Boas Festas - Weihnachten auf brasilianisch
Samba, Strand, Karneval und ausgelassene Lebensfreude - das sind die Bilder, die uns in den Sinn kommen bei dem Gedanken an Brasilien. An beschauliche Adventszeit und Weihnachten denkt man da eher nicht. Erst recht nicht bei knapp 30 Grad im Schatten.
Während hierzulande knackige Kälte herrscht und der erste Schnee leise rieselt, wird es im brasilianischen Süden gerade Sommer. Die größtenteils christliche Bevölkerung nimmt religiöse Anlässe sehr ernst und Weihnachten mit aller dazugehörigen Deko, Tannenbaum und Glitzerschmuck kennt man auch hier. Die bei uns so typische Weihnachtsstimmung vermisst man allerdings.
Diese Erfahrung hat auch Nabila El Arbi aus Haltern gemacht. Schon 2010 verbrachte sie ein Auslandsschuljahr in Manaus. Seit Juni diesen Jahres lebt und studiert sie in Porto Alegre. In diesem Jahr feiert sie das zweite Weihnachtsfest in Südamerika und stellt fest, dass Weihnachten hier doch etwas anders abläuft als in Europa. Zwar erstrahlt auch hier schon Wochen vorher die ganze Innenstadt in geradezu pompöser Weihnachtsdekoration. Zwanzig Meter hohe Tannenbäume mit Kugeln so groß wie Medizinbälle und Weihnachtsmänner, die man unter ihren Bärten und dicken, roten Mänteln bei 30 Grad im Schatten eher bedauert als bewundert, säumen die Einkaufsstraßen. Den bei uns obligatorischen Glühwein nach dem Geschenke-Kauf ersetzt man dann doch lieber durch einen erfrischenden Caipirinha.
Der Zauber der Weihnacht will da nicht wirklich überspringen. Zum einen liegt es wohl an der drückenden Hitze, die so gar nicht zu unserem Bild einer romantischen, weißen Weihnacht passen will. Zum anderen legen die Menschen hier viel größeren Wert auf das Osterfest. Die Auferstehung Christi ist von sehr viel größerer Bedeutung als seine Geburt und wird daher wesentlich wichtiger genommen.
So fehlt in Brasilien die Adventszeit und damit die Wochen, in denen wir uns hierzulande auf Weihnachten einstellen. In der Zeit, die wir nutzen um Geschenke zu kaufen, zu basteln, Kerzen aufzustellen und mit den Kindern Weihnachtsgedichte für das Fest einzustudieren, weisen hier lediglich Tonnen von Kunstschnee in den Schaufenstern und die lebensgroßen Krippen in den Kirchen auf die Winterzeit in Europa und das baldige Fest hin.
Der 24. Dezember wird ähnlich begangen wie bei uns. Da man nicht an das Christkind glaubt, läuft die Bescherung etwas nüchterner ab. Aber auch hier gibt es ein typisches Weihnachtsessen, das man im Kreise der engsten Familie ausgiebig genießt. Den ersten Weihnachtstag nutzt man um Verwandte zu besuchen - auch wie bei uns.
Wird einem da nicht etwas wehmütig ums Herz, wenn man daran denkt, dass in der fernen Heimat nun alle seine Lieben um den Baum versammelt sind und Weihnachtslieder singen? "Nicht wirklich", meint Nabila: "Klar wäre man in diesem Augenblick gerne zuhause. Aber wenn dann die Freunde mit gepackten Badetaschen vor der Tür stehen und das Meer ruft, dann vergisst man es auch schnell wieder." Also auf zum Strand wo aus Lautsprechern lateinamerikanische Rhythmen mit ihrem "Girl from Ipanema"- Feeling das Blut zum Tanzen bringen, während in den Schaufenstern der Stadt schon leise der Kunstschnee rieselt...
Autor:Antje Clara Bücker aus Haltern |
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