Bauarbeiter entdecken Überreste des alten Stadtgrabens
Bauarbeiten für ein Drei-Familien-Haus an der Grabenstiege/Zum Mühlengraben haben Zeugnisse des historischen Halterns zutage gefördert. Überraschend hat man im Untergrund an der Grabenstiege Überreste des alten Stadtgrabens entdeckt. Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben daraufhin die Baustelle still gelegt.
„Vom Zuschnitt des ausgebaggerten Lochs ist das ein Volltreffer“, schwärmt Halterns Stadtarchivar Gregor Husmann. Sehr schön seien die beiden, nach unten schräg zulaufenden Böschungsseiten zu erkennen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Graben dann mit Erde verfüllt. Die LWL-Archäologen gehen nicht davon aus, dort auf Funde zu stoßen: „Die Füllschicht ist völlig steril.“
Der Graben umgab einst die Stadt Haltern. Seine Ausmaße sind für eine mittelalterliche Stadt wie Haltern „recht ordentlich“ (Husmann): fast drei Meter hoch und siebeneinhalb Meter breit. Verglichen mit den Gräben größerer mittelalterlicher Städte könne sich der Halterner Stadtgraben durchaus mit diesen messen.
Seine Datierung lässt sich anhand zweier Daten zeitlich eingrenzen: 1289 erhielt Haltern die Stadtrechte, 1339 erwarb die Stadt die Getreidemühle, die bis dato im Besitz des Domkapitels von Münster war. „In diesem Zeitraum muss der Stadtgraben entstanden sein“, sagt Halterns Stadtarchivar Gregor Husmann. Die Stadtrechte 1289 seien die „Initialzündung für den Ausbau und die Befestigung der Stadt“ durch Mauer und Stadtgraben gewesen. Als die Stadt über den Graben hinauswuchs, entfiel diese Bestimmung. „Mit dem Erwerb der Getreidemühle 1339 übte die Stadt die Kontrolle über das Getreidegut aus und die war nur mithilfe einer Stadtmauer und fertigen Toranlagen umzusetzen“, so Husmann. Der jetzt entdeckte Stadtgraben ist Teil der nördlichen Befestigungsanlage, liegt zwischen den beiden Toranlagen Mühlen- und Rekumertor.
„Es handelt sich dabei nicht um den eigentlichen Hauptgraben der Stadtbefestigung, dessen Verlauf uns überliefert ist“, sagt LWL-Archäologe Dr. Hans-Werner Peine. Vielmehr zeugten die sich deutlich im Boden abzeichnenden Grabenspuren von der Existenz eines zweiten Außengrabens, der dem Wall, dem Hauptgraben und der Stadtmauer im Norden der Stadt vorgelagert war. Solche doppelten, der Stadtmauer vorgelagerten Grabensysteme seien im Mittelalter eine durchaus gängige Methode, um die Stadt vor Gefahren und Eindringlingen zu schützen, so Peine. Im Süden der Stadt Haltern sei eine doppelte Befestigung nicht erforderlich gewesen, weil dort die Lippe einen natürlichen Schutz bot.
Wie lange die Baustelle an der Grabenstiege still liegt, ist offen. „Das liegt nicht in unseren Händen, sondern entscheiden die Archäologen“, so Stadtsprecher Georg Bockey. Man werde sich aber um eine zügige Fortsetzung der Bauarbeiten bemühen.
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