Hohe Nitratbelastung im Grundwasser in Haltern am See
Der VSR-Gewässerschutz fordert mehr Unterstützung für Ökolandbau
Haltern. Der VSR-Gewässerschutz musste leider wieder Bürgern mitteilen, dass ihr Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält. Viele Menschen kamen in der Hoffnung, nicht von den Nitratbelastungen betroffen zu sein, am 23. Juni an den Informationsstand in Haltern am See. Etwa jeder sechste Brunnenbesitzer wurde enttäuscht und musste erfahren, dass der Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter in seinem Brunnen überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 28 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Haltern am See analysiert.
Ein Grund für die hohen Belastungen ist dieZunahme der intensiven Landwirtschaft. Diese wollen viele Bürger inzwischen nicht mehr unterstützen und kaufen mehr Bio-Lebensmittel. Doch leider finden sie diese viel zu selten aus regionalem Anbau. Dabei trägt die ökologische Landwirtschaft nachweislich zur Verringerung der Nitratbelastung bei und verbessert die Qualität des Grundwassers deutlich. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass der Bauernverband die Betriebe bei der Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft unterstützt und so zu einer gewässerschonenden Bewirtschaftung der Ackerflächen beiträgt. Den höchsten Nitratwert haben die Umweltschützer mit 146 mg/l in Hülsten festgestellt. Weitere stark belastete Brunnen fanden die Umweltschützer in Sythen mit 68 Milligramm pro Liter (mg/l), in Haltern am See mit 100 mg/l und in Eppendorf mit 82
mg/l. Am Informationsstand und auch bei der telefonischen Beratung zeigten sich viele Brunnenbesitzer wütend über die hohen Nitratwerte der Region. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Ihnen wurde durch ihr eigenes Ergebnis klar, wie stark das Grundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung. Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz wie stark die Nitratbelastung im Kreis Recklinghausen mit anderen Regionen in Deutschland im Vergleich ausfällt.
(www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung). Gerade in Gebieten mit intensiv bewirtschafteten Ackerflächen ist eine hohe Belastung des Grundwassers mit Nitrat nachzuweisen. Dagegen stellt die gemeinnützige Umweltschutzorganisation in Gegenden mit ökologisch bewirtschafteten Flächen geringere Nitratbelastungen im Grundwasser fest.
Der Bauernverband drängte viele Landwirte zu hohen Erträgen auf den Ackerflächen und immer größeren Massentierhaltungen, was zu einer Überdüngung der Felder führte. Das muss sich dringend ändern. „Es kann nicht das Ziel der Landwirtschaftsverbände sein an den bisherigen Praktiken festzuhalten und hauptsächlich Lebensmittel in einer intensiven Landwirtschaft mit viel Dünger und Pestiziden zu produzieren. Diese Lebensmittel sind dann hauptsächlich für den Weltmarkt bestimmt, wo die Preise immer weiter sinken. Die von vielen Bürgern bevorzugten Bio Produkte müssen dagegen importiert werden“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Dabei hat die Landwirtschaft ein großes Potenzial, die produzierten Bio-Lebensmittel aus der Region selbst zu vermarkten. Für den Öko-Landbau bietet sich dadurch eine große Perspektive. So hat NRW bereits einige Projekte ins Leben gerufen, die Verpflegung in Kantinen und Mensen auf Bio-Produkte umzustellen. Gerichte mit Biolebensmittel, bei denen zum Teil sogar bekannt ist von welchem Hof sie kommen, stehen hoch im Kurs. Eine Direktvermarktung der ökologisch produzierten Lebensmittel lohnt sich für alle Beteiligten: Die Produkte haben kurze Transportwege und kommen frisch geerntet mit bester Qualität und ohne Verpackung in die Großküchen. Der Landwirt erhält einen fairen Preis, ist nicht abhängig von Zwischenhändlern und kann so den Fortbestand seines Betriebes sichern.
Schlussendlich ist der größte Gewinner jedoch die Umwelt: Durch die schonende Bearbeitung der Ackerflächen werden Boden, Klima und Gewässer geschützt. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Artenvielfalt wieder zunehmen kann. Und das ist vielen Bürgern auch wichtig, wie die Gespräche am Informationsstand des Labormobils gezeigt haben.
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