Krippenausstellung: Heiliges Land im Heimathaus
Das Heilige Land liegt in diesen Tagen in Lippramsdorf: Rund 80 zum Teil historische Krippen vereinen sich im Heimathaus zu einer Weihnachtslandschaft, die ihresgleichen sucht.
Schafe wandern über die grünbraune Landschaft, die Hirten stehen entrückt vor der Krippe, während viele Marias und Josefs dankbar auf ihre Jesuskinder schauen: Von der ungewöhnlichen Häufung der biblischen Figuren sind viele Betrachter im Heimathaus am Anfang etwas überrascht. Wenn sich das Auge aber erst einmal an die Vielfalt gewöhnt hat, kann man viele spannende Details entdecken.
"Das Spannendste sind aber die Geschichten, die mit diesen Weihnachtskrippen verbunden sind", erklärt Marko Weibels. Der katholische Theologe und Kirchenmusiker hat die Ausstellung mit aufgebaut und führte mit viel Fachwissen durch die Sammlung. "Diese Krippe hier hat zwei Kriege überstanden", erklärt Weibels und bleibt vor einem Diorama stehen, das vor über hundert Jahren in Thüringen gefertigt wurde.
Auch wenn heute der ideelle oft den finanziellen Wert der Krippen übersteigt, waren die biblischen Figuren seinerzeit oft große Schätze für die Familien. "Sehr viel wichtiger noch als der Weihnachtsbaum", betont Weibels. Erst in den 1920er Jahren habe der Christbaum Einzug in die Privathaushalte gefunden, während die ersten Weihnachtskrippen bereits in der Frühen Neuzeit von emsigen Jesuiten aufgestellt wurden. Der Sinn ist dabei ganz offensichtlich: "Man wollte die Weihnachtsgeschichte zu Greifen nah haben", erklärt der Theologe. Da sich nicht jeder die teuren Figuren leisten konnte, war auch in den Gemeindekirchen stets eine Krippe zu finden.
Nicht nur für Theologen und Historiker spannend zu sehen ist die Gestaltung der Figuren, die man im Heimathaus derzeit sehr gut nachvollziehen kann. "Die Farben für Maria und Josef sind festgelegt", sagt Marko Weibels und erläutert die Bedeutung etwa von Blau, Weiß und Rot bei der Maria: "Blau als kostbarste Farbe ist die Marienfarbe, Weiß steht für Unschuld und Rot für die Liebe." Noch interessanter ist aber oft die Form der Hirten, die oft der lokalen Landbevölkerung entsprechen. "Man wählte die Tracht so, dass sich die Menschen vor Ort in den Krippen repräsentiert fühlten", erläutert der Fachmann und zeigt den Besuchern eine süddeutsche Figurengruppe. Tatsächlich, viel bayerischer geht es kaum.
Solche kleinen Details sind es, die die Krippenausstellung im Heimathaus so besonders machen, aber natürlich auch die Vielfalt. Da sind die Papierkrippen aus der Kaiserzeit, die auch für ärmere Familien erschwinglich waren, die barocken "Fatschenkinder", die ein gewickeltes Jesuskind repräsentieren, oder die vielen anderen bunten Weihnachtsensembles, die von rund 80 Familien aus der Umgebung bis zum 15. Dezember als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden. Treibende Kraft hinter der Ausstellung ist vor allem Maria Lensdorf, die sich trotz ihrer Reife eine kindliche Freude im besten Sinne über die vielen Krippen bewahrt hat. Unermüdlich hatte sie mit einigen Helfern über viele Stunden und Tage die große Ausstellung zusammengeführt und auf ansprechende Weise präsentiert. Seit 16 Jahren entsteht so die beeindruckende Weihnachtslandschaft jedes Jahr auf's Neue.
Natürlich wäre das Erlebnis Heimathaus nicht komplett, wenn man sich den duftenden Kaffee oder den leckeren Kuchen aus der alten Bauernküche entgehen lassen würde. An den kommenden beiden Adventswochenenden bekommen die Krippen zudem noch lebende Verstärkung: Samstags um 17 und Sonntags um 14.30 sowie 17 Uhr wird das beliebte Krippenspiel mit tierischer Unterstützung wieder am Heimathaus zu sehen sein.
Öffnungszeiten der Krippenausstellung vom 1.12. bis 15.12.2013
Sonntags von 10 bis 18 Uhr
Werktags von 14 bis 18 Uhr
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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