Ergreifende Lesung: Liebesgeschichte während der Nazi-Herrschaft

Mehr als 100 Interessierte hörten Randi Crott gebannt zu, als sie aus ihrem Buch „Erzähl es niemandem!“ vorlas. Die stellvertretende Bürgermeisterin Hiltrud Schlierkamp hatte diesen Termin im vergangenen Jahr angeregt, um einen weiteren Beitrag zum Holocaustgedenktag anzubieten. Foto: Stadt
  • Mehr als 100 Interessierte hörten Randi Crott gebannt zu, als sie aus ihrem Buch „Erzähl es niemandem!“ vorlas. Die stellvertretende Bürgermeisterin Hiltrud Schlierkamp hatte diesen Termin im vergangenen Jahr angeregt, um einen weiteren Beitrag zum Holocaustgedenktag anzubieten. Foto: Stadt
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Haltern. Sehr großen Anklang fand die Lesung der WDR-Redakteurin Randi Crott am Montagabend im Alten Rathaus. Mehr als 100 Interessierte hörten ihr gebannt zu, als sie aus ihrem Buch „Erzähl es niemandem!“ vorlas. Die stellvertretende Bürgermeisterin Hiltrud Schlierkamp hatte diesen Termin im vergangenen Jahr angeregt, um einen weiteren Beitrag zum Holocaustgedenktag anzubieten. VHS, Musikschule (mit gelungenen Musikbeiträgen), Stadtbücherei und Altertumsverein sorgten gemeinsam dafür, dass dies gelingen konnte.

In ihren einleitenden Worten machte Randi Crott keinen Hehl daraus, was sie von den aktuellen Ereignissen und Äußerungen einiger Unbelehrbarer hält: „Beim Schreiben dieses Buches habe ich mir nicht vorstellen können, was sich bei uns noch alles abspielen kann.“
Die Rundfunkjournalistin schildert in ihrem Buch eindrucksvoll die Liebesgeschichte ihrer Eltern, deren komplette Wahrheit sie auch erst nach dem Tod ihres Vaters erfahren hatte. Er war Halbjude und gehörte der deutschen Wehrmacht an, die während des Zweiten Weltkrieges fünf Jahre lang in Norwegen gewütet hatte. Helmut Crott verliebt sich in die junge Norwegerin Lillian, die allen mit dieser Liebe verbundenen Sanktionen und Problemen nicht aus dem Wege geht. Randi Crott fragt sich: „Ohne Hitler, ohne diesen Krieg gäbe es mich nicht, welches Gefühl ist dafür reserviert?“

Randi Crott fragt sich: „Ohne Hitler, ohne diesen Krieg gäbe es mich nicht, welches Gefühl ist dafür reserviert?“

Ihre Mutter muss sogar erleben, dass ihre Eltern mit ihr brechen, die den deutschen Besatzer strikt ablehnen. Doch Lillian und Helmut bleiben sich treu. Sie schafft es sogar, ihn am Ende des Krieges im Gefangenenlager zu besuchen. Und auch dort, als klar ist, dass er nach Deutschland gebracht wird, erklärt sie ihm, dass sie auch die nächsten 50 Jahre auf ihn warten werde. 1947 schafft sie die illegale Ausreise nach Deutschland. Im April 1948 heiraten sie in Wuppertal. Dazu gratulieren dann auch die Eltern aus Norwegen. Lillian ist heute 94 Jahre alt. Glücklich berichtet Randi Crott, dass am 90. Geburtstag ihrer Mutter dieses Buch auch auf Norwegisch erschienen ist.
Der Kreis der Aufarbeitung dieser Familiengeschichte schließt sich nun, denn am 2. Februar startet der Kinofilm „Erzähl es niemandem“, den der Ehemann von Randi Crott, Klaus Martens, produziert hat. U.a. wird er in Münster und Essen zu sehen sein.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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