Ablehnung des Denkmalschutzes für Schacht AV8
Wie stark ist die Stadt Haltern am See vom Bergbau geprägt?

Foto: lichtkunst.ruhr

HALTERN AM SEE. Einst galt die vielbeschworene „Nordwanderung des Bergbaus“ über die Lippe hinaus in den Raum Haltern als hoffnungsvolle Zukunftsvision für das Ruhrgebiet. Haltern sollte Bergbaustadt werden zum Überleben des Bergbaus im nördlichen Ruhrgebiet. Doch die hier in großer Tiefe lagernden Steinkohlenreserven wurden nur bis unter der Lippe abgebaut, dann kam die große Wende mit der Abkehr von der heimischen Kohle und der Stilllegung der letzten Bergwerke im benachbarten Marl und zuletzt in Bottrop.

Gehören zu den Hinterlassenschaften des Bergbaus in Haltern nur die schädlichen Bergsenkungen und die deshalb erforderlichen hohen Lippedeiche zur Schadensvermeidung? Oder war die Stadt Haltern Jahrzehnte weit mehr vom Bergbau geprägt, als ihr heute lieb ist, was aber gerne aus dem Bewusstsein der alteingesessenen Halteraner verdrängt wird, die sich von den Bergbaustädten südlich der Lippe abgrenzen möchten? Vielleicht bringt dieser Beitrag angesichts des Denkmalstreites Licht ins Dunkel der Schächte?

Zunächst zum aktuellen Sachstand: In einem zehnseitigen Gutachten hat das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) dem Förderturm mitsamt Maschinenhalle der Schachtanlage 8 in Haltern-Lippramsdorf Denkmalwert attestiert. Sie sei bedeutend, „weil sie die hiesige Wirtschafts-und Sozialgeschichte besonders anschaulich dokumentiert." Dem Schachtgerüst in Form eines stilisierten „A“ (für Auguste Victoria) wird sogar künstlerischer Wert auch als Landmarke in der Kulturlandschaft beigemessen (siehe Foto des beleuchteten Schachtgerüstes).

Kein öffentliches Interesse?

Für den Kulturausschuss des Halterner Stadtrates stand dagegen am 4. November 2021 das einstimmige Urteil quer durch alle Parteifraktionen fest: Das Ansinnen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist abzulehnen, das Schachtgerüst mitsamt Maschinenhalle in Haltern-Lippramsdorf unter Denkmalschutz zu stellen. Demgegenüber heißt es in § 1 des Denkmalschutzgesetzes NRW: „Denkmäler sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und wissenschaftlich zu erforschen. Sie sollen der Öffentlichkeit im Rahmen des Zumutbaren zugänglich gemacht werden“. Allein politische Opportunitätsgründe oder bloße Kostenargumente reichen also nicht aus für eine Ablehnung der Unterschutzstellung. Es muss allerdings ein öffentliches Interesse an einem Denkmal bestehen, das in Haltern in diesem Fall vehement verneint wird.

„Haltern war nie Bergbaustadt“ - aber Profiteur

„Haltern war nie Bergbaustadt“, behaupten jedoch CDU, FDP, Grüne und Wählergemeinschaft unisono. Die Schachtanlage habe keine historische Bedeutung und „der Denkmalschutz sei deshalb völlig überflüssig“, argumentierte die SPD. Zuvor hatten der Heimatverein Lippramsdorf und eine „Bürgerinitiative für Lebensqualität und Umweltschutz“ über 100 Unterschriften gegen die Unterschutzstellung als Denkmal gesammelt. Da viele bis heute noch unter Bergbaufolgen wie den Bergschäden an ihren Häusern leiden, sei eher die Bezeichnung „Mahnmal“ angebracht, so lauten die Ablehnungsgründe.

Die Stadt Haltern sieht das ebenso, die sich auf die Ablehnung durch die Bürgerschaft beruft. Und sie verweist darauf, dass die Schachtanlage „nur“ 45 Jahre bestand: "Sie stellt sich somit nur als eine zeitlich sehr begrenzte Episode in der Geschichte des Ortsteils dar." (Allerdings hat sich in dem halben Jahrhundert die Einwohnerzahl von Haltern dank Zuzügen aus dem Ruhrgebiet mit einer Zunahme von 250% mehr als verdoppelt bis zur heutigen Größe der Stadt – auch nur eine begrenzte Episode der Stadtentwicklung?) Die Bergbaustädte südlich der Lippe haben den Arbeitnehmern der Auspendlerstadt Haltern überdies Arbeitsplätze und Einkommen geboten; ihnen hat die Stadt Haltern (als industriefreie Wohnstadt) ihre niedrige Arbeitslosenquote zu verdanken.

