Wahlabend in Haltern: Stockhofe geht nach Berlin

Haltern wählt schwarz: Vor allem in den umliegenden Gemeinden braucht sich die CDU über die Stimmenmehrheit keine Gedanken zu machen. Dennoch war es eine freudige Überraschung für Rita Stockhofe, als sie über die Reserveliste doch noch in den Bundestag einrückte. Auch die SPD konnte im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 Stimmen dazugewinnen. Verliererin war dem Bundestrend folgend vor allem die FDP, die um fast acht Prozentpunkte abstürzte.

Erst am frühen Montagmorgen stand fest, dass die Unionspolitikerin den Sprung nach Berlin geschafft hatte. Der Sieg der CDU bei der Bundestagswahl und das Ausscheiden der FDP aus dem Parlament hatte mehr Platz auf der Landesliste geschaffen, und so konnte die 45-jährige Flaesheimerin doch noch in den Bundestag einziehen. In Haltern konnte Stockhofe fast 48% der Wähler überzeugen. Dafür überreichen ihr ihre Parteifreunde bei den ersten Hochrechnungen im Rathaus einen bunten Blumenstrauß und viele Glückwünsche.

Ebenfalls zufrieden kann Michael Groß mit dem Halterner Ergebnis sein. Für den Bundestagskandidaten aus Marl war die Seestadt ohnehin kein siegentscheidender Faktor - der Sozialdemokrat hat die SPD-Hochburgen des Wahlkreises 122 im Rücken. Dennoch konnte sich sein zweites Bundestagswahlergebnis seit seiner Erstkandidatur 2009 in Haltern um gute drei Prozentpunkte verbessern und 33,83% der Stimmen auf sich vereinen. Der Wahlkreis 122 (Marl, Datteln, Haltern, Herten und Oer-Erkenschwick) ist ohnehin seit rund 50 Jahren standhafte rote Hochburg, da war der Sieg von Michael Groß fast schon reine Formsache.

Eine Katastrophe war die Wahl für die FDP: Während sich noch 2009 fast 10 Prozent der Halterner Wähler für den liberalen Direktkandidaten Moslehner entschieden, rauschte seine junge Nachfolgerin Mirjam Forspaniak mit dem Ergebnis in den dunklen Keller und blieb bei unter zwei Prozent stecken. Folgerichtig wanderten die Halterner Liberalen vom Wahlstudio des Rathauses direkt zu einem guten Abendessen, um wenigstens etwas Verdauliches an diesem Abend genießen zu können.

Für die Grünen und ihre Direktkandidatin Maaike Thomas machte sich die langjährige unaufgeregte Lokalpolitik in Haltern dahingehend bezahlt, dass der Balken relativ stabil bei rund neun Prozent stehenblieb. Damit war die Ortspartei deutlich weniger vom Bundestrend betroffen, konnte aber mit dem Abschneiden ihrer Berliner Vertreter nicht wirklich zufrieden sein. "Ich finde es richtig, dass der Bundesvorstand zurücktritt, wir eine jüngere neue Mannschaft wählen und das Imageproblem schnell wieder loswerden", resümierte Thomas auf ihrer Website.

Für Spannung sorgte das Abschneiden der Alternative für Deutschland: Die AfD trat in Haltern zwar mit keinem Direktkandidaten an, erreichte im Kreis Recklinghausen aber mit 2,13 Prozent ein besseres Ergebnis als die FDP. Jetzt hofft die junge Partei auf mehr Zuspruch und wolle bis zur Kommunalwahl auch einen Kandidaten in Haltern aufstellen, so der Dorstener AfD-Kandidat Franz-Josef Ferme.

Dass die drittstärkste Partei im Bund, die Linke, in Haltern kaum eine Rolle spielt, überraschte kaum jemanden. Nur 3,65 Prozent der Wähler machten ihr Kreuz für Bärbel Beuermann, und ohnehin hatte sich das Rekordwahlergebnis der Linken von 2009 im Kreis fast halbiert.

Die anderen kleinen Parteien spielten in der Betrachtung des Ergebnisses kaum eine Rolle. Die Piraten pendelten sich bei rund 2,2 Prozent ein, die NPD bei unter einem Prozent. Für die MLPD entschieden sich genau wie 2009 in Haltern ganze 20 Wähler.

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Wahlergebnis Bundestagswahl 2013 in Haltern
(Erststimme, in Klammern: Wahlkreis 122 / Kreis RE)

CDU 47,92 % (36,54 / 36,25)
SPD 33,83 % (45,67 / 44,92)
Grüne 8,96 % (4,98 / 4,73)
FDP 1,97 % (1,57 / 1,80)
Die Linke 3,65 % (5,57 / 5,75)
Piraten 2,17 % (2,83 / 2,63)
NPD 0,93 % (1,90 / 1.28)
MLPD 0,08 % (0,21 / 0,14)
Surmann 0,49 % (0,74 / - )

Abgegebene Zweitstimmen in Haltern
(in Klammern: Ergebnis von 2009)

CDU 44,85 % (39,21)
SPD 30,75 % (26,13)
Grüne 7,91 % (10,63)
FDP 4,70 % (13,57)
Die Linke 4,46 % (6,42)
Piraten 1,96 % (1,63)
AfD 3,42 % (-)
NPD 0,63 % (0,55)
MLPD 0,03 % (0,04)