäßig neu verhandeln. Da komme es dann auch auf die Finanzkraft des jeweiligen Kostenträgers an, ob es für etwas mehr als das Notwendigste reiche. Seit 2014 gebe es keinen Rahmenvertrag auf Landesebene mehr, der einheitliche Vorgaben für NRW mache.
Deswegen suchen die Heime nach eigenen, individuellen Lösungen. Dabei stoßen sie aber wie Andreas Schmitz, der das Alexianer Martinistift in Nottuln-Appelhülsen leitet, auf einen Drehtüreffekt. 51 Laptops und dafür rund 30.000 Euro werden für alle Gruppen benötigt, hat er ausgerechnet. Das Jugendamt verweise auf das Schulamt, denn es gebe doch den Digitalpakt. Das aber wolle vom Jugendamt erst einmal den Bedarf nachgewiesen haben, hat Andreas Schmitz erfahren beim Versuch, Geld zu bekommen.
"Auf die Problematik des Homeschooling in unseren Einrichtungen haben wir bereits im Mai 2020 hingewiesen", erklärt Schulte. Aber bislang seien nur mit einigen Kommunen gute Lösungen gefunden worden. Mit einem Aufschlag auf den Tagessatz konnte zusätzliches Personal beschäftigt werden - soweit es gefunden werden konnte. Normalerweise sind die Kinder und Jugendlichen vormittags in der Schule und nachmittags häufig in der OGS oder in Vereinen unterwegs, aktuell aber ganztägig in der Gruppe.
Thomas Kurth, Geschäftsführer des junikum in Oer-Erkenschwick ist froh, schon in den vergangenen Jahren auf Berufspraktikanten gesetzt zu haben. Die sorgten jetzt für etwas Entlastung, auch wenn eine Betreuung nur eingeschränkt möglich sei und nicht so, wie man sich das eigentlich vorstelle und wünsche. Froh ist er auch, dass es bislang keine Infektionen unter den Kindern und Jugendlichen und nur eine bei den Mitarbeitenden gegeben habe. Wohl hätten einige Schüler in Quarantäne müssen, weil es Fälle in ihren Klassen gegeben habe, aber alle seien negativ getestet worden. Kurth hätte sich gewünscht, dass seine Mitarbeitenden schneller Impfungen bekommen könnten als bislang vorgesehen. Sie hätten zwangsläufig viele Kontakte und hätten die Kinder und Jugendlichen in Quarantäne weiter betreuen müssen. "Einzeln auf dem Zimmer ging natürlich nicht, das wäre eine genehmigungspflichtige, aber aus unserer Sicht ohnehin nicht zu verantwortende geschlossene Unterbringung gewesen", erklärt der junikum-Leiter. Insbesondere gefährdet seien die Mitarbeitenden, die nach wie vor ambulant in Familien unterwegs sein müssten. 

Dienstpläne ein zweites Mal umorganisiert

Für Marion Schulte gilt es jetzt, den Blick nach vorn auf die Zeit nach Corona zu richten. Bei den nach sechs Jahren wieder aufgenommenen Verhandlungen zum Landesrahmenvertrag "fordern wir eine stabile finanzielle Ausstattung", unterstreicht sie. Auch Andreas Schmitz will Konsequenzen ziehen und in seine nächste Leistungsbeschreibung für die Verhandlung der Tagessätze drei oder vier Laptops pro Gruppe hineinschreiben. Wobei das auch ein Ziel für den Landesrahmenvertrag sein müsse. Das wäre deutlich mehr als jetzt, "wo wir eigentlich nichts haben". Man behelfe sich mit ausrangierten PC und in wenigen Fällen bringe mal ein Jugendlicher einen Laptop bei der Aufnahme mit. Schwieriger als im ersten Lockdown bleibt es beim Personal, sagt Schmitz. Weil die Werkstätten der Alexianer geschlossen gewesen seien, habe man von dort Mitarbeitende bekommen können. Glücklich könnten sich manche Einrichtungen schätzen, die auch Träger einer OGS sind. Die hätten, so Marion Schulte, teilweise ihr Personal umschichten können.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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