Verhütung mit Zedernharz

Lebendige Geschichte ist im Römermuseum ein bewährtes Konzept: In einer Mischung aus Unterrichtsstunde, Historienspiel und Unterhaltung führen Experten in römischer Tracht Besucher durch die Ausstellung.
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Ich bin ein Mensch. Nichts Menschliches ist mir fremd“, liess der römische Dichter Terenz seine Figur Chremes sprechen. Auch Schankwirtin Cynthia kann da einiges erzählen...

Lebendige Geschichte ist im Römermuseum ein bewährtes Konzept: In einer Mischung aus Unterrichtsstunde, Historienspiel und Unterhaltung führen Experten in römischer Tracht Besucher durch die Ausstellung.

Am vergangenen Wochenende drehte es sich um die Figur der Schankwirtin Cynthia, die im Römerlager Aliso ihrer Arbeit nachgeht. „Gerne bin ich nicht hier, aber wer nimmt mich schon, jetzt wo ich meine Ehre verloren habe“, klagt die junge Frau. Verkörpert wird die Figur von einer echten Fachfrau für die Antike, der Klassischen Archäologin Eva Nolte. Anhand einer fiktiven, aber historisch möglichen Person entwirft Nolte einen Lebenslauf, der viel erzählt über Heirat und Krieg, Armee und Prostitution, aber auch das ganz normale Alltagsleben in einer Legion des 1. Jahrhunderts.

„Wenn die Legionäre feiern, verdiene ich ganz gut“, erzählt Cynthia, und vermittelt ganz nebenbei Informationen über Speise- und Trinkgewohnheiten der Römer. „Der Centurio will immer ganz besonderen Wein, und wünscht ihn aus besonderen Gefäßen zu trinken“, verrät Eva Nolte in ihrer Rolle als emsige Wirtin, „und daher hat er sich diese Keramik mit erotischen Szenen herstellen lassen“. Schon recken die Besucher etwas die Hälse, sehen in die Vitrine und bestaunen 2000 Jahre alte Tonwaren.

A propos Erotik: Die kam selbst in der Legion nicht zu kurz, vermittelte die Wirtin doch auch Dirnen an zahlungswillige Legionäre. Ganz normaler Alltag im Lager, und natürlich wünschten die Frauen mögliche Folgen ihrer Arbeit zu verhüten. „Manche schwören auf Katzenleber“, weiß Cynthia zu berichten, „die bindet sich die Frau einfach an den Fuß“. Für derlei Aberglauben hat die verständige Wirtin allerdings wenig übrig: „Zedernharz mit Olivenöl hilft bei innerer Anwendung viel besser.“

Natürlich sind solche Rezepte historisch belegt, dennoch wirken sie etwas bizarr auf die modernen Besucher. Doch der Vortrag gleitet natürlich nicht ins Obszöne ab, statt dessen gibt es familiengerechte und fundierte Information aus dem Munde der Archäologin. Die Schar der Gäste lauscht interessiert den Ausführungen Cynthias, lässt sich durch die Ausstellung führen und gut unterhalten - und lernt ganz nebenbei viel dazu. Nur den Trick mit dem Zedernharz wird zuhause wohl heutzutage keiner mehr ausprobieren wollen.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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