Auch wenn es in Haltern keine Bergarbeitersiedlungen gibt, so hatten doch nicht wenige Bergleute von Auguste Victoria und des Haard-Bergwerkes sowie auch des Bergwerks Lippe in Wulfen ihren Wohnsitz in der Stadt Haltern oder haben Haltern später zu ihrem Altersruhesitz auserkoren. (Heute könnten sich die Bergarbeiter die horrenden Grundstücks- Bau- und Mietpreise in Haltern nicht mehr leisten, so dass die gehobenen Einkommensschichten überwiegen und unter sich bleiben). Vor allem haben sich Hunderttausende Bergarbeiterfamilien aus den Städten südlich der Lippe an den Feierabenden und Wochenenden in der Touristenstadt Haltern erholt und den Aufschwung der inzwischen einkommensstärksten Stadt im Kreis ermöglicht, die zumindest indirekt Profiteurin des langjährigen Bergbaus war und ist.

Gewerbeansiedlung statt Rekultivierung

Immerhin attestiert man in Haltern den Bergleuten deshalb, dass sie zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und Region beigetragen hätten. (Nicht zuletzt haben sie in ihrer Freizeit als Touristen auch viel „Kohle“ im übertragenen Sinne in der Erholungsstadt Haltern hinterlassen). Dafür gebe es aber bereits genügend denkmalgeschützte Fördertürme in mehreren Nachbarstädten, so die Auffassung der Halterner Kommunalpolitiker. Das letzte Wort hat nun wohl die oberste Denkmalbehörde des Landes, das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW. Dessen Entscheidung ist dann bindend, wenn der Landschaftsverband nicht schon vorher einlenkt. Die BILD-Zeitung titelte: "Wech mit de Zech - Um Schacht auf Auguste Victoria gibt`s Zoff".

Da sowohl die Ruhrkohle AG und ihre Montan-Immobiliengesellschaft (vormals MGG, bei der auch der Halterner CDU-Landtagsabgeordnete 5 Jahre lang angestellt war) als auch die Stadt Haltern jede Kostenübernahme oder -beteiligung ablehnen, wird die Entscheidung der obersten Denkmalbehörde wohl im Sinne der Stadt ausgehen. Die Stadt und ihre Kommunalpolitiker möchten stattdessen auf dem Zechengelände Gewerbe ansiedeln, obwohl nach dem damaligen Rahmenbetriebsplan eine anschließende Rekultivierung vorgeschrieben war. (Als das 2 ha große Gelände des bisherigen Wetterschachtes AV9 des Bergwerks Auguste Victoria in Lippramsdorf zeitweilig als Forensik-Standort im Gespräch war, da bestand die Bürgerinitiative noch auf Rekultivierung des Geländes und die Stadt wollte gegen eine Forensik-Nutzung an diesem Standort klagen).

Halterner Bergbaugeschichte durch vier Schächte geprägt

Das Verhältnis der Stadt Haltern zum Bergbau ist ambivalent, deshalb lohnt ein Blick zurück in die Entwicklung bis in die Gegenwart: Aus zwei Richtungen rückte der untertägige Bergbau im Rahmen der „Nordwanderung des Ruhrbergbaus“ vor einem halben Jahrhundert nach Haltern vor: Aus Recklinghausen, Oer-Erkenschwick und Datteln einerseits und aus Richtung Marl und Dorsten andererseits:

• In Haltern-Lippramsdorf war bereits 1963 der Teufbeginn und 1967 die Inbetriebnahme des Schachtes 8 des Marler Bergwerks Auguste Victoria. 1987 wurde der spätere Wetterschacht 9 am Lembecker Weg abgeteuft und 1990 in Betrieb genommen. (In 2001 erfolgte die Zusammenlegung des Bergwerks Blumenthal/Haard mit der Zeche Auguste Victoria in Marl zum Verbundbergwerk Bergwerk Auguste Victoria/Blumenthal). Vor 5 Jahren, in 2016 wurde der Schacht AV8 bzw. 9 stillgelegt.

