Plattdeutsches Theater: Der Euter der Romantik

Eiskaltes Händchen: Bauer Bodo (Reiner Gerdes) ist von den Annäherungsversuchen der blonden Lore (Heidi David) noch nicht ganz überzeugt. Fotos: Ralf Pieper
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  • Eiskaltes Händchen: Bauer Bodo (Reiner Gerdes) ist von den Annäherungsversuchen der blonden Lore (Heidi David) noch nicht ganz überzeugt. Fotos: Ralf Pieper
  • hochgeladen von Michael Menzebach

Auf dem Land gibt es keine Sünde, jedenfalls nicht bei Landwirt Bodo Heinrichs. Damit sich das endlich ändert und der ledige Landmann unter die Haube kommt, meldet ihn seine alternde Mutter bei einer TV-Kuppelshow für einsame Bauern an. Wie schnell es da vorbei sein kann mit dem ruhigen Landleben, konnten die Besucher der Plattdeutschen Bühne erfahren. Mit "Veer Hänne för een Euter" präsentiert das beliebte Laientheater ein würdiges Jubiläumsstück.

Kabale und Liebe, mit diesem Erfolgsrezept konnte schon Schiller beim Publikum punkten. Auch wenn man heute eher Intrige als Kabale sagt, so sorgen zwischenmenschliche Verwirrungen, durchsetzt von Neid und Zank und gewürzt mit einer guten Prise Erotik, fast immer für guten Stoff für ein Theaterstück. Im Fall von "Veer Hänne för een Euter" trifft das ohne Zweifel zu, wie man sich bei der Premiere überzeugen konnte.

Lange hatte das Team der Plattdeutschen Bühne Haltern überlegt, wollte man doch zum 25. Jubiläum wieder einen Knaller präsentieren. Die Wahl scheint geglückt, denn "Veer Hänne för een Euter" unter der Regie von Heinz Kallhoff hat alles, was modernes plattdeutsches Theater liebenswert macht: Auf die Schippe genommene Landnostalgie, schräge Charaktere, aktuelle Bezüge, unerwartete Wendungen und jede Menge Witz.

Kenner der Traditionsgruppe konnten zudem ein neues Gesicht auf der Bühne entdecken: Mit Anfang 20 gehört der Recklinghäuser Jerry Schüttert zu den jüngsten Mitgliedern der Truppe. "Wir sind sehr froh, dass wir einen so jungen Mitstreiter für uns gewinnen konnten", freute sich das Plattdeutsch-Urgestein Uli Backmann. "Jerry hat den Vorteil, dass seine Eltern aus dem Münsterland stammen und er bei seinen Großeltern auch schon in Kontakt mit dem Platt gekommen ist. Dennoch musste er Platt erst einmal wie eine Fremdsprache lernen", berichtet Backmann. Diese Hürden scheint der junge Laienschauspieler jedenfalls mit Bravour zu meistern: Als Knecht Björn machte Schüttert eine gute Figur.

Und damit war er nicht alleine, denn natürlich profitierten die anderen Akteure von teilweise jahrzehntelanger Bühnenerfahrung. Glaubhaft, aber mit Augenzwinkern versetzten sich die Laienschauspieler in ihre Rollen. Reiner Gerdes gab den etwas dösigen und schüchternen Bauern Bodo, Elisabeth Sasse seine rührige Mutter, und Doris Niklas die neugierige Nachbarin. Richtig in Schwung kam das Hofidyll dann durch die Ankunft der schrillen Moderatorin Vera Westermann, eine Rolle, die Maritha Hütter wie auf den Leib geschnitten war. Im Kielwasser der eifrigen Fernsehdame gelangt nicht nur Kameramann Mattes (Markus Sasse) auf den Heinrichshof, sondern vor allem die Kandidatinnen Lore und Silvia (Heidi David und Nicole Bußmann).

Mit welchen Methoden die beiden sehr unterschiedlichen Damen um die Gunst des Bauern, und um ein stattliches Preisgeld, streiten, welche Rolle Verführung, Melkdienst und schlüpfrige Angebote spielen und welches überraschende Ende das heitere Bühnenstück krönt, können die Zuschauer auch nach der gelungenen Premiere noch selbst erfahren.

Die nächsten Vorstellungen sind am Samstag, 2. Februar (19 Uhr), am Sonntag, 3. Februar (16.30 Uhr) und am Sonntag, 10. Februar (ebenfalls 16.30 Uhr) in der Aula des Schulzentrums in Haltern, Holtwicker Straße.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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