Rathaussturm feiert in Haltern Premiere

Einen neuen Brauch wollen einige Frauen der Schützengilde in Haltern am See fest etablieren: Den Rathaussturm zu Altweiberfastnacht. Erste, vielversprechende Ansätze zeigten sie am Donnerstag, als sie schon deutlich vor 11.11 Uhr auf dem Marktplatz von sich reden machten. Zu übersehen waren freilich die bunt kostümierten Jecken nicht. Auch deshalb, weil sie mit einem etwa acht Meter langen Besen aufwarteten, mit dem sie dann pünktlich zur „Jeckenzeit“ an die Tür des Alten Rathauses „klopften“.
Bürgermeister Bodo Klimpel traute sich heraus und erklärte in gespielter Macho-Manier den Damen, sie sollten lieber nach Hause gehen, sich „um die Familie, die Kinder und um das Kochen kümmern“. Schlagfertige Antwort der Frauen: „Unsere Kinder sind in der Mensa.“
Aber die Damen ließen nicht locker, sie wollten die Schlüsselgewalt. Auch Klimpels Hinweis, dass sich in Haltern am See schon eine Bürgerinitiative gegründet habe, die sich gegen Veränderungen im Halterner Karnevalsgeschehen ausspricht und die Abwahl des Bürgermeisters anstrebe, überzeugten die Jecken nicht.
Letztlich gab sich der Rathaus-Herr geschlagen, die Frauen erhielten den großen Rathausschlüssel. Bei kühlen Getränken und Musik feierten die Beteiligten eine Weile, wobei Bodo Klimpel sich an einer Stelle doch über die Damenwelt beschwerte: „Ihr habt mich gefesselt und bedroht, jetzt habt ihr alles, was ihr wollt, aber geküsst hat mich niemand!“ Es dauerte höchstens zweieinhalb Sekunden, bis er einen roten Lippenaufdruck auf der Wange hatte.
Zufrieden zogen die Schützenfrauen nach einem kurzen Umzug über den Markt und durchs Alte Rathaus ab, um in umliegenden Gaststätten weiter zu feiern.