Öffentliche Kundgebung auf dem Marktplatz
Halterner Bürgerinnen und Bürger gedenken am 9. November der Reichspogromnacht

HALTERN AM SEE. Die Erinnerung an den 9. November 1938 gehört zum festen Bestandteil der Kultur der Stadt Haltern am See. Bei jeder Wiederkehr dieses Datums versammeln sich Halterner Bürgerinnen und Bürger zahlreich zum öffentlichen Protest auf dem Marktplatz und widersprechen der Gedankenwelt und den politischen Überzeugungen, die faschistische Verbrechen möglich machen. So auch wieder am 09. November 2024 um 18.00 Uhr auf Initiative des Halterner Forums für Demokratie, Respekt und Vielfalt und des Asylkreises in Kooperation mit vielen beteiligten Akteuren in der Stadt.

Herzlich eingeladen zur Kundgebung in Haltern sind alle Menschen, gleich welcher Religionsgemeinschaft und gleich welcher Weltanschauung, die Parteien in Haltern und die Gewerkschaften, die Schulen und Vereine, die vielen kleinen und großen gesellschaftlichen Gruppen und die vielen Einzelpersonen, die das Zusammenleben in der Stadt, auf welche Weise auch immer, bereichern. Die Begrüßung erfolgt durch den Halterner Bürgermeister Andreas Stegemann und die Festrede hält Benedikt Kern vom Institut für Theologe und Politik Münster. Es folgen Beiträge von Vertretern der Kirchen sowie von Schülerinnen und Schülern der Halterner Schulen.

Vorher um 16.00 Uhr wird auf Einladung des Bürgermeisters wieder ein „Spaziergang gegen das Vergessen“ entlang der Stolpersteine und Gedenkstätten in der Stadt mit Stadtarchivar Gregor Husmann angeboten. Damit will die Stadt der Opfer aus jüdischen Halterner Familien gedenken. Außerdem wird auch die Alexaner-Lebenstein-Realschule, die nach dem in Haltern geborenen Holocaust-Überlebenden benannt ist, zur Pogromnacht eine Gedenkfeier für die 9.Klassen am 11. November in der Aula veranstalten.

„Mit Erinnern allein ist es nicht getan“

In dem Einladungs-Flyer des Halterner Forums zur Kundgebung auf dem Marktplatz am 9. November heißt es: „Wir wissen aus der Geschichte unserer Stadt, wie leicht es möglich ist, Hass und Gewaltbereitschaft in den Herzen und Köpfen der Menschen zu entfachen. Es braucht nur eine erkennbare Minderheit und eine diffuse Stimmung von Angst. Dann ist es ein Leichtes, ein Klima todbringender Gewalt zu erzeugen. Der 9. November 1938 ist unauslöschlich mit dem Beginn der organisierten Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland verbunden. Darum steht das Erinnern an das Leid jüdischer Menschen nach wie vor im Mittelpunkt unseres Gedenkens heute.“

Es wird jedoch betont: „Mit Erinnern allein ist es nicht getan. Aktuell sehen wir neue Versuche, den sog. Volkszorn zu bündeln und in Anschlag zu bringen: wie schon zuvor auf „die Juden“ gerichtet, heute auch auf „die Migranten“. Seit kurzem geraten „die Eliten“, „die Journalisten“ und „die Politiker“ in den Fokus des Hasses. Selbst gegen Menschen, die einfach nur für gelebte Demokratie einstehen, mehren sich Fälle von Bedrohungen oder sogar körperlichen Angriffen. Vor allem in den Sozialen Medien verbreiten sich Äußerungen, die Hass, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und eine unglaubliche Freude an Gewalt und Vernichtung zum Ausdruck bringen.“

„Aktiv wehren gegen Bedrohungen der Demokratie und der Menschenrechte"

Weiter heißt es im Flyer: „Aktive Erinnerung und Lernen aus der Geschichte heißt, sich nicht mit der richtigen Forderung „Nie wieder“ zu begnügen. Sondern wir müssen uns aktiv gegen die Bedrohungen der Demokratie und der Menschenrechte wehren: Demokratie leben und stärken, Rechtsextremen Strömungen und Parteien aktiv entgegentreten.“

Bezug genommen wird im Einladungstext auch auf den aktuellen Krieg in Nahost: „Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel zeigen erneut, wie bedroht die Existenz Israels und wie stark vielerorts der Hass auf Jüdinnen und Juden ist. Allein schon unsere Vergangenheit muss uns eine Verpflichtung sein, an der Seite aller Menschen in der Region – unabhängig von Religion und Staatszugehörigkeit – zu stehen und die Einhaltung des Völkerrechts und der Menschenrechte zu fordern.“

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich

Das Halterner Forum als Veranstalter steht ein für Demokratie, Respekt und Vielfalt. Das Organisationsteam unterstreicht: „Wir sind viele. Am 9. November 2024 führen wir unsere langjährige Tradition fort und wehren uns gegen jeden Angriff auf diese Werte. Wir stehen ein für das Grundgesetz. Wir kämpfen für die Menschenwürde und Gleichheit vor dem Gesetz.“

Bereits zum 75-jährigen Bestehen unseres Grundgesetzes hat sich das Halterner Forum in diesem Jahr mit Aktionen und Aufklärung in der Stadt für die Grundwerte eingesetzt und dazu auch einen Schülerwettbewerb initiiert sowie Artikel des Grundgesetzes in Schaufenstern platziert. Zudem unterstützt es die vielfältigen Aktivitäten des Halterner Vereins VITUS für Integration, Teilhabe und Solidarität mit seiner Begegnungsstätte für Menschen verschiedener Kulturen, Nationalitäten und Glaubensrichtungen.

Siehe auch:
https://forumdrv.de/2024/10/12/9-11-2024-einladung-zur-kundgebung-gedenken-an-die-reichspogromnacht-1938/

Autor:

Wilhelm Neurohr aus Haltern

Webseite von Wilhelm Neurohr
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