Fairkaufhaus am Münsterknapp droht Aus
Haltern. Vom Arbeitsmarkt kommen derzeit viele positive Nachrichten: Die Zahl der Erwerbslosen sinkt. Doch im freundlichen Bild fehlt ein wesentlicher Punkt: Für die Langzeitarbeitslosen (aktuell 1,1, Mio) hat sich die Situation zuletzt nicht verbessert, sondern verschlechtert. Und nun dräut eine neue Reform, die eine Beschäftigungsförderung nahezu unmöglich macht. Darauf hat die Jugendwerkstatt Haltern des Caritasverbandes anlässlich eines bundesweiten Aktionstages am 1. Juni hingewiesen.
Kritikpunkt: Die Bundesregierung will die Fallpauschalen für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen schrittweise kürzen. Und zwar von 5,3 Mrd Euro in diesem Jahr auf 3,9 Mrd Euro in 2014. Die direkte Konsequenz für Haltern: Möglicherweise muss das Fairkaufhaus der Jugendwerkstatt am Münsterknapp geschlossen werden. „Dann droht den Mitarbeitern, die hier beschäftigt sind, die Kündigung“, so Caritasgeschäftsführer Willi Grave. Mitarbeiter wie Norbert Koperski (53). Nach Langzeitarbeitslosigkeit kam er 2007 in eine Arbeitsgelegenheit (AGH) in der Jugendwerkstatt. Heute hat er einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Oder Ingo Wach (28), der trotz eines guten Schulabschlusses und „60 bis 70 Bewerbungen“ keine Lehrstelle fand, bis er über eine AGH schließlich eine Ausbildung als Zweiradmechaniker in der Radstation erhalten hat. Oder Sabine Engelmann (45), deren AGH in wenigen Tagen ausläuft. Dann hat sie keine Beschäftigung mehr. Oder Heinrich Siefering (2)), der nach der Schule mehrere Förderprogramme durchlaufen hat, aber bislang keine Stelle fand, „weil er zwar handwerklich fit ist, aber den Umgang mit Zahlen nicht beherrscht“, wie er sagt. Nach einer AGH arbeitet er jetzt ehrenamtlich in der Radstation
Last but least: Die Schließung des Fairkaufhauses bedeutet nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern hätte auch Konsequenzen für die Hartz IV-Empfänger vor Ort, die sich nur in dem Sozialkaufhaus Hausrat und Möbel leisten können. Grave betont, dass sich die dargestellten Probleme vor Ort nicht lösen ließen. „Mit dem Jobcenter Recklinghausen und der Bezirksstelle Haltern arbeiten wir gut zusammen.“ Aber auch diese bekämen den Handlungsspielraum vorgegeben. Der Caritas-Geschäftsführer fordert darum einen „sozialen Arbeitsmarkt“. Denn letztlich sei es effektiver, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit. (ist)
Autor:Irene Stock aus Haltern |
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