2.299 Überschuldete Menschen in Haltern - Ein trauriger Höchststand
Kreis. Die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 4. Juni bis 8. Juni steht unter dem Motto „Weg mit den Schulden“. Die Wohlfahrtsverbände fordern den Gesetzgeber auf, den Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für Jedermann im Sozialgesetzbuch zu verankern. Bisher unterversorgte Bürger sollen ein verbessertes Beratungsangebot in Anspruch nehmen können.
„Es gibt keinen Grund, sich für eine Lebenskrise schämen zu müssen“, so Dr. Dietmar Kehlbreier, Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Kreis Recklinghausen. „Wichtig für die Menschen ist, dass sie gute Hilfsangebote erhalten mit deren Hilfe sie wieder auf die Füße kommen.“„Wenn trotz anhaltendem Wirtschaftsboom die Lebenslagen zwischen gut und schlecht situierten Bürgern auch in Haltern am See immer weiter auseinanderdriften, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht“, ergänzt Christian Overmann von der Schuldnerberatung der örtlichen Diakonie.
„Wenn trotz anhaltendem Wirtschaftsboom die Lebenslagen zwischen gut und schlecht situierten Bürgern auch in Haltern am See immer weiter auseinanderdriften, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht.“
Mit 2.299 überschuldeten Bürgern, nicht hinzugerechnet die haushaltsangehörigen Personen, erreicht die Zahl der Menschen, die in absoluter Zahlungsunfähigkeit leben selbst in Haltern am See einen seit 9 Jahren traurigen Höchststand.
Hamsterrad Niedriglohn
Gefangen im Teufelskreis des ausufernden Niedriglohnsektors sowie ständig unsteter Beschäftigungsverhältnisse, mit der jetzt schon erkennbaren Perspektive auf Altersarmut, sind die Lebensrisiken im Kreis ungleich verteilt. Ursache ist neben dem Strukturwandel in der Emscher-Lippe Region die mangelhafte Finanzausstattung vieler Privathaushalte. Ständig nötige Umzüge, der PKW für die Arbeit oder Familienzuwachs sind für vermögenslose Haushalte ohne Kreditaufnahme nahezu unfinanzierbar und doch notwendig, um im Leben voranzukommen. Verschuldungsgründe sind dann häufig auf die Menschen zukommende Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Betroffene haben darauf nur einen geringen Einfluss. Trotzdem wird ihnen häufig persönliches Fehlverhalten vorgeworfen.
Zahlungen aus Angst vor der Inkassobranche
Aus falscher Angst und schambesetzt zahlen besonders viele Halterner Bürger „auf Teufel komm raus“ weit über das Existenzminimum hinaus Angstraten an drängende Inkassounternehmen. Die Folge ist eine Unterversorgung der gesamten Haushaltsgemeinschaft. Der psychische Dauerdruck lässt Krankenstände steigen und verursacht hohe soziale Folgekosten. „Wir brauchen eine weniger stigmatisierende Krisenkultur“, so Christian Overmann. „Prekäre Lebenslagen müssen ohne Schuldzuweisungen besser aufgearbeitet werden können. Dazu ist eine ordentliche Ausstattung des Beratungsangebotes Schuldnerberatung oberstes Gebot. Beratung unter 02364 – 16 83 69.www.aktionswoche-schuldnerberatung.de
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