Klima- und Umweltkatastrophe
Internationaler Tag des Baumes am 25. April erinnert an das dramatische Wald- und Baumsterben
Der bevorstehende "Tag des Baumes" rückt ein verdrängtes Problem wieder ins Bewusstsein: Denn der Ukraine-Krieg und die nachlassende Priorität für die Bekämpfung der dramatisch voranschreitenden Klimakatastrophe haben den problematischen Zustand unserer Natur, insbesondere der geschädigten Wälder und Bäume, aus dem Bewusstsein verdrängt. Die monatelangen intensiven Niederschläge in unseren Breitengraden wähnen uns fälschlich in dem Glauben, nun ginge es unseren durch Trockenheit geschädigten Wäldern wieder deutlich besser und wir könnten nachlassen in dem Bemühen um ihre Heilung und Erhaltung. Doch der Schutz unserer Wälder und Bäume bedarf des ungebrochenen Engagements und es gibt keinen Anlass zur Entwarnung. Der 1951 von den Vereinten Nationen beschlossene „Tag des Baumes“ alljährlich am 25. April soll auch in diesem Jahr zum 71. Mal die Bedeutung der Bäume und des Waldes für die Menschen und die Wirtschaft im Bewusstsein halten.
In Deutschland war 1952 der von der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ initiierte erste Tag des Baumes durch die Nachkriegssituation geprägt und richtete sich gegen die Übernutzung der Wälder und den Waldverlust. Durch den Reparationshieb der Alliierten wurde in den ersten Jahren nach dem Krieg neun bis 15 mal mehr Holz eingeschlagen, als nachwachsen konnte. So wurden zehn Prozent der deutschen Wälder kahlgeschlagen.
Durch die anhaltende Kohlekrise Anfang der 50er Jahre wurden die Wälder weiterhin eingeschlagen, um Brennholz zu gewinnen. Denn die zugeteilte Menge von 15 Zentner Kohle je Jahr und Haushalt reichten nicht aus. Danach setzte sich das Baum- und Waldsterben jahrzehntelang fort durch Raubbau an der Natur mit Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen und Abholzungen. (Noch heute sträuben sich manche Kommunen gegen „Baumschutzsatzungen“ für ihr Stadtgebiet). Es folgten „saurer Regen“, Stürme, Waldbrände, Dürrejahre und Wassermangel infolge des Klimawandels, Luftverschmutzung und Borkenkäferbefall.
Der Wert der Bäume für Mensch und Umwelt
Nach Wetterextremen stirbt der Wald. Daran erinnert neben dem Tag des Baumes am 25. April auch der „Tag des Waldes“ am 21. März. Auch heute hat der Tag des Baumes eine fortwährende Bedeutung, denn unsere Bäume leiden zum einen stark unter den Folgen des Klimawandels und spielen zum anderen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen diesen. Mit dem Tag des Baumes verfolgt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ das Ziel, Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie wertvoll Bäume für Mensch und Umwelt sind. Der Aktionstag soll sie motivieren, sich aktiv für den Wald einzusetzen und etwas für die Bäume zu tun. Durch praktische Aktionen und Pflanzungen können die Menschen so eintauchen in die Welt der Bäume.
Baumpflanzungen als Zeichen für die Zukunft
„Andere Festtage dienen der Erinnerung, der Tag des Baumes weist in die Zukunft“, so drückte es der Journalist und Farmer Julius Sterling Morton aus. Inzwischen ist der Tag des Baumes eine der größten und erfolgreichsten Mitmachaktionen im Baum- und Waldschutz. Millionen Bäume wurden schon gepflanzt. Jährlich organisieren der Bundes-, die Landes-, Kreis- und Ortsverbände der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“am 25. April den Tag des Baumes mit bundesweiten Baumpflanzungen und vielfältigen Veranstaltungen. Ob ein Parkbaum, ein Alleebaum oder Setzlinge in einer Aufforstungsfläche gepflanzt werden, immer wird damit ein Zeichen für die Zukunft gesetzt!
