Berührung von Rehkitzen bedeutet sicheren Tod

Wer in diesen Tagen Rehkitze in Wald und Feld findet, sollte sie ebenso wie anderes Jungwild auf keinen Fall anfassen. | Foto: Foto: Privat
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Wer in diesen Tagen Rehkitze in Wald und Feld findet, sollte sie ebenso wie anderes Jungwild auf keinen Fall anfassen. „Man lässt die Kitze am besten unberührt an ihren Lagerstätten und zieht sich ruhig zurück. Sonst droht ihnen der Tod“, so Josef Lehmkuhl, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Hubertus Recklinghausen. Durch den menschlichen Geruch werden die Muttertiere so stark abgeschreckt, dass sie ihren Nachwuchs nicht mehr annehmen. Das bedeutet für das Jungwild den sicheren Tod.
Um die Tierkinder vor natürlichen Fressfeinden zu schützen, hat sich Mutter Natur einiges einfallen lassen. So besitzen Rehkitze oder Junghasen in den ersten Lebenstagen keinen Eigengeruch. Fuchs & Co. können sie so nur schwer aufspüren. Die Jungtiere bewegen sich in den ersten Lebenstagen kaum und werden von ihren Müttern nur zum Säugen aufgesucht. Wichtig zum Überleben ist auch das „Ducken“. Bei Gefahr flüchten manche Jungtiere nicht, sondern drücken sich so nah wie möglich an den Boden. Werden die Jungtiere dann von Menschen angefasst, so bleibt die menschliche Witterung an ihnen hängen.
Gegen Kreiselmähwerke bieten diese Taktiken allerdings keinen Schutz. Es ist daher ein großes Anliegen der Jäger und Landwirte, die Mähverluste bei den Jungtieren so gering wie möglich zu halten. Der Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen wirbt deshalb in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Rheinland und Landmaschinenherstellern für neue Verfahren zur wildtierschonenden Acker- und Wiesenbearbeitung. Dabei wird nicht in der veralteten Form vom Feldrand zur Feldmitte gemäht, sondern umgekehrt - von der Feldmitte zum äußeren Feldrand.
Wichtig ist, dass die Wiesenbewohner möglichst lange unter Ausnutzung natürlicher Deckung in benachbarte Felder und Hecken flüchten können. „Das ist vor allem für Wiesenbrüter gut“, sagt Kreisjägerschaftsvorsitzender Josef Lehmkuhl, „den „Duckern“ hilft dieses Verfahren nicht, weil diese ja nicht flüchten. Unseren Kitzen helfen wir daher auf eine andere Art.“
Am Abend vor dem Mähtag von Jägern aufstellte Scheuchen oder Plastiktüten sind wahre Lebensretter. Ricken, wie die Reh-Mütter in der Jägersprache heißen, erkennen und misstrauen der bewussten Störung und bringen das Jungwild von dieser unwirtlich gewordenen Stelle an einen sicheren Ort. Zusätzlich suchen am Mähtag häufig Jäger mit Jagdgebrauchshunden die Wiesen ab. Gut ausgebildete Vorstehhunde ergreifen die gefundenen Jungtiere nicht, sondern zeigen sie dem Hundeführer nur an. Auch er darf das Wild dann nicht mit bloßen Händen wegtragen. Jäger betten das gefundene Jungwild meistens auf große Grasbüschel und retten es an einen sicheren Platz in der Nähe.