Gedenken an Opfer der Pogromnacht

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Die Nacht, in der die Apokalypse sichtbar wurde

Rund 30 Bürgerinnen und Bürger hatten sich am Mittwoch auf dem jüdischen Friedhof in Haltern am See eingetroffen um der Reichspogromnacht am 9. November 1938 zu gedenken. Eindringliche Worte fand Beate Pliete, Vorsitzende der SPD Haltern am See, in ihrer Rede zum Gedenken an die Opfer der Gräueltaten der Nationalsozialisten.

Nur wenige Jahre nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler und die Nationalsozialisten brannten Häuser und Synagogen. In dieser von den Nazis verharmlosend als Reichskristallnacht bezeichneten Nacht vom 9. auf den 10.11.1938 wurden über 1400 Synagogen in Brand gesteckt, mehr als 100 Juden ermordet, über 8000 Geschäfte geplündert und zerstört und im Anschluss an das Ereignis 30000 Menschen in Konzentrationslager deportiert. Auch in Haltern wurden jüdische Familien verhaftet. Ihre Wohnungen wurden von Mitgliedern der NSDAP geräumt. Die Einrichtungsgegenstände wurden durch die Fenster auf die Straßen geworfen und oftmals angezündet. Die Synagoge an der unteren Rekumer Straße wurde zerstört. Auch Halterner Bürger waren damals maßgeblich an den Gräueltaten beteiligt.

Die Apokalypse wurde von dieser Nacht an für jeden und jede sichtbar. Menschen, die gestern noch Freunde und Nachbarn gewesen waren, wurden jetzt als Juden stigmatisiert, ausgegrenzt, vertrieben und ermordet. Die Pogromnacht ist zu einem Symbol der destruktiven Übergriffe antisemitischer und fremdenfeindlicher Ausschreitungen geworden, zu einem Symbol der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Ausrottungspolitik.

"Aber auch aus einem weiteren Grunde ist das Datum des 9. November nun zu einem Nachdenktag geworden," so Beate Pliete. Mit der Wahl von Donald Trump ist eine Person zum neuen US Präsidenten gewählt worden, der die demokratischen Werte übergeht. Ein Mensch, der offen zum Fremdenhass aufruft, Frauen verachtet und ein "Amerika der weißen Rasse" propagiert. Populistisch und gefährlich. Es ist wichtig sich immer wieder vor Augen zu halten, zu welcher Entwicklung ein solches Gedankengut und der Ruf nach dem "starken Mann" führen kann. Auch und gerade hier und heute. Die Flüchtlingswelle des vergangenen Jahres hatte viele Hilfesuchende aus Krisengebieten auch nach Haltern gebracht. Hier ist der Fremdenhass, wie er in anderen Städten schon um sich greift nicht spürbar. In Haltern pflegt man eine herzliche und hilfsbereite Willkommenskultur.

"Wir stehen hier, um zu erinnern und zu mahnen, denn die Verbrechen der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Mit dem Gedenken an die Opfer der Pogromnacht ist es allein nicht getan. Eine glaubwürdige Erinnerungskultur setzt das Engagement jedes Einzelnen für die Werte unserer Demokratie und Wachsamkeit gegenüber ihren Feinden und Gegnern voraus."

Beate Pliete schloss mit den Worten von Sophie Scholl am Tag ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943: „So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln. "
"Das ist ihr Vermächtnis und unsere Aufgabe. "

Etwa 30 Bürgerinnen und Bürger gedachten der Opfer des Nationalsozialismus
Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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