Tag des Baumes heute
Den Titel „Baum des Jahres 2022“ bekam in diesem Jahr die Rotbuche verliehen. Der häufigste Laubbaum Deutschlands wurde bereits 1990 damit gekürt. Doch das hat eher symbolische Bedeutung. Auf der Website der Schutzgemeinschaft ist nachzulesen: „Der Klimawandel hat die Bedingungen in den letzten Jahren entscheidend verändert. Denn immer häufiger auftretende Dürreperioden, die rasante Ausbreitung von Insekten und die globale Erderwärmung zerstören nicht nur unsere aktuellen Wälder, sondern bedrohen auch den Wald der Zukunft. Deswegen können am eigentlichen Tag des Baumes keine traditionellen Baumpflanzungen mehr umgesetzt werden, da Setzlinge für größere Flächen verdursten würden. Nur noch Bäume mit Ballen können gepflanzt werden.
Problem der Trockenheit
Große Dürren wie in den Jahren 2018 und 2019 in Deutschland können demnach zu einem weitreichenden Baumsterben führen, wie eine Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena ergeben hat. Inzwischen sind auch Ökosysteme und Baumarten betroffen, die man als tolerant gegenüber extremer Trockenheit und Dürre eingeschätzt hatte. Die vergangenen drei Jahre waren besonders geprägt von der Trockenheit, sodass die gepflanzten Bäume nicht angewachsen sind. (Die ungewöhnlich hohen Niederschläge in den letzten Monaten in unseren Breitengraden haben zwar eine vorübergehende Milderung des Problems bewirkt, sind aber kein Grund für eine längerfristige Entwarnung). Durch den fortschreitenden Klimawandel und dem damit einhergehenden Mangel an Niederschlägen, finden die Pflanzungen deshalb eher statt, um das Anwachsen der Bäume zu gewährleisten. Dafür eignet sich mittlerweile der Tag des Waldes am 21. März sehr gut, so dass in den letzten Jahren bereits einen Monat vor dem Tag des Baumes viele Pflanzungen stattgefunden haben.
Waldsterben in Deutschland schlimmer als befürchtet
„Wir befinden uns in einer Situation, in der das aktuelle Wissen der Experten an Grenzen stößt, da die jüngsten, aber auch die in der Zukunft zu erwartenden klimatischen Ereignisse beispiellos sind. Wir können somit die Reaktionen der Wälder nicht einschätzen“, so heißt es in der zuvor genannten Studie des Max-Planck-Instituts. Satelliten-Daten von Februar 2022 zeigen, das Waldsterben in Deutschland ist noch größer als befürchtet. Innerhalb von drei Jahren sind fast fünf Prozent der Waldfläche verschwunden. Die jährlichen Waldzustandsberichte der Behörden machen bereits deutlich, dass sich der Zustand der deutschen Wälder schon seit längere Zeit kontinuierlich verschlechtert. Aber die Schäden der letzten wenigen Jahre sind beispiellos, zu dieser Feststellung kommen die Wissenschaftler.
„Dem Wald geht’s richtig dreckig“
Unter diesem Titel berichtete die „Die Zeit“ bereits im September 2019 über den „Waldgipfel“: Fichten und Kiefern, Eichen und Birken, Buchen und Ulmen. Mittendrin unzählige Mikroorganismen, Pilze und Tiere. Deutschlands Wald ist vielseitig und belebt, mit 11,4 Millionen Hektar bedeckt er ein Drittel des Landes. Er dient als Quell der Erholung, liefert zugleich Brenn- und Baustoff und sorgt mit Forst- und Holzwirtschaft für Arbeitsplätze. Umso besorgniserregender ist dessen Zustand. Denn Deutschlands Wäldern geht es schlecht. Allen voran Dürre, Hitze und eine Käferplage setzen den Bäumen zu. Dem Wald geht es wirklich schlecht, wie mithilfe des Waldzustandsmonitors angeschaut wurde, der den Zustand von Fichten, Kiefern und anderen Bäumen von 2003 bis 2019 erfasst. Seit Beginn der Aufzeichnungen war es nie so schlimm.
Schwere Waldschäden auch in NRW
Überwiegend sind offenbar Nadelwälder in der Mitte Deutschlands betroffen. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als ein Viertel der Fichtenwaldfläche verloren, in einigen Landkreisen sogar mehr als zwei Drittel! Hitze und Dürre haben den Wäldern schwer zugesetzt, und die Ausbreitung von Schädlingen begünstigt. Die Bäume sind gestorben oder mussten gefällt werden, um den Borkenkäfer zu stoppen. Neben den besonders gefährdeten Fichtenwälder-Monokulturen sind auch andere Baumarten betroffen. Die Analysen zeigen, dass auch Eiche, Buche und Kiefer – neben der Fichte die häufigsten Baumarten in Deutschland – starke Schäden aufweisen. Dasselbe gilt für seltenere Arten wie Bergahorn oder Lärche. Auch Sturmschäden haben den Wäldern zugesetzt.
