Nach Grabungen: Die Römer wollten auf Dauer in „Aliso“ bleiben

So wie auf diesem Modell im Halterner LWL-Römermuseum könnte das Grab aussehen, das die Ausgräber jetzt in Berghaltern entdeckt haben. | Foto: Foto: LWL/S. Brentführer
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Die seit fünf Wochen andauernden Grabungen in Haltern belegen: Die Römer wollten auf Dauer in „Aliso“ bleiben. Derweil ärgern die Wissenschaftler sich über Raubgräber, die nachts auf dem Feld unterwegs sind und Befunde zerstören.
Die Grabungen auf dem Areal zwischen Weseler und Dorstener Straße erlauben wertvolle neue Einblicke in Halterns bewegte Vergangenheit. Sie bestätigen, dass die Römer auf Dauer in „Aliso“ bleiben wollten. „Sonst hätten sie ihre Toten hier nicht bestattet“, so Dr. Bettina Tremmel, die Archäologin des LWL.
Seit mehr als fünf Wochen arbeiten sich Grabungstechniker und -zeichner des LWL sowie Asylbewerber (für acht Stunden bekommen sie 20 Euro) durch das Areal, auf dem das Baugebiet Berghaltern fortgesetzt wird, legen Schicht um Schicht den Boden frei. Reste von römischen Grabbauten haben sie gefunden, Leichenbrand, eine fast vollständige, wenn auch zerscherbte Urne, sowie Menschen- und Tierknochen. Die Menschenknochen stammen von römischen Legionären, die Tierknochen, unter anderem ein voluminöses Gebiss mit Mahlzähnen, aus einer germanischen Siedlung.
Seit 1982 steht das Gelände nach Entdeckung eines Gräberfeldes unter Grabungsschutz, seit August 2003 wird das geplante Baugebiet in Abschnitten archäologisch erforscht. 2004 wurden 20 Grabbauten entdeckt. „Das war damals ein Überraschungsfund“, so die Wissenschaftlerin. Für die Archäologie bedeuten diese Funde: In Haltern findet sich für die frühe Zeit des Augustus das beste und am vollständigsten erhaltene Gräberfeld nördlich der Alpen. Die Römer verbrannten ihre Toten, sortierten den Leichenbrand fein säuberlich aus, füllten die Asche und kleine Knochen in Kochtöpfe. Auch Speisen wurden den Gräbern beigegeben.
Eine solche Urne ist für Dr. Tremmel der Sensationsfund der jüngsten Grabung. In der Restaurierung wird die Urne rekonstruiert, geklebt, damit sie möglichst vollständig erhalten wird. Sie ist eine Facette in der wissenschaftlichen Auswertung, die der Münsteraner Archäologe Dr. Stephan Berke für das gesamte Gräberfeld erarbeitet und publiziert.
Von den Grabbauten zeugen nur unterirdische Fundamentierungen. „Überirdisch ist nichts mehr vorhanden“, so Dr. Tremmel. Dennoch erhoffte sich jener Raubgräber, der nachts unterwegs war, mehr: Abdrücke eines Metalldetektors und Spatenstiche haben ihn verraten. Sehr zum Ärger der Archäologin. Immer wieder bewegten sich nachts Räuber in den Grabungen auf der Suche nach Münzen, Militaria, Eisen, Bronze, die sie aus der Erde klauben. Der Raubgräber in Berghaltern setzte sein Gerät „drei Spaten tief in die Befunde“, so die Wissenschaftlerin, „und zerstörte einen zwei Meter langen Befund mit Holzkohle“. Er ist unwiederbringlich vernichtet. Die Stadt Haltern hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Ein Hinweis: Die Grabungsfelder sind zugeschoben. (ist)

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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