• An der Stadtgrenze Datteln/Haltern wurde 1977 der Schacht „An der Haard 1“ abgeteuft und für Seilfahrt, Materialförderung und Bewetterung genutzt, bis er 2015 verfüllt wurde. Der Abriss der Übertageanlagen des Schachtes "An der Haard 1" begann im Mai 2020 und im Februar 2021 wurde der Förderturm des Schachtes "An der Haard 1" gesprengt - trotz tapferen Widerstands des Vereins Haard1 e.V., der sich um den Erhalt der Anlage bemühte. Doch die RAG-Montan-Immobilien GmbH hatte die 5 Hektar große Anlage komplett abgerissen. Inzwischen ist das Gelände renaturiert.

• Auf Halterner Stadtgebiet im Wald der Haard wurde 1979 durch das Recklinghäuser „Verbundbergwerk Blumenthal/Haard“ der Schacht "Haltern 1" abgeteuft (und 1985 dort die Seilfahrt aufgenommen). 1990 folgte daneben die Abteufung des ergänzenden Schachtes Haltern 2, der 1994 als Wetterschacht in Betrieb genommen wurde. Mit dem Verbund der Zeche General Blumenthal mit der Oer-Erkenschwicker Zeche Haard (vormals Ewald-Fortsetzung) in 1992 gehörten die Schächte zur neuen Zeche Blumenthal/Haard. In 1999 wurden die beiden Schächte aufgegeben und 2006 verfüllt. Nichts wird mehr die nachfolgenden Generationen an die Geschichte dieses Bergwerks mitten im Wald erinnern. (Heute ist der ehemalige Standort der Schächte Haltern1/2 in der Haard vom Land NRW als neuer Forensik-Standort vorgesehen, gegen den es lokale Widerstände gibt, obwohl das Land daran festhält).

Wenige Hundert Meter westlich der Halterner Stadtgrenze bei Lippramsdorf (auf Dorstener Stadtgebiet) wurde bereits 1959 - also vor 62 Jahren - der Schacht Wulfen 1 abgeteuft und kurz darauf der Wetterschacht Wulfen 2. Nach Zusammenlegung der Zeche Fürst Leopold und Wulfen erfolgte 1984 die Fördereinstellung in Schacht Wulfen 1. In 1998 erfolgte der Verbund Fürst Leopold/Wulfen mit der Zeche Westerholt zum neuen Bergwerk Lippe. Damit  war der Bergbau von Ruhr und Emscher endgültig an der Lippe angelangt, und zwar schon seit Ende der 1950-er Jahre. In 2000 wurde der Schacht Wulfen verfüllt und 2021 begannen dort die Planungen für den Industriepark Heide. Es gab also insgesamt  4 Schächte auf Halterner Stadtgebiet und 4 weitere Schächte direkt vor der Halterner Stadtgrenze in Datteln und Dorsten.

Die Haard als Grubenholz-Lieferant für den Bergbau

Mit dem Eindringen des Bergbaus auch übertägig mit den Schachtstandorten in die beliebten Erholungswälder von Haard und Hohe Mark hinein, die zugleich bedeutender und zu bewahrender Kulturlandschaftsbereich laut Regionalplan Ruhr sind, gab es anfangs einen Aufschrei und verhaltenen Protest in der Halterner Bevölkerung und bei den Naturschützern. In Wirklichkeit gäbe es in der einstigen Heidelandschaft den Haardwald als größtes zusammenhängendes Waldgebiet gar nicht ohne den Bergbau, denn hier wurden die schnell wachsenden Kiefern angepflanzt, um innerhalb kurzer Zeit Grubenholz für den Bergbau im gesamten Ruhrgebiet zu erzeugen. In mehr als 1000 m Tiefe befinden sich also viele Grubenausbauten aus den Halterner Wäldern, die auch der Sicherheit der Bergleute dienten.

Klavier-Festival Ruhr unter Tage im Halterner Haardschacht

Ein besonderes Event in den Halterner Haardschächten „Haltern 1/2“ ließ 2003 das ganze Land auf Haltern und sein Kohlebergwerk blicken und Haltern so zur Kulturstadt werden: In 1050 Metern Tiefe im Bergwerk gaben hier fünf namhafte Pianisten am 27. Juli 2030 im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr ein Klavierkonzert mit 260 Zuhörern. Die überregionale Presse titelte: „Der tiefste Konzertsaal der Welt befindet sich unter Haltern am See.“ Eine solche Verbindung von Industrie und Kultur war bekanntlich auch ein Anliegen der Internationalen Bauausstellung Emscherpark mit Nachfolge-Projekten bis in die Lippezone hinein.

