Landesseniorenvertretung tagte in Haltern
"Politische Teilhabe nutzen" lautet das Jahresmotto 2017 der Landesseniorenvertretung, die am Mittwoch ihre Mitglieder in die Halterner Seestadthalle geladen hatte. Ministerin Barbara Steffens vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Alter und Pflege des Landes Nordrhein-Westfalen, der stellvertretende Bürgermeister Heinrich Wiengarten, Landrat Cay Süberkrüb, die Vorsitzende des Seniorenbeirates Sigrid Geipel, Prof. Dr. Christoph Strünck, Direktor des Instituts für Gerontologie der TU Dortmund sowie Vertreterinnen und Vertreter der 166 kommunalen Seniorenvertretungen gehörten zu den Gästen.
Die LSV-Vorsitzende Gaby Schnell eröffnete am Vormittag die Veranstaltung, begrüßte die Delegierten und die Vertreter der Politik und stellte das Programm vor. Mehr als 70 Seiten umfasste der Rechenschaftsbericht der Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) für das Jahr 2016: Ein prall gefülltes Heft, das den Delegierten schon im Vorfeld der
Mitgliederversammlung die ganze Bandbreite der Vorstandsarbeit darlegte.
Mut machen für politischen Einsatz in den Kommunen
“Sie befinden sich hier in der schönsten Stadt des Kreises Recklinghausen,“ begrüßte Heinrich Wiengarten die Anwesenden. Auch Cay Süberkrüb bezeichnete die Seestadt als schönste Stadt des Kreises, wenn nicht gar des ganzen Landes. Beide betonten damit die Lebensqualität der Region für ihre Bewohner. Die Redner erwähnten dabei besonders die enorme Wichtigkeit der Generation 60+ und ihren engagierten politischen Einsatz in den Kommunen. "Menschen dieses Alters sind die größte Wählergruppe und damit entscheidend für die kommende Landtags- und Bundestagswahl. Sie stehen ein für die Interessen älterer Menschen, aber auch für die junge Generation."
“Es gibt viel zu tun, packen wir es an!“ Sigrid Geipel
Sigrid Geipel, Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt Haltern am See, berichtete aus der Arbeit ihres Beirates von den Anfängen bis heute. Als vor 25 Jahren der Seniorenbeirat in Haltern die politische Bühne betrat, war der Stadtrat durchaus noch geteilter Meinung über die Notwendigkeit einer solchen Vertretung für ältere Menschen. Man befürchtete zusätzliche Arbeit durch fragwürdige Forderungen und tatsächlich wurden anfangs noch viele Anträge des Beirates abgeschmettert. Inzwischen ist der Seniorenbeirat längst eine etablierte Institution in der Seestadt. Viele Neuerungen und Projekte gehen auf sein Konto. So beispielsweise die unlängst ins Leben gerufene Aktion Bürgerbus und das Buchprojekt “Demokratie erleben“. Auch das Sicherheits-Fahrtraining für Senioren, Sportkurse für ältere Mitmenschen und der Rollator-TÜV gehen auf das Konto des engagierten Beirates. Im Rahmen eines sozialen Seniorennetzwerkes werden als nächstes Handzettel vorbereitet, die weitere sinnvolle und praktische Hinweise für ältere Mitbürger geben, zum Beispiel für die nicht immer einfach zu handhabenden Fahrkartenautomaten.
Politische Teilhabe nutzen
Das Thema Fahrkartenautomaten und die Schwierigkeit vieler älterer Mitmenschen mit der Komplexität der Bedienung von Telefonen, Fernsehern, etc., sprach auch Ministerin Steffens an und nahm damit Bezug auf einen der späteren Tagesordnungspunkte der Versammlung. “Es kann nicht sein, dass man eine Schulung braucht um einen Fahrkartenautomaten zu bedienen!“ Beileibe nicht nur Seniorinnen und Senioren haben hiermit zum Teil große Probleme, sondern auch die jüngere Generation oder Menschen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.
Die Ministerin betonte die Wichtigkeit eines Austausches untereinander und lobte die gute Zusammenarbeit der Seniorenbeiräte vor Ort und auf Landesebene. Prävention im Alter müsse im Vordergrund stehen, aber auch der Erhalt der Selbstbestimmung, der Lebensqualität, der Wertschätzung und der Akzeptanz in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Alten von heute sind mit den Seniorinnen und Senioren vergangener Generationen nicht mehr vergleichbar. Sie gehören längst nicht mehr zum alten Eisen. Sie sind keine Belastung, sondern eine Bereicherung! Auf ihre Lebenserfahrung, ihr Wissen und ihre berufliche Erfahrung kann und darf heute nicht mehr verzichtet werden. So ist es heute eine wichtige politische Aufgabe der Seniorenbeiräte, den Finger in die Wunde zu legen, wenn es darum geht technische Neuerungen auch anwenderfreundlich zu gestalten. “Dies sind Themen mit denen wir uns gemeinsam beschäftigen müssen. Die Lebenserwartung steigt und damit auch die Frage, wie funktioniert Mobilität im Alter. Der Bürgerbus ist eine lobenswerte Einführung auf diesem Gebiet. Engagement vor Ort ist Einsatz für die heutigen Senioren aber auch für die Zukunft!“
Danach standen die Berichte der Vorstandsmitglieder aus Arbeitskreisen und Fachausschüssen auf dem umfangreichen Programm. In seinem Referat über "Mobilität im Alter", beleuchtete Prof. Dr. Christoph Strünck verschiedene Aspekte dieses Themas. Nach der Nachwahl von BeisitzerInnen standen Anträge aus verschiedenen Seniorenvertretungen als Arbeitsaufträge, um die sich der Vorstand im Jahr 2017 kümmern soll auf der Tagesordnung. Deren Vielfalt zeigt auf, welche Fragen den kommunalen Seniorenvertretungen aktuell auf den Nägeln brennen: So ging es in den 13 folgenden Anträgen unter anderem um die Schaffung eines weiteren Pflegegrades zur Palliativbetreuung, um eine umfassende Hospizversorgung, Reformen für die Hinterbliebenenversorgung oder Ausbildung und Förderung von qualifiziertem Pflegepersonal in der Altenhilfe. Die Versammlung endete gegen 16:00 Uhr.
Autor:Antje Clara Bücker aus Haltern |
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