Klima- und Artenschutz wird ignoriert
Nachhaltige Flächensparziele erneut verfehlt: Bautätigkeit der Städte verursacht steigenden statt sinkenden Flächenverbrauch

Foto: Zeitschrift "Agrar heute" vom 24.10.2019: "Landfraß"
 
HALTERN AM SEE / RUHRGEBIET/ NRW. Für ein böses Erwachen sorgte am 1. März eine aktuelle Bilanz des Statistischen Bundesamtes: Die Siedlungsflächen für Wohnen, Gewerbe und Verkehr zu Lasten von Natur und Landschaft sind im zurückliegenden Zeitraum besonders stark gestiegen auf 55 ha Tag für Tag, entsprechend 77 Fußballfeldern. In den Vorjahren waren es nur 33 bis 39 ha täglich. Die nachhaltige Zielvorgabe der Bundesregierung, bis 2030 den Flächenverbrauch auf weniger als 30 Hektar pro Tag zu senken und bis 2050 die EU-Vorgabe eines Netto-Null-Flächenverbrauchs zu erfüllen, wird damit dramatisch verfehlt – zu Lasten des Klima- und Artenschutzes. Denn dafür ist die deutliche Reduzierung der Flächenversiegelung unverzichtbar: Ohne Flächenschutz misslingt der Klima- und Artenschutz. Damit wird die Zukunft des Planeten sowie der nachfolgenden Generationen leichtfertig aufs Spiel gesetzt, insbesondere durch die ignorante Bau- und Planungspolitik der Städte und Gemeinden. Sie sorgen für eine dramatische Fehlentwicklung.

Das scheint insbesondere die zersiedelten Städte im Ruhrgebiet, in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland - als Spitzenreiter beim „Flächenfraß“ in NRW - nicht zu interessieren. Beim neuen Regionalplan für das Ruhrgebiet, der gerade zum dritten Mal öffentlich ausliegt, sorgten die Städte mit massivem Druck für die unverträgliche Ausweisung von über 9.000 ha weiteren Gewerbe- und Wohnbauflächen zu Lasten von Freiflächen und Grünzügen. Doch damit nicht genug: Darüber hinaus rufen die Städte insbesondere im Kreis Recklinghausen und nördlich der Lippe nach noch mehr Bauflächenausweisungen und wehren sich gegen notwendige Vorgaben zu maßvollen Flächenreduzierungen - allen voran Haltern und Dorsten mit ihrem ungezügelten Flächenfraß an den grünen Ortsrändern für ökologisch und ökonomisch fragwürdigen Bau von Einfamilienhäusern.

Die überkommene und verantwortungslose Denkweise des ewigen Siedlungsflächenwachstums in der städtischen Planungspolitik zu Lasten des Klima- und Artenschutzes erscheint irrational und erweist sich oftmals als bloßes Entgegenkommen zugunsten der Immobilienlobby. Umweltschützer warnen seit Jahren vor der Versiegelung von Boden, der nicht nur den Lebensraum von Tieren und Pflanzen zerstöre, sondern auch zu mehr Überschwemmungen und anderen negativen Effekten führe, einschließlich Verlust landwirtschaftlicher Produktionsflächen. Die Gesamtproblematik hat auch der Verfasser dieser Zeilen in einer umfangreichen Studie insgesamt und am Beispiel der Stadt Haltern bereits in 2021 dargestellt. (Die Studie ist kostenlos als pdf-Datei abrufbar beim Verfasser per Email an Wilhelm.Neurohr@web.de ).

Wilhelm Neurohr, 01. März 2023

Autor:

Wilhelm Neurohr aus Haltern

Webseite von Wilhelm Neurohr
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