Halterner Autorin Eva Masthoff ist mit Beitrag im Vestischen Kalender vertreten

Vestischer Kalender 2017
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Wie ein Gedicht eine Odyssee voller Irrungen und Wirrungen auslöste, die nun als spannender Beitrag im neuen Vestischen Kalender erschien.

Seit 1923 veröffentlicht der Verein für Orts- und Heimatkunde im Vestischen Kalender was sich im Vorjahr an erinnerungswürdigen Ereignissen zugetragen hat. Ziel dieses Kalenders war es stets, alle Bevölkerungskreise über die natürliche, geschichtliche, volktümliche, künstlerische und wirtschaftliche Entwicklung des vestischen Raumes zu informieren. Zeitzeugnisse aus der Vergangenheit gehören deshalb natürlich auch dazu.

In der im 88. Jahrgang erscheinenden Ausgabe für 2017 wird die Halterner Autorin Eva Masthoff erneut mit einem eigenen Beitrag vertreten sein. "Kennen Sie Vimy" lautet der Titel des Werkes, das sich geschichtlich mit dem ersten Weltkrieg befasst und an einen Bergrücken erinnert, der sich als Kriegsgedenkstätte im nordfranzösischen Artois befindet.

Die Idee sich mit diesem literarischen Beitrag an die Redaktion des Vestischen Kalenders zu wenden kam Frau Masthoff eher zufällig. Ausschlaggebend war eine Lesung vor den Damen von "Aktiv in das Alter" (AIDA) im Josefshaus in Haltern. Erst die Reaktion einer Zuhörerin auf ein im Jahre 2014 entstandenes Gedicht "Vimy" über die Schlacht in der gleichnamigen, französischen Stadt im ersten Weltkrieg, bewog sie zu dem Gedanken. Für Frau Masthoff unerwartet kannte die alte Dame den Ort und hatte eine eigene, äußerst ergreifende Geschichte, die sich damit verband.

Vimy 2014

Septembermorgen:
kristallene Klarheit blaut über
„Mother Canada",
Stein gewordene Trauer um grablose Söhne.
Den Kopf geneigt den Osten,
schaut allein Dein Kalksteinkörper,
blendend weiße Pietä,
dem neuen Tag entgegen.
Gesenkt Augen, blind für tausende
in Stein geschriebene Namen,
ihre Gesichter kennt schon Dein Herz,
blind für den Sarkophag,
mit Lorbeer bekränzt,
die sanft gewellte Ebene von Douai,
getränkt mit dem Blut Deiner Söhne.
Schau zurück!
Die Granattrichter und Gräben von einst,
jetzt gräserne Wogen
smaragdgrünen Meers,
Schafe wie Schaumkronen,
pastorale Idylle.
Schau zurück!
Die Toten, sie gehen nicht hinter Dir,
sie gehen nicht neben Dir.
Auf Schattenfüßen sind sie
längst in Dein Herz gezogen
und ziehen lächelnd
durch Deine Träume, ein zärtliches Grab.

Station auf der Reise der Erinnerung an den ersten Weltkrieg

Zuhörerin Helga Röwer erzählte daraufhin von Kindheitserinnerungen im niederschlesischen Strehlen, von ihrem Vater, der als Soldat in der Schlacht bei Vimy dabei war, von der Erleichterung darüber, dass er durch einen glücklichen Umstand das Massaker überlebt hatte, seine Verlegung in ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager und endlich nach vielen Irrungen die Rückkehr nach Hause.

Vimy bezeichnet heute ein kanadisches Nationaldenkmal in Nordfrankreich. Der auf einem Bergrücken gelegene Ort war ein wichtiger Teil des deutschen Verteidigungssystems im Artois gewesen. Die Schlacht um den "Vimy Ridge", in der kanadische Truppen im April 1917 im Alleingang diese deutsche Festung eroberten, gilt als identitätsstiftendes Ereignis der kanadischen Nation.

Es folgte für Masthoff eine Spurensuche, die ein ganzes Jahr andauerte. Sie brachte sie mit dem in Nordfrankreich lebenden Briten Simon Godly zusammen, der über das in Eva Masthoffs Bericht behandelte Thema nahezu unerschöpfliche Kenntnisse hatte. Bei ihrer Recherche wurde sie auch von Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadtarchivs Recklinghausen, tatkräftig unterstützt.

Herausgekommen ist ein Bericht, der Aussagen von Zeitzeugen zu einem einzigartigen Bild einer relativ unbekannten Stätte des ersten Weltkrieges zusammenfügt und sich dabei wie ein spannender Abenteuerroman in Kurzform liest.

In der vergangenen Woche wurde das Vestische Jahrbuch 2017 in Recklinghausen offiziell vorgestellt.

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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