"Das Lernen lernen" - gelungener Vortrag mit Lerneffekt

Ertappt! Auch für die Eltern gab es beim Vortrag "Das Lernen lernen" noch einiges zu lernen. Rechts Referentin Nadine Kleifges.
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"Lernen ist Vorfreude auf sich selbst," sagte einst der Philosoph Peter Sloterdijk. Damit der Lernprozess an sich aber schon zur Freude wird und das Gelernte nicht nach kurzer Zeit schon wieder verblasst, kommt es maßgeblich auf die richtige Methodik an. Dass dabei auch Emotionen und die richtige Motivation eine große Rolle spielen zeigte Referentin Nadine Kleifges in ihrem Vortrag “Das Lernen lernen“ am Mittwochabend in der Aula des Schulzentrums. Vivi Klapheck und Annette Jung, Schuleiterinnen des Schulverbundes Martin Lutherschule-Eichendorffschule hatten die Referentin des gemeinnützigen Vereins LVB Lernen e.V. in die Seestadt eingeladen.

Der Vortrag richtete sich an Eltern und umfasste Lerntechniken und individuelle Methoden für unterschiedliche Lerntypen. Mit praktischen Tipps zur Kommunikation, Motivation und Hausaufgabenbearbeitung können Eltern ihre Kinder wegweisend im Lernalltag unterstützen.

Lernen ist wie Rudern gegen den Strom - wer aufhört fällt zurück

Die Referentin, die in Berlin als Lerncoach tätig ist, erklärte zunächst wie das menschliche Gehirn funktioniert und warum wir manche Dinge schnell verinnerlichen können und uns gegen andere innerlich sträuben. Sie zeigte aber auch Strategien auf mit denen es nahezu spielerisch gelingen kann selbst ungeliebte Lerninhalte dauerhaft In das Langzeitgedächtnis zu übertragen.

“Das ist kein Chaos! Du verstehst nur mein System nicht.“

Was haben Katzen, Ochsenfrösche und Hühner im Klassenzimmer zu suchen? Man kann mit ihnen und anderen tierischen Hilfsmitteln Eselsbrücken bauen, die so eingängig sind, dass man sie garantiert nicht mehr vergisst. Im Beispiel dienten die Laute der Tiere dazu die Endungen der unregelmäßigen Verben der englischen Sprache schneller zu erlernen. Im Verlaufe des Abends zeigten auch die zahlreich erschienenen Zuhörer, dass sie selbst so manche Eselsbrücke aus der eigenen Schulzeit noch wie aus der Pistole geschossen parat hatten.

Die Referentin hielt zur Veranschaulichung auch für die Besucher praktische Übungen bereit. In der Tat gelang es allen Anwesenden mit systematischen Lernmethoden auch umfangreichere Inhalte sofort zu behalten. Auf diese Weise verschafft man sich Lernerfolge und die Motivation weiterzumachen.

“Russisches Roulette in der Schule: Melden und hoffen, dass ein anderer dran kommt.“

Der sowohl spannende und informative als auch sehr humorvolle Vortrag hielt so manches Aha-Erlebnis bereit. Nadine Kleifges hielt den Zuhörern, die zumeist Eltern von Grundschulkindern waren, aber auch gekonnt den Spiegel vor: Um unterschiedlich effektive Lerntechniken aufzuzeigen bat sie für bestimmte Übungen Freiwillige auf die Bühne. “Sie brauchen keine Angst haben. Hier passiert Ihnen nichts!“ Dass sich trotzdem niemand meldete, verwunderte die junge Frau nicht. Allein durch die Erwähnung des Wortes “Angst“ hatte sie ganz bewusst das Unbehagen der Probanden geweckt. “Sehen Sie“, gab sie zu bedenken: Sie alle legen sicher großen Wert auf eine lebhafte Mitarbeit Ihres Kindes im Unterricht. Von Ihnen selbst aber hat sich niemand freiwillig gemeldet. So etwas ist nicht etwa eine Ausnahme sondern die Regel! ... Sagen sie einem Kind, dass es von zehn Aufgaben acht richtig gelöst hat - das ist viel ermutigender als zu betonen, dass zwei Fehler dabei waren.“

Was passiert beim Lernen im Gehirn und wie wichtig sind dabei Emotionen?

Alle Anwesenden hatten es selbst schon erlebt: An die Aktivitäten an einem x-beliebigen Datum im vorvergangenen Jahr kann sich auf Nachfrage niemand erinnern. Auf die Frage wie man den 11.09.2001 verbracht habe aber hatte jeder einzelne eine detaillierte Antwort. Grund ist die starke Emotion, die wir mit einem Ereignis verbinden und es daher auf ewig im Langzeitgedächtnis abspeichern.
Der Vortrag “Das Lernen lernen“ war in zwei Teile unterteilt. Zu Beginn erklärte die Referentin das Lernverhalten und die Lernmethodik nach der man den Stoff entweder gut oder weniger gut verinnerlicht. Nach einer kurzen Pause stand im zweiten Teil die emotionale Seite des Lernens auf dem Programm.

Gemäß dem eigenen Grundsatz, dass Schulstoff interessant, systematisch und abwechslungsreich zu gestalten sei vermittelte Nadine Kleifges die Inhalte ihres Vortrages so spannend und kurzweilig, dass man zwischenzeitlich das Gefühl hatte sich in einer Quizsendung zu befinden. Damit schuf sie beim Zuhörer beste Voraussetzungen das Gelernte später auch selbst abrufen und anwenden zu können. Nach etwa 2 Stunden ging ein gelungener Abend zu Ende, aus dem man nicht nur für den Nachwuchs sondern auch für das eigene Lernverhalten so manchen brauchbaren Rat mitnehmen konnte. Für die Referentin gab es reichlich Applaus.

Hintergrund:

"Gemeinsam für eine bessere Bildung."
Der Verein LVG Lernen e.V. ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Personen aus dem Bildungsbereich, die sich gemeinsam gemeinnützig für eine bessere Bildung einsetzen wollen. Das Thema „Lernen“ steht dabei im Vordergrund, da hier noch großes Entwicklungspotenzial in der Gesellschaft besteht.

Richtig lernen von der Grundschule bis zum Abitur
Die Vortragsreihe „Das Lernen lernen“ findet im Schuljahr 2016/17 deutschlandweit an teilnehmenden Schulen statt und richtet sich an Eltern mit Kindern vom Grundschulalter bis zum Abitur.

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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