Nach dem Waldsterben kommt das Baumsterben
Nicht nur das Abholzen der fernen Regenwälder ist besorgniserregend, sondern auch der Waldzustand in Mitteleuropa. Seit einiger Zeit häufen sich Meldungen über tote Bäume in den Wäldern Mitteleuropas. Tatsächlich hat sich die Waldfläche mit toten Bäumen in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt, wie nun Forscher berichten. Aktuell sterben jährlich 3.000 Quadratkilometer Wald in Mitteleuropa.
Luftschadstoffe machen den Wäldern zu schaffen
Vor allem durch Luftschadstoffe kam es ab den 1980er-Jahren zu einer massiven Schädigung des Waldes in Mittel- und Osteuropa, wobei die Verbrennung von schwefelhaltigen fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdölprodukte neben den Verkehrsemissionen als Hauptursache ausgemacht wurde. Als Konsequenz dieses sogenannten „Waldsterbens“ kam es zu einer starken Reduktion von Luftschadstoffen, speziell von Schwefelverbindungen, und in Folge zu einer deutlichen Entlastung der Wälder. In den vergangenen Jahren gibt es allerdings wieder vermehrt Meldungen über sterbende Bäume. Heute sterben sogar tendenziell ältere und größere Bäume als in der Vergangenheit.
Alarmstufe rot: Der Welt-Wald in Gefahr
Auf der Website der Umweltorganisation WWF heißt es: „Menschen brauchen Wälder. Die Wälder brauchen unsere Hilfe!“ Wir brauchen unsere Wälder: als Regenmacher, Lebensgrundlage, Heimat, zum Durchatmen. Wälder sind Lebensgrundlage für 80 Prozent aller landlebenden Arten und die Quelle von 75 Prozent des weltweiten Süßwassers. Doch in den Wäldern rund um die Erde herrscht Alarmstufe Rot. Immer heftigere Waldbrände wie letztes Jahr in Australien oder im Amazonas, illegaler Holzeinschlag, Klimastress und der riesige Bedarf an Holz, Fleisch, Futtermitteln und Palmöl lassen immer mehr Wälder verschwinden. Allein in den tropischen Regenwäldern sind in den vergangenen Jahren 43 Millionen Hektar Wald zerstört worden. Die Wälder leiden – weltweit – und ihr Verschwinden bedroht Millionen von Arten.
Wälder werden im Minutentakt zerstört
„Ein Drittel unserer Erde ist mit Wald bedeckt. Wälder beherbergen 80 Prozent aller an Land lebenden Arten. Millionen von Menschen in extremer Armut sichern sie das Überleben. Unverzichtbar bestimmen sie Wasserkreisläufe und Weltklima. Millionen von Jahren brauchen Wälder für ihre Entstehung, zerstört werden sie im Minutentakt,“ so ist bei WWF nachzulesen. Deshalb der Aufruf: „Lassen Sie uns gemeinsam die Waldvernichtung stoppen!“
Die gute Nachricht: "Gemeinsam gegen Waldvernichtung!"
Der Verlust der Wälder bedeutet den Verlust einzigartiger Biotope, der Artenvielfalt unserer Erde und der Lebensgrundlage für uns Menschen. So massiv die Zerstörung, so groß und vielfältig ist die Aufgabe, sie zu stoppen. In mehr als 300 Projekten in fast 90 Ländern setzt sich WWF für die Bewahrung unserer Wälder ein: „Die gute Nachricht: Gemeinsam können wir uns gegen die Waldvernichtung und ihre Folgen stemmen. Denn die Zukunft von Wildtieren, Menschen und Natur hängt von intakten Wäldern ab. Wir schützen die Wälder unserer Erde – schützen Sie sie dauerhaft mit!"
Wilhelm Neurohr, 24. April 2024
Autor:Wilhelm Neurohr aus Haltern | |
Webseite von Wilhelm Neurohr |
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