Archäologischen Ausgrabungen auf dem Freigelände beginnen 2012
Haltern. Der Blick aus dem Ausstellungsraum des Westfälischen Römermuseums auf das Freigelände lässt die Dimension erahnen, die der Archäologische Park Haltern einnehmen wird. Dort, auf einer Fläche von 4,8 Hektar, wird ein Teil des römischen Hauptlagers Aliso (7/5 v. Chr. bis 9 n. Chr.) wieder erstehen. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Freigelände beginnen 2012. „Das ist ziemlich sicher, das läuft alles“, sagt Frank Tafertshofer, Sprecher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Der Park zwischen Arminiusstraße und der Straße Zum Silverberg ist für die Seestadt die Attraktion, seine Entstehung eine Sensation. Der LWL nennt es ein völlig neues Betriebskonzept und ein „deutschlandweit einmaliges kulturelles Projekt“, das sich grundlegend von bereits existierenden Parks unterscheidet. Der Park entsteht als „archäologisches Experiment“.
Das große Glück für Wissenschaftler und Besucher: Das Grabungsfeld liegt auf dem Teilareal des römischen Hauptlagers, in dem zeitweise bis zu 5000 römische Soldaten lebten. Auf Grundlage der Ausgrabungsergebnisse werden die Gebäude direkt auf den römischen Gebäudespuren errichtet.
Mit Toranlage, Teilen der Umwehrung, Tribünenhäusern und Legionskasernen soll hier aber kein „Disneyland der Archäologie“ entstehen, sondern Besucher sollen sich die römisch-germanische Geschichte „erarbeiten“. Familien mit Kindern und Schulklassen erleben römische Bauweise nicht nur als Zuschauer, sondern durch eigenes Ausprobieren. In einem eigens eingerichteten „Experimentierfeld“ außerhalb der eigentlichen, zu rekonstruierenden Gebäude können sie unter museumspädagogischer Betreuung das Holz-Skelett eines kleinen Fachwerkgebäudes zusammenbauen, Schindeln selber herstellen oder Lehmflechtwerk verputzen. Die Besucher, so wollen es die Museumsmacher, sollen sich fühlen wie vor 2000 Jahren.
Wer nicht „arbeiten“, sondern sich auf die Position des stillen Betrachters zurückziehen will, dem werden „Blicke in die Römerzeit“ gewährt. Die Technik macht’s möglich. Durch Ferngläser und Türspione schauen Besucher auf virtuelle Rekonstruktionen von Architektur und Umgebung, werfen einen Blick in die Legionärsunterkünfte. „Auf diesem Weg wird es möglich, das komplette Lager zu zeigen, auch wenn etwa nur ein Sechstel real konstruiert wird“, erläutert Bauherr LWL.
Zur Hauptattraktion könnten allerdings die Wissenschaftler selber werden, wie sie sich durch den römisch-germanischen Staub graben. Um größtmögliche Authentizität zu wahren, sollen nur die in römischer Zeit verwendeten Materialien (Holz, Lehm, Erde), Werkzeuge und Arbeitsmethoden angewendet werden. Der LWL fügt aber einschränkend hinzu, „dass nach derzeitigem Kenntnisstand alle am Bau Beteiligten mit modernen Sicherheitsschuhen, Arbeitskleidung und Helm ausgerüstet sein müssen“.
Die Gebäude werden in Fachwerkbauweise errichtet. 12 bis 15 Arbeitskräfte sollen kontinuierlich an der Baustelle im Einsatz sein. Teilnehmer einer Jugendbauhütte, Bundesfreiwillige, Workshop-Teilnehmer und natürlich studentische Hilfskräfte könnten die Handwerker unterstützen. Last, but not least: Vorstellbar wären auch Übernachtungen für Gruppen und Familien in den Legionärsunterkünften. (ist)
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