Sommer oder nicht Sommer? "Ist Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass"

Vor allem für die Getreideernte hofften die Landwirte wie hier 1960 im Ruhrgebiet auf trockenes Wetter. Deshalb schauten sie am 27. Juni sorgenvoll in den Himmel. | Foto: Happe
  • Vor allem für die Getreideernte hofften die Landwirte wie hier 1960 im Ruhrgebiet auf trockenes Wetter. Deshalb schauten sie am 27. Juni sorgenvoll in den Himmel.
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Am 27. Juni schaute man früher besorgt zum Himmel in der Hoffnung, dass "die Siebenschläfer an diesem Tag keinen Regen kochen". In einer weit verbreiteten Wetterregel heißt es nämlich: "Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, regnet es vier ganze Wochen". Andere Wettervorhersagen dieser Art sprechen auch von sieben Wochen oder legen sich erst gar nicht auf ein Ende der nassen Periode fest: "Ist Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass". Der Siebenschläfertag ist ein so genannter Los- oder Merktag. "An solchen Tagen entscheidet sich - so meinte man in der Vergangenheit beobachtet zu haben - das Wetter für die kommende Zeit", erklärt Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Bereits aus der Antike sind Wetterprophezeihungen überliefert, die sich mit bestimmten Kalendertagen verknüpften. Der christliche Kalender kennt insgesamt 84 Lostage. Das Wissen um die Lostage wurde nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich weitergegeben. In den entsprechenden Wetterregeln wurden die Wetterprophezeihungen mit den Gedenktagen des christlichen Kalenders verknüpft, weil die Namenstage den Menschen in vergangenen Jahrhunderten geläufig waren.
Die Bezeichnung "Siebenschläfer" geht nicht auf das gleichnamige Nagetier, sondern auf eine Legende zurück, der zufolge sieben Jünglinge im Jahre 251 bei der Christenverfolgung in eine Höhle im Berg Kalion bei Ephesus flüchteten, wo sie eingemauert wurden und in einen tiefen Schlaf fielen. Am 27. Juni 446 sollen sie wieder erwacht sein, als man die Höhle zufällig öffnete. Sie priesen Gott und verstarben. Von der Legende von den sieben Schläfern liegen bereits aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert schriftliche Zeugnisse vor. Wahrscheinlich entstand sie in Zusammenhang mit dem Bemühen des Bischofs von Ephesus, die Stadt als weiteres wichtiges Glaubenszentrum neben Jerusalem zu etablieren. In der Tat zog die Legende zahlreiche Pilger an, die sich in der Hoffnung auf ihre Auferstehung neben der Höhle zur letzen Ruhe betteten. Mit einigen Veränderungen fand die Siebenschläferlegende sogar Eingang in den Koran (18. Sure).

Die sieben Schläfer wurden bis ins 19. Jahrhundert vor allem bei Fieber und Schlaflosigkeit angerufen. In Süddeutschland war die Verehrung der für ihren Glauben gestorbenen Jünglinge wesentlich weiter verbreitet als in Westfalen. Im Bistum Passau gab es sogar Wallfahrten zu den heiligen Siebenschläfern.
"Interessant ist, dass die Siebenschläfer-Regel häufig sogar zutrifft. Ende Juni, Anfang Juli entscheidet sich nämlich der Verlauf des sogenannten Jetstreams. Hierbei handelt es sich um einen Höhenwind, dessen Verlauf die Tiefdruckgebiete folgen: Pendelt sich der Jetstream südlich ein, so bestimmen die Ausläufer des Islandtiefs das Wetter in Deutschland", erklärt Cantauw. Gutes Wetter sei vor allem dann zu erwarten, wenn der Jetstream die Tiefdruckgebiete nach Nordeuropa ablenke. Dann komme Deutschland nämlich in den Genuss des Azorenhochs, so die Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen weiter.
Allen, die den Sommer aufgrund eines verregneten Siebenschläfertages bereits aufgeben wollen, sei jedoch gesagt, dass der Juli ohnehin der regenreichste Monat in unseren Breiten ist. In regnerischen Perioden erhöht sich zwar die Anzahl der Regentage, dass es aber 40 Tage oder sieben Wochen lang hintereinander regnet, ist ausgesprochen unwahrscheinlich.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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