Meiler-Saison vor dem Start: In der Haard wird aus Holz wieder Kohle
Haltern-Flaesheim. Mit dem Trinkspruch „Gut Brand“ wird am 1. Mai traditi-onsgemäß der Holzkohlenmeiler in der Haard entzündet. Etwa drei Wochen lang lebt dann das alte Handwerk der Köhlerei neu auf. So lange dauert es, bis das zu einem Meiler aufgeschichtete Holz verkohlt ist. Zum 24. Mal organisiert der Regionalverband Ruhr (RVR) dieses seltene Schauspiel in Haltern-Flaesheim.
Das Endergebnis ist Holzkohle mit einem sehr hohen Kohlenstoffgehalt und hervorragenden Brenneigenschaften. Bis es so weit ist, muss der Harzer Köhler Hermann Hohmann Tag und Nacht Wache halten und die Luftzufuhr regeln. In dieser Zeit können Besucher miterleben, dass das alte Handwerk aus dem 18. Jahrhundert dem Köhler Wissen und Geschick, aber auch eine karge Lebensweise abverlangte. Während des gesamten Verkohlungsprozesses lebt der Köhler nahe dem Meilerplatz. Die traditionsgemäße Vereidigung des Köhlers findet am 25. April um 12.30 Uhr statt.
Attraktives Programm mit Hochzeitsallee und Waldjugendspielen
Ein umfangreiches Programm begleitet das Verkohlen von Holz zu hochwertiger Holzkohle: Vom 26. bis zum 28. April steht eine mittelalterliche Schmie-de mit Lehmesse und Blasebalg in unmittelbarer Nachbarschaft zur Köhler-hütte. Ein Museumspädagoge zeigt, wie im Mittelalter über glühenden Koh-len Waffen und Rüstungen geschmiedet worden sind. Hochzeitspaare pflanzen am 4. Mai ab 11 Uhr wieder ihren ganz persönlichen Baum auf der Hochzeitsallee. Abwechslungsreich geht es auch an den anderen Tagen mit einem Mountainbikerennen um den Kohlenmeiler (05. Mai 9-15 Uhr), den Waldjugendspielen (7. Mai, ab 9 Uhr), dem Kindertheater (09. Mai, 16 Uhr) und den Lagerfeuergeschichten (10. Mai, 21 Uhr) weiter.
Am 12. Mai ab 21 Uhr wird der Holzkohlenmeiler geöffnet. Dann beginnt Köhler Hermann Hohmann die ersten Kohlen aus dem Meiler zu ziehen. Das fertige Produkt wird in Säcke verpackt und am 24. Mai, ab 15 Uhr, am Forsthof Haard in Haltern am See verkauft, solange der Vorrat reicht.
Doch was ist ein Holzkohlenmeiler überhaupt und was geschieht dort?
Es wird Holzkohle gewonnen, und zwar nach fast 2000 Jahre alter Tradition. Normalerweise verbrennt Holz unter Luftzufuhr, und es bleibt nicht viel Kohle übrig. Bei der in der Haard vorgestellten uralten Herstellungsmethode von Holzkohle findet die Verkohlung jedoch unter Sauerstoffmangel statt. Dem Brand wird also immer nur so viel Sauerstoff zugeführt, um ihn nicht ausge-hen zu lassen. Dadurch bleibt der für die Holzkohle so wichtige Kohlenstoff bis zu 90 Prozent erhalten. Diese Methode ist heute voll automatisiert. In der Haard aber wird das alte Köhlerhandwerk seit bald zwanzig Jahren für weni-ge Wochen im Mai wieder lebendig.
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