Haltern als Profiteur im Ruhrgebiet

Durch seine Zugehörigkeit zum Kommunalverband Ruhrgebiet, dem jetzigen Regionalverband Ruhr, wo Halterner Kommunalpolitiker in dessen Gremien maßgeblich mitwirkten, hat die Stadt Haltern über Jahrzehnte in vielfältiger Weise profitieren können, ebenso über die Ruhrgebietskonferenz und die Zugehörigkeit zum nördlichen Ruhrgebietskreis Recklinghausen, sei es über Fördergelder und -programme für die "Emscher-Lippe-Region", über Projekte oder über die Waldkäufe und -bewirtschaftung durch den Regionalverband und seine Erholungseinrichtungen im Gebiet der Hohen Mark und der Haard.

Am Holzkohlenmeiler in der Haard bei Flaesheim wird alljährlich das alte Handwerk der Köhlerei dokumentiert. Dass eine sechsstellige Zahl von Touristen und (ehemaligen) Bergleuten aus dem Ruhrgebiet  jährlich die Stadt Haltern und ihre Erholungsgebiete am Nordrand der Bergbauregion aufsucht, bringt der Stadt Haltern und ihren Gastronomen, Hofläden, Händlern, Bootsverleihern und Betreibern von Freizeiteinrichtungen den größten Gewinn.

Halterner Bildungszentrum der Bergbau-Gewerkschaft

Zigtausende Bergleute haben sich als Gewerkschaftsmitglieder ein dreiviertel Jahrhundert lang bis heute im Halterner Bildungszentrum der Bergarbeitergewerkschaft IGBE (später IGBCE) neben dem Seehof fortgebildet und Tagungen abgehalten. Seit 1953, also seit fast 70 Jahren werden hier in dem Seminarhaus mit über 100 Betten und einem Kongress-Saal mit 150 Plätzen Seminare und Tagungen für die Mitglieder der Bergbaugewerkschaft durchgeführt.

Viele Prominente gaben sich auch hier ein Stelldichein in der Bildungsstätte, die 2013 nach dem verstorbenen Gewerkschaftsvorsitzenden und Bundespolitiker Adolf Schmidt, (Mitinitiator des „Initiativkreis Ruhr“), in „Adolf-Schmidt-Bildungszentrum“ umbenannt wurde. Damit wurde Haltern am See zum Treffpunkt und Inbegriff aller Bergleute mit ihrem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad und der hier geschmiedeten Bergbau- und Gewerkschaftspolitik. (Heute hat die Bergbau- und Chemiegewerkschaft noch über 600.000 Mitglieder, davon über 1.500 in der Halterner Ortsgruppe). Vor dem Gebäude der Bildungsstätte zeugt eine beeindruckende Seilscheibe von der Bergbauverbundenheit Halterns.

Für die Stadt Haltern war und ist diese langjährige Traditions-Einrichtung ein Aushängeschild und Image-Gewinn und zeigt zugleich die Verknüpfung mit dem Bergbau, der an der Lippe nicht halt macht. Fortbildung und Erholung konnte an diesem Standort für die Bergleute in Verbindung gebracht werden, und viele auswärtige Besucher der Bildungsstätte lockte es anschließend privat in die Halterner Erholungs- und Seenlandschaft. Im Dorf Hullern hat es nach Aussagen von Bergleuten eine Zeitlang auch eine Erholungsstätte für Bergleute gegeben, an deren erholsamen Aufenthalte man gerne zurückdenkt. Und auch an den Wallfahrten auf dem Annaberg beteiligten sich oftmals die Bergarbeiterkapellen mit ihren Bergmannsuniformen. Noch heute gibt es in Haltern einen rührigen Knappenverein.

