Römermuseum: Gott der Geschenke

Das römische Reich zur Zeit des Augustus: Zu dieser Zeit wurden im Dezember noch etwas andere Bräuche gepflegt. Foto: Ralf Pieper
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  • hochgeladen von Michael Menzebach

Weihnachten naht, und man freut sich schon auf die Bescherung. Aber woher kommt eigentlich der Brauch, sich zu beschenken? Warum singt man Lieder und feiert? Wie man derzeit im Römermuseum feststellt, kann man sich bei einer Gottheit bedanken, der man Kinderfreundlichkeit nicht gerade nachsagt.

Man kennt es von Computern und Telefonen: Wenn ein Hersteller ein neues Produkt einführt, behält er oft einige Aspekte des Vorgängers bei, um den Kunden den Wechsel zu erleichtern. Dieses Vorgehen ist älter, als mancher meint. Aber was hat Weihnachten damit zu tun? Dazu müssen wir zurück ins 4. Jahrhundert schauen, als viele römische Bürger in fast ganz Europa in Sachen Religion "den Anbieter wechselten", um den Vergleich mit dem Telefon noch einmal zu bemühen.

Der neue, christliche Anbieter in Sachen Seelenheil versprach eine deutliche Vereinfachung: Statt einer großen Anzahl verschiedener Götter hatte man nun noch einen einzigen. Diesem musste man auch keine Herden von weißen Rindern mehr opfern, was in Zeiten des angeschlagenen Römerreiches auch von der Kosteneffizienz her sehr attraktiv war. Doch mit den alten Göttern drohten jetzt auch einige hübsche Bräuche zu verschwinden, die man im Imperium immer gerne gefeiert hatte, etwa die Saturnalien.

Saturn, der Gott der Aussaat, Befreiung und Zeit, wurde von den Römern lange verehrt. Man glaubte, als er einst über die Erde geherrscht habe, hätte es ein Goldenes Zeitalter voller Wohlstand und Frieden gegeben. Zu Ehren dieses Gottes wurden im Dezember die Saturnalien gefeiert. Man schenkte Freunden und Familie schöne Dinge, sang gemeinsame Lieder, speiste und feierte zusammen. Das kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, sind doch nach Meinung vieler Historiker viele Saturnalienbräuche von der christlichen Kirche umgedeutet und in den eigenen Festablauf eingegliedert worden.

Doch auch wenn Saturn inzwischen in Rente gegangen ist: Wer möchte, kann auch heute noch ein Saturnaliengeschenk basteln. Das Römermuseum bietet dafür den perfekten Rahmen. An jedem Sonntag vor Weihnachten lädt das Museum zu interessanten Führungen ein, bei denen nicht nur das Leben während der Feiertage, sondern auch der ganz normale Alltag der Legionäre und römischen Zivilisten auf anschauliche Weise erläutert wird. Kinder ab 10 Jahren und Erwachsene können sich am 9., 16. und 23. Dezember zudem über freien Eintritt freuen. Im Anschluß geht es an die Geschenke: Mit viel Geduld und Liebe können Groß und Klein Kerzen verzieren, die in der Antike ein typisches Saturnalienpräsent waren.

Saturn übrigens eignet sich vielleicht nicht unbedingt als Christkind-Ersatz: Im Gegensatz zu den christlichen Gabenbringern hat er Kinder nämlich zum Fressen gerne. Im Wortsinne.

Homepage des Museums

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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