Landwirtschaft: Es stinkt wieder
Bewohner ländlicher Stadtteile haben es schon gerochen: Die Landwirte haben die im Winter ruhende Düngung ihrer Felder wieder aufgenommen. Dem wilden Sprühen droht allerdings das Aus: Angesichts der zunehmend kritisierten Nitratbelastung setzen die Agrarökonomen immer mehr auf modernere Verfahren.
Ein rostiger Anhänger voller Schweinejauche, dessen übel riechender Inhalt am Heck über einen Prallteller im braunen Bogen verteilt wird: Noch immer ist das ein häufiger Anblick auf den Feldern in der Umgebung. In Zeiten, wo die zunehmende Nitratbelastung des Grundwassers die Bevölkerung verunsichert, suchen die Landwirte im Vest aber nun nach Alternativen.
„Es ist das besondere Anliegen der Landwirte, kein Nitrat ins Grundwasser zu geben“, betont Hubert Krampe. Der Landwirt aus Dorsten-Rhade ist in der Wasserkooperation des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes aktiv. Gerade in sensiblen Gebieten, etwa im Einzugsgebiet des Halterner Stausees, ist der Wasserschutz naturgemäß ein wichtiges Thema. Bauern, die noch nach alten Verfahren düngen, sehen sich daher zunehmend in der Kritik der Öffentlichkeit. In seiner Außendarstellung betont der Landwirtschaftsverband daher neue Verfahren, die die Düngung umweltfreundlicher und grundwasserschonender machen soll.
Eine Technik, die hier Abhilfe versprechen soll, ist das sogenannte Strip Till-Verfahren. "Hierbei wird im Sandboden lediglich ein schmaler Ackerstreifen eingepflügt und dabei die Gülle direkt ins Erdreich gepresst. So können die Gerüche im Gegensatz zur herkömmlichen Düngung mit spritzenden Drehtellern um 95 Prozent reduziert werden", erklärt die Pressereferentin des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen, Laura Jacobs. Durch die direkte Einbringung in den Boden sollen gleichzeitig der Wasserhaushalt, der Erosionsschutz und die Bodenfauna verbessert werden können. Um die Düngung noch präziser zu machen, werden die Fahrwege des Traktors mit Hilfe von Satellitennavigation berechnet.
Das moderne Verfahren wird derzeit vor allem beim Mais- und Kartoffelanbau eingesetzt. Dennoch hat der alte Prallteller noch nicht ausgedient - schließlich ist die technische Aufrüstung für die Bauern auch eine Kostenfrage. Die Landwirtschaftskammer betont jedoch die fortschreitende Entwicklung: "Die früher vorherrschende Gülleverteilung über Prallteller ist ein Auslaufmodell", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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