 Haltern wollte den Bergbaukreis Recklinghausen 2009 verlassen

Als unsolidarisch und undankbar empfanden 2009 die kreisangehörigen 9 Bergbaustädte im Kreis Recklinghausen den Vorstoß des damaligen Bürgermeisters Bodo Klimpel und des CDU-Landtagsabgeordneten Josef Hovenjürgen, sich mit der Stadt Haltern dem Münsterland-Kreis Coesfeld anzudienen und den Bergbaukreis Recklinghausen zu verlassen, ohne die Bürger zu dieser Idee vorher zu befragen. Die Stadt wollte nicht länger die defizitären Haushalte der von Zechenschließungen, Arbeitsplatzverlusten und vom Strukturwandel betroffenen Bergbaustädte über die Kreisumlage solidarisch mit ausgleichen. Außerdem fühlte man sich historisch und landschaftsgeografisch mehr dem prosperierenden Münsterland verbunden und versprach sich Vorteile von einem Wechsel in den Nachbarkreis Coesfeld und damit von der Verabschiedung aus dem Verbund der Industriestädte südlich der Lippe.

Haltern als Münsterlandgemeinde fernab der Revierprobleme war das Traumziel, bei gleichzeitigen Vorteilen für die eigene Haushaltslage. Schon damals wollte man also als Repräsentanten der gutbürgerlichen Stadt Haltern nicht gerne mit den ärmeren Bergbaustädten und dem Bergbau länger in Verbindung und Abhängigkeit gebracht werden. Auch vor diesem Hintergrund ist die ausgesprochene Abneigung gegen etwaige Bergbau-Denkmäler auf dem münsterländischen Halterner Stadtgebiet zu verstehen. Damals wurde jedoch das Bestreben letztlich aufgegeben, sich vom Ruhrgebiet ins Münsterland auch verwaltungsmäßig abzusetzen. 

Halterner Politiker vertreten heute die Bergbaustädte mit Überzeugung

Heute ist der betreffende Halterner  Bürgermeister als neuer Landrat des einstigen „Kohlekreises Recklinghausen“, den er damals als Stadt verlassen wollte, nunmehr unterwegs in den ehemaligen Bergbaustädten an der Emscher, in Herten, Recklinghausen, Gladbeck, Castrop-Rauxel, Datteln, Oer-Erkenschwick etc. Und der Landtagsabgeordnete fühlte sich zwischenzeitlich inmitten der Vertreter der einstigen Bergbaustädte recht wohl, als zeitweiliger Vorsitzender des Ruhrparlaments und als Vize-Vorsitzender des Bezirks Ruhrgebiet seiner Partei, aber auch im Landtag als Mitglied im Ausschuss für Grubensicherheit und Nachbergbau sowie zeitweilig als Angestellter der Ruhrkohle-Grundstücksgesellschaft MGG. Sein Landtagswahlkreis umfasst neben Haltern ganz oder teilweise vier bergbaugeprägte Städte (Oer-Erkenschwick, Datteln, Marl und Dorsten). Die beiden Halterner Spitzenpolitiker sind also heute die Repräsentanten der Bergbaustädte des (nördlichen) Ruhrgebietes.

Beim Denkmalschutz für alte Schachtgerüste auf Halterner Stadtgebiet hört jedoch die Liebe zum Bergbau auf? So wirklich stark ist die Stadt Haltern wohl nicht vom Bergbau geprägt, der endgültig der Vergangenheit angehören soll, auch  wegen der Dekarbonisierung, und an den man nicht noch ständig erinnert werden will. Wie sagte schon Perikles: „Das größte Denkmal ist das Gedächtnis“. Und der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte: „ Niemand von uns steht unter Denkmalschutz, weder die Parlamente noch die Regierungen, nicht einmal das Staatsoberhaupt.“ (Somit auch nicht die Lokalpolitiker). Dem Leser dieses Beitrages möge nun das eigene Urteil überlassen bleiben, ob die Gegner des Denkmalschutzes für den AV-8-Schacht in Lippramsdorf sich als "Kulturbanausen" erweisen oder nicht.

(Der Verfasser dieses Beitrages aus Haltern war selber 5 Jahre im Bergbau tätig, davon 3 Jahre unter Tage, wuchs in einer Bergarbeitersiedlung auf und lebte vor seinem Umzug nach Haltern über 60 Jahre in den Bergbaustädten Herten und Recklinghausen. Über 40 Jahre lang war er als Stadt- und Regionalplaner auch mit den Planungen für den Strukturwandel im nördlichen Ruhrgebiet /Kreis Recklinghausen befasst. Seine damalige Examensarbeit befasste sich bereits 1974 mit der Folgenutzung für ein stillgelegtes Bergbaugelände und den umgebenden bergbaugeprägten Stadtteil.)

Autor:

Wilhelm Neurohr aus Haltern

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