Holzkohlenmeiler: Wald und Rauch

Fünfzig Raummeter Roteiche verbergen sich unter der dünnen Erdschicht, die ein Verbrennen des Holzes verhindern soll. Am Ende des Verkohlungsprozesses können so bis zu sechs Tonnen Holzkohle gewonnen werden. Fotos: Pieper
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  • Fünfzig Raummeter Roteiche verbergen sich unter der dünnen Erdschicht, die ein Verbrennen des Holzes verhindern soll. Am Ende des Verkohlungsprozesses können so bis zu sechs Tonnen Holzkohle gewonnen werden. Fotos: Pieper
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Würde man Meiler mit "a" schreiben, würde es in Haltern niemanden wundern: Die Tradition der Holzkohlengewinnung ist so eng mit dem Wonnemonat verknüpft, dass sich viele Ausflügler am 1. Mai kein anderes Ziel vorstellen konnten. Noch bis zum 17. Mai schmaucht es am Dachsberg vor sich hin.

Auf diesen Moment haben die Menschen gewartet: "Gut Brand" ruft es vom Gipfel des erdbedeckten Hügels, wo Gläser mit klarem Schnaps in die Sonne gereckt werden. Gerade eben haben die Köhler Dirk Vogel und Andy Heidecke frische Glut in den Anzündschacht fallen lassen. Damit wird unter der dünnen Haut aus dunkler Erde ein Verkohlungsprozess in Gang gesetzt, der aus fünfzig Raummetern Roteiche beste Halterner Holzkohle machen soll.

Die beiden Köhler stehen dabei in einer langen Tradition von Handwerkern, die über die Jahre in Haltern drei lange Maiwochen lang Tag und Nacht am Meiler ausharrten, und natürlich in der Jahrhunderte langen Geschichte des Köhlergewerbes. Vor der industriellen Revolution wurden die Schmieden Europas mit der Holzkohle befeuert, mit der man viel höhere Temperaturen erreichen konnte, als mit dem rohen Geäst.

Roheisen zu Kampfgerät

Wie das ganze in der Praxis aussehen konnte, zeigte Tom Späth. Der Museumsschmied hatte eine Esse mitgebracht und demonstrierte den staunenden Besuchern, wie man im Mittelalter rohes Eisen in der Kohlenhitze zu Waffen und Werkzeug schmiedete. Beim hellen Klang des Schmiedehammers wurden die Gäste somit an eine Zeit erinnert, als Metall noch keine selbstverständliche Alltagsware, sondern mühsam erarbeitetes Kulturgut war.

Das Kohlenglühen ernährt heute weder Schmied noch Köhler, aber dafür die zahlreichen Grillfans, die mit Spannung auf den 22. Mai warten. Dann wird, sofort alles gut geht, die frische Meilerkohle am Forsthof in der Haard verkauft. Bei Branddauer und Hitzeabgabe gibt es kaum einen BBQ-Fan, der nicht auf die Halterner Kohle schwören würde.

Kultur im Kohlenrauch

Bis es soweit ist, sind die beiden Köhler aber nicht alleine in der Haard: Ein breites Kulturangebot umrahmt den Herstellungsprozess am Meilerplatz. So schwitzen Nachwuchssportler bei den Waldjugendspiele in der Haard (5. Mai, ab 9 Uhr), während es bei spannenden Lagerfeuergeschichten (13. Mai, 21 Uhr) und einem Kindertheaterstück (10. Mai, 16 Uhr) beschaulicher zugeht. Dann verzieht sich der Rauch wieder aus den Wäldern - bis zum nächsten Jahr.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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