Wasserfestival: H2O von allen Seiten

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Es gibt Wasser - und Wasser: Zwar drehte sich am Wochenende in Haltern, Olfen und Datteln alles um das kühle Nass - aber am Sonntag war es dann doch zu viel des Guten. Dennoch präsentierte sich das Themenwochenende "Treibende Wasser" als spannendes und lohnendes Konzept.

"Na, hoffentlich regnet es nicht", sagte der Mann mit der Schirmmütze und beobachtet misstrauisch die dunklen Wolken durch das offene Verdeck. Auch andere Fahrgäste in dem roten Doppeldeckerbus linsten vorsichtig zum Himmel. Während eine Mutter den kompakten Schirm fester griff, gab sich ihre Tochter vom drohenden Himmelswasser unbeeindruckt. "Darf ich am Fenster sitzen?" krähte das Kind. Auch die Erwachsenen schauten nach draußen, denn es passiert nicht alle Tage, dass man dem Quarzsandabbau in Haltern so nahe kommt, wie an diesem Wochenende.

Wo sonst nur Betriebsangehörige wandeln, rumpelte am Samstag der rote Ausflugsbus entlang der Förderstrecke der Quarzwerke bis hin zum steilen Ostufer des Silbersee II. "Das Schiff Sythen ist 62 Meter lang", erklärte ein Experte des Werkes über Lautsprecher, "und es fördert mit drei Pumpen bis zu 500 Tonnen Sand pro Stunde". Einige der Fahrgäste pfiffen leise durch die Zähne. Ihr Blick wanderte über den See, auf dem das Förderschiff wie ein großer, unbeweglicher Wal liegt. Unermüdlich saugt es den kostbaren Sand aus 40 Metern Tiefe an und pumpt ihn durch die Rohre bis zum Werk. Der See als Wirtschaftsfaktor, Wasser als Transportmittel für den Fortschritt.

Doch da gibt es auch noch die sportliche Seite, das Wasser als Erholungsmedium. Dies bewiesen nicht nur die zahlreichen Windsurfer, die mit ihren Brettern wie kleine, schnelle Dreiecke über die gekräuselte Seefläche zogen. Beiden Aspekten des nassen Elements, Erholung und Wirtschaft, wurde am Wochenende in Haltern, Olfen und Datteln große Beachtung geschenkt.

Unter der Dach des Naturparkvereins Hohe Mark - Westmünsterland vereint, starteten die drei Städte am Samstag mit unabhängigen, aber miteinander vernetzten Aktionen ins "Wasserfestival". Mit einer bunten Mischung aus Führungen, Kultur, Sport und Familienangeboten sollte für die Region Westmünsterland geworben werden. Nicht zufällig präsentierte sich der Städteverbund als lohnendes Ausflugsziel, das ja dem nahen Ruhrgebiet als leicht erreichbarer Erholungsort schon lange bekannt ist.

In Haltern lockten drei größere und einige kleinere Ziele die Besucher an. Die Quarzwerke, die mit ihrem besonders hochwertigen Sand ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Seestadt sind, bildeten zusammen mit dem Wasserwerk einen industriellen Themenkomplex. Beide Werke boten Führungen an und informierten über technische Details und den Berufsalltag, umkränzten diese Aspekte aber auch mit einem breiten Familienangebot. So machte es der Pressesprecherin der Quarzwerke, Britta Franzheim, keine Mühe, einerseits die technischen Vorzüge des eigenen Sandes zu erklären und die Verwertung des gereinigten und gemahlenen Siliziumdioxids für die Industrie zu beschreiben, und andererseits die Verwendung des gleichen Sandes für die Kinderbespaßung zu loben. "Die Nuggetsuche ist immer der Renner", sagt Franzheim lächelnd und beobachtet, wie eine ganze Schar von Kindern in einem großen Sandhaufen nach darin verborgenen Preisen buddelt.

Ebenfalls für große Freude sorgten die Familienaktionen am Wasserwerk, das in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert und damit deutlich älter ist als der Halterner Stausee. Hier konnte man als menschliche Kicker-Figur zum überdimensionalen Tischfußball antreten, auf der Wasserbaustelle mit dem kühlen Nass experimentieren, oder sein Können bei der Wiesenolympiade beweisen.

Neben den beiden Werken sollte natürlich auch der seit 2001 für Haltern namensergänzende Stausee als Anziehungspunkt dienen. Seit ihrer Errichtung 1930 hat die Wasserfläche das Leben der Halterner entscheidend mitgeprägt, und sollte am Sonntag als Schwerpunkt für den Sport- und Erholungsaspekt der Wassertage dienen. Mit Angeboten Sandburgenbau, Schnuppersegeln, Kanufahren, Angelwerfen und vielem mehr hatten die Veranstalter auf warmes Sommerwetter spekuliert. Konzerte und Aktionen in den Nachbarstädten sollten das Konzept abrunden. Leider kam es anders.

Denn am Sonntag ging ein fast unaufhörlicher Landregen über dem Westmünsterland nieder, der viele Besucher von den Außenaktionen fernhielt. Sehr zum Leidwesen auch des eigentlich als Höhepunkt des Wochenendes geplanten "Tristadtlons", der neben den Liebhabern der schon genannten Sportangebote auch Schwimmer und Radfahrer anziehen sollte. Von Haltern bis nach Olfen konnten die Teilnehmer gehen, laufen oder radeln, was bei dem unangenehmen Dauerregen allerdings nur wenige taten. Unter dem Himmelswasser litten auch die sonst sehr lehrreichen und interessanten Heideführungen, bei denen man dem Titel nach "Von Hirten, Honig und Heidebauern" erfahren konnte, die aber auch im allgemeinen Regentreiben untergingen. Wer es trockener mochte, konnte sich immerhin in die Stadtbücherei retten, wo auch am Sonntag die Sonderausstellung "Mensch und Fluß" zum Besuch einlud.

Am Sonntag hatte es Petrus also zu gut gemeint mit dem "Wasserfestival". Dennoch bewiesen die Besucherzahlen am Samstag, dass das Konzept im Prinzip gut angenommen wird. So bleibt nur auf eine Wiederholung als "Weniger Wasser - Festival" zu hoffen.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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