Sauber ist die Lippe – nun geht es um den „guten Zustand“ im Gewässer

Der LIPPEVERBAND will in den kommenden Jahren mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen die Gewässerstruktur der Lippe verbessern. Für 430 mögliche Einzelmaßnahmen, die sich auf 150 Kilometer Flussstrecke verteilen, sind Investitionen von 120 Mio. Euro veranschlagt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen dienen zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die bis spätestens zum Jahr 2027 einen „guten Zustand“ der Gewässer fordert.

Wie der Vorstandsvorsitzende des LIPPEVERBANDES, Dr. Jochen Stemplewski, auf der heutigen Ver-bandsversammlung in Dortmund erklärte, hat sich die Wasserqualität der Lippe in den letzten 20 Jahren erheblich und nachhaltig verbessert – dafür hat der LIPPEVERBAND mit Investitionen von insgesamt 1,5 Mil-liarden Euro in seine 53 Kläranlagen gesorgt. Diese haben allein im ver-gangenen Jahr insgesamt 183 Milli-onen Kubikmetern Wasser gereinigt - damit könnte man eine Milliarde Badewannen füllen oder 20-mal den Haltener Stausee. Dagegen ist die so genannte Gewässerstruktur - die Beschaffenheit von Flusssohle, Ufern und Umland - häufig noch in einem nur mäßigen bis unbefriedigenden Zustand.
Mit den Voraussetzungen, um daran etwas zu ändern, beschäftigt sich der LIPPEVERBAND auf mehreren Ebenen: etwa in den Experten-Arbeitskreisen des Umweltministeriums zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie oder bei der Untersuchung der Gewässer, dem Monitoring. Die Vorschläge zur Ver-besserung der Gewässerstruktur liegen jetzt auf dem Tisch. Hierhin gehört auch die naturnahe Entwicklung der Lippe im Raum Datteln/ Olfen durch Aktivierung alter Lippeschleifen im Rahmen des Regiona-le-Projektes „Zweistromland“.
Die Finanzierung der zahlreichen Einzelmaßnahmen ist bei der Um-setzung der Wasserrahmenrichtlinie ein wichtiger Punkt. „Alleiniger Kostenträger ist das Land NRW - wir gehen davon aus, dass für die Lippe eine gesonderte Verabredung mit der Landesregierung zur Finanzierung der Projekte getroffen wird“, erläuterte Dr. Stemplewski.

Wenn auch noch einiges zu tun ist - schon die letzten Jahre waren an der Lippe geprägt von Aktivitäten zur Flussentfesselung, zur Befreiung von technischen Einbauten und Uferbefestigungen. Besonders weit ist der LIPPEVERBAND bei dem Bemühen gekommen, die Lippe wieder durch-gängig für Tiere und Pflanzen zu machen. „Sieben von acht Lippe-Wehren in unserem Verbandsgebiet haben wir in den letzten zehn Jahren rückgebaut oder umgebaut und durchgängig gemacht“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. „Der neue Fischaufstieg am Wehr Hamm – eigentlich ein Stück neuer Fluss - ist ein weiterer Baustein für die Ge-samtdurchgängigkeit der Lippe. Nur noch das Wehr Stockum steht jetzt zur Bearbeitung an“.

Des Weiteren sollen die Nebenläufe der Lippe weiter verbessert werden. Nach ersten Schätzungen könnten das in den Nebengebieten insge-samt noch 35 Kilometer Gewässerläufe sein, die ökologisch zu verbes-sern sind. Dies würde geschätzt rund 40 Mio. Euro an zusätzlichen Investitionen erfordern. Weil die Renaturierung von Gewässern Zeit braucht, sollten solche Maßnahmen aus Sicht des LIPPEVERBANDES allerdings erst nach 2020 angepackt werden.

Weltweit geht die Artenvielfalt zurück, an der Lippe geht sie aufwärts. Den Stand von Flora und Fauna zeigte nochmals anschaulich der diesjährige GEO-Tag der Artenviel-falt an der Lippe in Hamm-Heessen Der „GEO-Tag“ ist eine große, ein-mal jährlich durchgeführte Aktion des Magazins GEO. 23 Forscherinnen und Forscher, unterstützt von 60 engagierten Schülerinnen und Schü-lern, konnten 370 Tier- und Pflan-zenarten nachweisen. Viele davon sind heute selten oder sogar gefähr-det und stehen auf der „Roten Liste“.
Durch gezieltes Einsetzen von Jungfischen will der LIPPEVERBAND die Fischfauna der Lippe weiter stärken. Die früher für die Lippe typischen und heute sehr selten gewordenen Fischarten Quappe und Maifisch wurden 2012 aus Nachzuchten oder anderen Regionen in den Fluss eingesetzt und sollen wieder in der Lippe heimisch werden.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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