Jugendliche engagierten sich beim Holocaust-Gedenktag - Lob vom Bürgermeister

Gut besucht war die städtische Holocaust-Gedenkveranstaltung am Jüdischen Friedhof. Dort trafen sich am Freitagabend einige Bürgerinnen und Bürger sowie Jugendliche der Alexander-Lebenstein-Realschule. Besonders die Mädchen und Jungen ernteten von Bürgermeister Bodo Klimpel ein dickes Lob.
„Sie waren heute zusammen mit ihren Lehrpersonen seit 8 Uhr wegen des Holocaust-Gedenktages unterwegs und haben so dafür gesorgt, dass wir sensibel gemacht werden, dieses Thema stets im Gedächtnis zu behalten.“ Ebenso lobte Klimpel das Engagement der Realschule. Das zeigt uns auch, wie wichtig unsere Realschule dieses Thema nimmt.“
Vier Jugendliche lasen aus Berichten, die Holocaust-Überlebende nach ihrer Befreiung geschrieben hatten. So wurde den Teilnehmern der Gedenkfeier noch einmal sehr deutlich welch schlimmes Leid den Juden zugefügt worden ist.
Mit einem Zitat aus einem Bericht des Halterner Ehrenbürgers Alexander Lebenstein begann auch Bürgermeister Bodo Klimpel seine Ansprache auf dem Jüdischen Friedhof. Lebenstein hatte dieses geschrieben: „Der Tag kam, an dem wir in die Deportationszüge geladen wurden und ich erinnere mich, dass wir sehr stark gegen meine Mutter und meinen Vater gepresst wurden. Sie versuchten, mich mit ihren Körpern gegen die anderen Menschen abzuschirmen. Die Leute waren jedoch im Allgemeinen sehr gefügig, da sie erkannten, dass sie nun nicht mehr frei waren und sie keine Wahl hatten, als sich den Befehlen, die uns gegeben wurden, zu fügen.“
Dazu der Bürgermeister: „Diese Worte schrieb unser vor zwei Jahren verstorbene Ehrenbürger Alexander Lebenstein aus seinen Erinnerungen auf, die er im Januar 1942 als 14-jähriger Junge machen musste. Vor 70 Jahren wurden Alexander Lebenstein und seine Familie ins Konzentrationslager nach Riga deportiert.“
Dieser Bericht und ebenso die außerdem vorgelesenen Passagen machen nach Ansicht des Bürgermeisters deutlich, wie brutal die NS-Verbrecher mit den jüdischen Mitmenschen umgegangen sind. Er erinnerte an den 27. Januar 1945, als das Konzentrationslager Auschwitz von den Alliierten befreit worden ist. Dabei kam Klimpel noch einmal auf Alexander Lebenstein zurück: „Er war gerade einmal elf Jahre jung, als er hier bei uns in Haltern im November 1938 die Pogromnacht miterleben musste. Er musste die bittere Erfahrung machen, dass auch in unserer Stadt einige Nazischergen die Häuser der jüdischen Mitmenschen plünderten die Frauen und Männer vertrieben.“
Deshalb begrüßt es der Bürgermeister sehr, an diesem Gedenktag an die schrecklichen Ereignisse zu erinnern. „Das sind wir zum einen den Opfern schuldig. Außerdem wird uns so bewusst, warum wir gegen die auch heute noch immer vorhandenen Bestrebungen aus der rechten Ecke angehen müssen. Die Serie an Morden, die kürzlich bekannt geworden ist, zeigt, dass diese Gefahr auch in unserem Land noch immer vorhanden ist.“
Am Ende bedankte sich Klimpel bei den Teilnehmern: „Durch Ihr heutiges Erscheinen haben Sie gezeigt, dass es Ihnen ernst ist, dieses Trauma, das von deutschem Boden ausging, in Erinnerung zu rufen. Denn unsere Aufgabe der Nachkriegsgeneration ist es, wach zu bleiben, um stets gegen Rassismus und Antisemitismus anzugehen. Alexander Lebenstein und natürlich alle anderen Opfer haben uns aufgegeben, stets wach zu bleiben. Ebenso haben sie uns gelehrt, für Toleranz und Courage einzutreten.“
Auch zahlreiche Menschen in den USA begehen den Holocaust-Gedenktag. In der Wahlheimat von Alexander Lebenstein wird dieser Tag ganz in seinem Sinne begangen. Am Sonntag, 29. Januar, lädt das Holocaust-Museum in Richmond unter dem Titel „Tour of Tolerance: Alexander Lebenstein's Message“ zu einer öffentlichen Veranstaltung ein.
Schüler und Studenten aus Richmond und Haltern am See berichten über ihre Begegnungen mit Alexander Lebenstein, der ihren Sinn für ein friedliches Zusammenleben nachhaltig geprägt und positiv motiviert hat.
„Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust lehrt uns was Hass bewirken und Zivilcourage verändern kann“, fassen die Veranstalter den Sinn des Gedenkens zusammen.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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