Märchen aus dem alten Venedig
Lesung im Spieker verzauberte Zuhörer
Haltern. Durch die Jahrhunderte war Venedig, schillernde Stadt in der Lagune, fruchtbarer Boden für Myriaden von Volksmärchen und Legenden. Diese wurden vermutlich über einem Teller Pasta und reichlich Landwein in geselliger Runde weitergereicht wie ein köstliches Gericht.
Der bekannte Märchensammler Domenico Giuseppe Bernoni (1828-1877), von dem wir nicht mehr wissen als seinen Namen, hat sie glücklicherweise niedergeschrieben, weshalb Michael Van Ahlen seine Zuhörer mit ausgesucht spannenden, urkomischen, erotischen, manchmal recht drallen, derben Geschichten glänzend unterhalten konnte: „Die Hexen von Fondamento Nuevo“ etwa, „Die Bratwurst und das Wiesel“, „Die falsche Braut“ oder „Der halbe Fischer“.
Märchen so bunt wie die Bänder der Gondoliere, so schillernd und geheimnisvoll wie die mit Federn, Strass oder Spitze garnierten venezianischen Masken, die dem Spieker an diesem mausgrauen Karnevalssonntag etwas vom Charme eines „Carnevale di Venezia“ verliehen. Klar, dass auch „Eine Karnevalsgeschichte“ im Programm auftauchte. Prinzen und Prinzessinnen, Hexen und Feen, Kaufherren und sogar eine listige Gans bevölkern als Protagonisten das manchmal denkwürdige, bizarre Geschehen, doch die Hauptrolle spielt natürlich die Liebe, die immer siegt. Mit ihrer Blockflöte stimmte Andrea Möller das Publikum haargenau auf den Tenor jeder Geschichte ein, mit Kompositionen von Robert Clérisse, Jacob. van Eyck (1590-1657), Jean-Baptiste Loeillat (1688-1730), Georg PhilipTelemann (1681-1767), Louis de Caix d’Hervelois (1680-1759) und Johann Sebastian Bach (1685-1759). Mit „Piccolo“, einem irischen Stück, verabschiedete sie sich vom Publikum.
Am Sonntag, den 7. April gibt’s ein Wiederhören mit Michael Van Ahlen. Lassen Sie sich vorlesen: „Der Ersatzmann oder Ein Pariser Abenteuer“ aus der Feder eines der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts: Guy de Maupassant. (E.M.)
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