Frische Landluft
Kreis. Wenn es momentan auf den Feldern "riecht", dann hat das einen Grund: Die Landwirte im Vest düngen in diesen Tagen ihre Felder. Die Düngung mit Gülle und Mist bietet den Pflanzen zu dieser Jahreszeit Nahrung und versorgt sie mit wertvollen Nährstoffen. Gerade das Wintergetreide benötigt im Frühjahr eine Startdüngergabe, damit das Pflanzenwachstum richtig beginnen kann.
„Gülle und Mist aus der Tierhaltung und Gärreste aus der Biogasgewinnung sind für uns Bauern wertvolle Naturdünger, mit denen wir Nährstoffkreisläufe schließen. Was dem Boden durch die Pflanzen entzogen wird, muss wieder zugeführt werden“, sagt Landwirt Bernd Lienemann aus Lembeck.
Bei der Gülleausbringung haben Landwirte sowohl die gesetzlichen Regelungen im Blick als auch den Nährstoffbedarf der Pflanzen. Im Winter beispielsweise darf keine Gülle ausgefahren werden, denn in dieser Zeit wachsen die Pflanzen nicht und benötigen somit auch kaum Nährstoffe. Was den Pflanzen hilft, lässt manchen Bürger die Nase rümpfen. „Wir bitten bei unseren Mitbürgern um Verständnis, wenn es hier und da einmal ‚duftet‘“, macht Bernd Lienemann deutlich.
„Es ist das besondere Anliegen der Landwirte, kein Nitrat ins Grundwasser zu geben“, betont Bernhard Heiming. „Wir Landwirte machen uns seit vielen Jahren für den Natur- und Umweltschutz stark und arbeiten dabei wasserschonend, insbesondere in den sensiblen Bereichen im Dorstener Norden, die der Trinkwassergewinnung dienen“, sagt Bernhard Heiming, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Lembeck und Mitglied der Wasserkooperation, die sich insbesondere um die Reduzierung von Stickstoffeinträgen ins Grundwasser kümmert.
Gülle wird nicht einfach auf Äckern entsorgt, sondern sehr bewusst als wertvoller Dünger genutzt und der Einsatz zuvor genau berechnet. Mithilfe moderner Technik wird die Gülle passgenau und je nach Bedarf auf das Feld ausgefahren. Verschiedene Verfahren und Maschinen stehen auf den landwirtschaftlichen Betrieben dafür zur Verfügung. Einige Lembecker Landwirte nutzen vor der Maisaussaat auf ihren landwirtschaftlichen Flächen seit Kurzem eine neue Methode: Das Strip Till-Verfahren. Hinter dem Trecker wird im Sandboden lediglich ein schmaler Ackerstreifen eingepflügt und dabei die Gülle direkt ins Erdreich gepresst. So können die üblen Gerüche im Gegensatz zur herkömmlichen Düngung mit spritzenden Drehtellern um 95 Prozent reduziert werden.
„Der Düngestoff wird passgenau rund zwölf Zentimeter tief eingebracht, wir haben keine Streuverluste mehr“, so Hans-Jürgen Schultejann, Rinderhalter aus Lembeck. Die Wege des Treckers auf dem Feld werden auf einem GPS-Chip gespeichert, damit das Gespann ein paar Tage später bei der Aussaat der Pflanzen exakt die gleichen Spuren auf dem Acker findet. „Das schont den Boden, verbessert den Wasserhaushalt und schützt vor Erosion, außerdem steigert Strip Till die Regenwurmaktivität und den Humusaufbau“, berichtet Hans-Jürgen Schultejann.
Eine Bodenuntersuchung im Labor gibt den Landwirten wertvolle Hinweise, wie viel pflanzenverfügbare Nährstoffe im Boden vorhanden sind, sodass – unter Achtung der Düngeverordnung - ausschließlich der jeweilige Pflanzenbedarf gedeckt wird. „Der organische Dünger wird durch die bodennahe und verlustarme Ausbringung optimal und bodenschonend auf dem Feld verteilt, dadurch wird eine Geruchsbelästigung vermieden und wertvoller Stickstoff eingespart. Landwirte tragen dadurch maßgeblich zum Gewässerschutz bei und schonen somit Natur und Umwelt“, sagt Berater Wolfgang Neuenhaus, der die Landwirte im Hinblick auf ihr Düngemanagement bei der Landwirtschaftskammer berät.
Hintergrund: Die Ausbringung dieser sogenannten Wirtschaftsdünger wird gesetzlich durch die Düngeverordnung geregelt. Deren korrekte Umsetzung wird überwacht von der Landwirtschaftskammer NRW. Die Landwirtschaftskammer macht deutlich: „Die früher vorherrschende Gülleverteilung über Prallteller ist ein Auslaufmodell. Heutzutage sind exaktere Methoden mit Schleppschläuchen oder Schlitzschuhen Standard, die zugleich die Nährstoffe für die Pflanze besser verfügbar machen. Moderne Technik mit Reifenregeldruckanlagen sorgen zudem dafür, dass die Belastung für die Böden trotz größer gewordener Traktoren gesunken ist.“
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